1| Der Fremde

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Eftelya Karay
Er sitzt mir gegenüber und rührt in seinem Cocktail rum, während sein Blick an der Wand klebt. Der Fremde sah so nachdenklich aus. Zu gern würde ich wissen an was oder wen er dachte. Sein Handy leuchtete bereits seit Stunden auf. Entweder bekam er unzählige Nachrichten oder er wurde angerufen, doch er reagierte nicht drauf.

Wem gehörten seine Gedanken?
Er war sauer, dass konnte man blind von seinen Gesichtszügen ablesen. Sein Kiefer war angespannt und wieder trank er mit einem Schluck, die durchsichtige Flüssigkeit.

Seine dunkeln Haare fielen in sein Gesicht, die er immer wieder zurück strich, doch sie waren nicht zu bändigen. Mein Blick fiel auf seine linke Hand. Ein Ehering? Warum ist mir das garnicht vorher aufgefallen? Er sah sich den Ring genau an und drehte ihn immer wieder um seinen Finger. Ehe er nach endlosen Minuten tief Luft nahm und den Ring auf den Tisch ablegte.

Seine Frau machte ihn also so wütend oder gab es was anderes? Der Fremde, bestellte sich noch einen Getränk und dieser Prozess wiederholte sich immer wieder. Seufzend schrieb ich in meinem Notizbuch hinein.

Ehestreitigkeiten und Trauer mit Alkohol beseitigen?

Ich umkreiste diesen Punkt und schrieb meine Gedanken auf, neben bei beobachtete ich verschiedene Menschen und kritzelte weiter in meinem Buch. Mein Blick schweifte zu meiner Uhr. Es war schon ziemlich spät. Ich trank mein Glas Wasser aus und packte mein Notizbuch in meine Tasche. Der Fremde saß immer noch dort, der Abend fing mit seinem strengen Hemd an, endetet mit aufgeknöpften Knöpfen und hochgekrempelten Ärmeln bis zum Ellenbogen.

»Wir schließen.«, rief der Barkeeper dem Fremden zu und er fuhr sich über sein Gesicht und unsere Blicke kreuzten sich, dass erste Mal. Mit einem amüsierten Lächeln schaut er mich an und lässt sein Blick über meinen Körper fahren. Arschloch!

»Ich gehe nachhause Mert! Schönen Feierabend wünsche dir. Pass auf dich auf.«

Mert lächelt mich sanft an und mahnt mich wie immer, dass ich vorsichtig nachhause gehen und ihm schreiben soll, wenn ich zuhause war.

Lächelnd lief ich aus der Bar heraus.
»Warte!«, höre ich jemanden hinter mir rufen, weshalb ich stehen blieb und meine viel zu große Jacke enger um meinen Körper drückte. Ich drehte mich um und sah den fremden Mann wütend vor mir stehen.

»Du bist eine Reporterin! Stimmt's?«, sagt er und wollte nach meiner Tasche greifen, doch ich wich ihm gekonnt aus.

» Behalte deine Pfoten bei dir! Eine Reporterin bin ich ganz sicher nicht!«, zischte ich sauer und sah ihn seine giftigen grünen Augen.

»Prinzessin, denkst du wirklich, dass ich den ganzen Abend nicht gemerkt habe wie du mich angehimmelt hast? Und du etwas in dein kleines Büchlein reingeschrieben hast!«, fuhr er mich wieder an.

»Du spinnst doch!", lachte ich fälschlich auf und wollte weiter laufen, doch er zog mich am Handgelenk zurück.

»Fass mich nicht an!«, brüllte ich ihn sauer an und befreite mich aus seinem Griff.

Er zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich und seine Augen spuckten förmlich Hass. »Anscheinend weißt du nicht, wer vor dir steht Prinzessin, aber wehe du veröffentlichst irgendwas von dem was du geschrieben hast! Dann darfst du mich richtig kennen lernen!"

Arrogantes Mistkerl, dachte ich mir und lief los. Ich hörte noch wie jemand die Tür zuschlug und einige Minuten fuhr ein Auto mit blitz Geschwindigkeit an mir vorbei.
Natürlich was es der Fremde. Ich glaube nicht, dass mein Notizbuch ihn so wütend machte, dahinter müsste mehr stecken.

Warum sollte er den ganzen Abend warten um mich drauf anzusprechen?
Er war wütend auf etwas anderes und wollte irgendwo seine Wut rauslassen, dass er auch noch in diesem Zustand Auto fuhr. Unglaublich. Dafür, dass er so viel getrunken hatte, war er immer noch bei Sinnen und konnte auch gerade stehen.

Im Studentenheim angekommen, lief ich leise in mein Zimmer, da es schon ziemlich spät war und wahrscheinlich alle hier am schlafen waren. Ich fing in meinem Zimmer sofort mit meiner Facharbeit an, doch nur eine kurze Zeit später wurde ich von meiner Schwester unterbrochen.

Sei morgen um 8.30 zuhause!
Es ist wichtig, keine Verspätung.
Angemessene Kleidung!

Ich verdrehte die Augen und sperrte mein Handy zu. Sie und mein Bruder waren die Lieblinge unserer Familie. Ich war nur, das schwarze Schaf. Das Kind, welches nicht gewollt und nur ein Fehler war, dass ließen sie mich auch ganze zweiundzwanzig Jahre spüren. Aufgewachsen bin ich mit den unterschiedlichsten Nanny's, dann ging es weiter auf dem Internat und zu guter Schluss hier auf der Universität. Ständig war ich weit weg von zuhause, doch ich wusste eines Tages würde alles ein Ende haben. Ich wäre meine nervigen Eltern los, die mich ständig hin und her schubsten und meine Geschwister, die mir ständig sagten, was ich tun soll und was nicht.
Ich würde die richtige Liebe kennenlernen!

Ich packte mein Laptop weg und machte mich bettfertig, denn morgen erwartet mich schließlich ein langer Tag mit der Familie Karay.

[...]

Ich stieg aus dem Bus aus und lief in das Viertel, wo sich unser Haus befand. »Herzlichen Willkommen zuhause Frau Karay. Ihre Eltern erwarten Sie bereits.«, der Cheffeuer meines Vaters öffnete mir die große Tür und ließ mich hineingehen.

Ich nickte ihm lächelnd zu und bevor ich anklingen konnte, öffnete meine Schwester bereits die Tür und drückte mir ein schwarzes Tuch in die Hände.  »Wo bleibst du? Habe ich nicht gesagt, dass du pünktlich sein sollst?«

Meine Eltern und mein Bruder folgten ihr aus der Tür. » Da bist du endlich! Wir warten schon so lange auf dich!«, sagt meine Mutter und ich sah auf meine Uhr.

„Ich bin pünktlich!", murmelte ich und bekam dafür einen zornigen Blick von meiner Mutter.

Es war erst viertel nach acht. Ich war nichtmal zu spät! »Wie dem auch sei. Wir fahren auf eine Beerdigung der Arslans. Benimm dich und sein ein höfliches Mädchen.«, streng sah meine Mutter in meine Augen und ich nickte widerwillig. Als wäre ich schon nicht so...

Wir stiegen alle in das schwarze Auto meiner Eltern. »Wie läuft dein Marketing Studium?«,
fragt mein Vater.

Ich unterdrückte ein Schmunzeln."Bestens. Alles im grünen Bereich.", noch wussten Sie nicht, dass ich nicht Business-Marketing studiere, sondern etwas ganz anderes. Mir war bewusst, dass es nicht gut enden wird, wenn sie herausfinden was ich studiere.
Doch, dass war mir sooooooooo egal.

Mein Vater nickt zufrieden und sie fingen an über all mögliches zu sprechen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie mich nicht ausschlossen. Aber es war okay.

Am Friedhof angekommen, beobachtete ich die vielen Menschen. Warum war ich überhaupt hier? »Unser herzliches Beileid.«, hörte ich meinen Vater sagen und drehte mich in die Richtung der Familie.

Das war doch.....Der Fremde!

Secret FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt