8 | »Jetzt bin ich endgültig tot.«

10.7K 349 32
                                    

Eftelya Karay
»Möchtest du ihn töten?«, fragte ich und schluckte.

»Ich denke nicht, aber weißt du Eftelya.«, er zog scharf die Luft ein. »Was wenn es jemand ist, denn man kennt? Der vielleicht auch eine Frau hat und sie betrogen hat. Was wenn es ein Freund ist? Oder im schlimmsten Fall einer meiner Geschäftspartner?«

Ich hielt inne und sah in seine Augen. „Aber am meisten habe ich Angst vor dem, was ich tun kann."

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll Emir.«, murmelte ich und wollte seine Schulter berühren, aber zog meine Hand wieder zurück.

»Schon in Ordnung. Warst du schonmal verliebt? So richtig?«

»Nein.«

Wissend nickte er. »Dann erwarte ich nicht von dir, dass du mich verstehst.«

Ich lehnte mich zurück und starrte den Park an. »Menschen sind egoistisch. Sie lieben und schätzen dich so lange bis sie dich brauchen.«

»Wir hätten nie heiraten sollen, dass hat alles zerstört. Eine Ehe ist ehrlich unnötig. Früher hatten wir eine schöne Beziehung, zumindest war es nicht so langweilig und die Liebe war nicht erloschen.«

»Definiere...«

»Eftelya!«, unterbrach mich jemand und wir sahen beide nach rechts. Mein Bruder.

»Jetzt bin ich endgültig tot.«, sagte ich und mein Bruder kam auf uns zu.

Emir holte aus seiner Jackentasche seine Autoschlüssel und reichte sie mir. »Du hast doch ein Führerschein oder?«

Ich nickte schnell. »Mein Auto steht vor der Universität, du kennst es ja. Renn jetzt!«, forderte mich auf und ich sah ihn überfordert an.

»Eftelya los! Drück auf die erste Adresse im Navi! Dort treffen wir uns! Geh jetzt!«

Ich tat was er sagte und rannte los. »Danke!«

Ich sah nach hinten zu Emir und der mich aufmunternd anlächelte. »Eftelya bleib gefälligst stehen!«, hörte ich meinen Bruder rufen, doch ich lief schneller.

Es war, dass zweite Mal heute, dass Emir mir das Leben rettet. Wie lange kannte ich ihn schon? Fünf Tage?

»Herr Karay! Dort ist Sie!«, schrie jemand in meine Richtung und ich sah mein Vater dort stehen. Zudem sah ich auch Emirs Auto, weshalb ich erleichtert aufatmete.

Ich rannte so schnell ich konnte und stieg sofort ins Auto, natürlich schloss ich es von innen ab. Einige stellten sich vor das Auto, doch davon ließ ich mich nicht abhalten. Ich schnallte mich an und richtete den Rückspiegel. Ohne den Augenkontakt zu meinem Vater abzubrechen, fing ich an mit dem Gas zu spielen, die Männer meines Vaters tuschelten alle miteinander und letztendlich gingen sie zur Seite. Richtige Entscheidung.

Sobald sie weg waren fuhr ich Vollgas an ihnen vorbei, doch nur nach wenigen Minuten sah ich wie mein Vater mir folgte. Komm schon Alya! Du hast dir so viele Filme angesehen, du musst ihn zurück lassen! Einatmend drückte ich noch mehr aufs Gas und innerhalb von zwei Minuten war ich auf der Autobahn. Woher diese plötzliche Selbstsicherheit kam, dass wusste ich auch nicht. Nachdem ich viele Autos überholt hatte und mein Vater ziemlich zurück gelassen hatte, bog ich in eine Raststätte.

Ich drückte auf die erste Adresse im Navi und als ich mir sicher war, dass mein Vater bereits durchgefahren ist, machte ich mich auf dem Weg zu der gewünschten Adresse von Emir.

[...]

Nach einer Dreiviertelstunde kam ich endlich bei Emir an, dieser wartete bereits vor dem Haus auf mich. Ich parkte das Auto schräg vors Haus und stieg aus.

Lächelnd warf ich ihm die Schlüssel entgegen.

»Wirklich cooles Auto. Ein echt gutes Fahrzeug.«, er fing seine Schlüssel in der Luft auf und nickte lächelnd.

»Du hast Recht. Mein Baby ist echt gut.«

»Nochmal Dankeschön. Ich weiß nicht wie ich dir danken soll. Du hast genug Probleme, dann kümmerst du dich auch noch um meine.«, seufzte ich.

»Vielleicht habe ich wegen dir einen Geschäftspartner verloren, weil ich seiner Tochter bei der Flucht geholfen habe, aber das ist halb so wichtig.«

Ohne darüber nachzudenken legte ich meine Arme um seinen Bauch. »Wirklich Dankeschön.«, ich hörte ihm tief einatmen ehe er überfordert die Umarmung erwiderte.

»Jeder hätte das gleiche getan.«, sagt er und löst sich schnell von mir.

»Vielleicht. Ich gehe dann mal. Danke nochmal für alles.«

»Wohin wirst du gehen?«, fragend blickte er in meine Augen und ich seufzte laut auf.

»Gute Frage, die ich nicht beantworten kann, aber ich werde es irgendwie regeln.«

Emir schüttelte lachend den Kopf und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Du bist verrückt. Du bist die Tochter von einem bekannten Geschäftsmann, ich hoffe dir ist bewusst, dass wenn alles rauskommt nicht mehr so schön sein wird.«

»Mein Vater verliert, aber nicht ich. Ich bin alt genug um für mich selbst zu entscheiden. Meine Eltern müssen das alles eigentlich nicht machen. Verstehst du? Ich habe sie jahrelang respektiert und alles akzeptiert, aber jetzt hört es auf. Ich habe keine Kraft mehr, dass alles mitzuhalten Arslan. Ich bin keine Puppe, die sie kleiden, herumschubsen und kommandieren können. Ich bin ein Mensch mit Träumen. Ich werde Medizin studieren und werde meinen Traum verwirklichen. Niemand, aber auch wirklich niemand kann mir meinen Träume wegnehmen. Ich werde, dass alles bis zum Ende durchziehen. «

»Wenn was ist, dann melde dich bitte.«, er lächelte mich sanft an und ich nickte dankend.

Durch die Einfahrt fuhr ich ein Auto hinein und für einen Moment dachte ich, dass es mein Vater ist. Doch ich atmete erleichtert aus als das Auto näher kam und ein junger Mann ausstieg.

»Kerim? Was machst du denn hier?«, verwirrt blickte Emir auf den großen Mann mit den braunen Augen.

»Ich habe dich angerufen.«, sagte er und sein Blick fiel auf mich. Skeptisch betrachtete er mich ehe er fortfuhr. »Weil du nicht drangegangen bist, dachte ich, dass ich vorbei kommen sollte, denn ich habe gute Nachrichten.«

Ich hielt die Luft an.

Emir merkte die skeptischen Blicke seines Freundes und lachte leise. »Du kannst ruhig weiter erzählen, dass ist Eftelya Karay. Die junge Dame weiß Bescheid.«

Kerim nickte. »Ich habe ihn gefunden. Letzte Nacht war er an Senas Grab.«

Ich biss mir fest auf die Zähne und ballte meine Hände zu Fäusten. Bitte...Mein Bruder soll noch einmal davon kommen.

»Du machst Witze Bruder!«, erfreut blickte er in Kerims und meine Richtung. »Kennt man ihn? Wer ist es?«

»Leider.« Kerim drehte seinen Kopf zu mir und sah in meine Augen. »Es ist Sami. Sami Karay.«, ehe er wieder in Emirs Augen sah und ihn mit dieser schrecklichen Wahrheit bekannt machte....

~
Jetzt fängt das Buch erst richtig an!!🔥🔥

Secret FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt