5 | »Es reicht!«

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Eftelya Karay
Es sind nun wenige Tage vergangen, seitdem ich weiß, dass mein Bruder eine Affäre mit Sena Arslan hatte. Ich wusste nicht wie ich mich fühlen und handeln sollte.

Ich hatte kein gutes Verhältnis zu meinen Geschwistern. Sami und Sude waren immer in ihrer eigenen Welt und ich nur, dass dritte Rad am Wagen. Dennoch wollte ich nicht, dass ihm was passierte. Letztendlich war er mein Bruder.

Ich atmete tief aus und sah auf den Fluss. Meine Gedanken schweiften in den letzten Tagen immer wieder zu Emir, er war so ein Thema für sich. Er nannte mich kalt, aber sah sich selbst nicht. Dieser Mann würde wegen seiner Arroganz und Selbstverliebtheit platzen.
Es war doch nicht normal, dass dieser Mann nach dem Tod seiner Frau so war! Irgendwas muss da noch sein. Ich bin mir so sicher, dass irgendwas faul ist. Vielleicht ist sie ja garnicht gestorben und tut nur so? Ich runzelte die Stirn und warf diesen Gedanken weg. Es war eindeutig, dass ich zu viele Krimis lese.

Mein Handy leuchtete auf und ich sah drauf. Es war eine SOS Nachricht von Danla. Hatte sie nicht eine Vorlesung? Verwirrt öffnete ich die Nachricht, die sie mir geschickt hatte.

ALYA!!!
Dein Papa war in der Uni!! Nun sucht er dich überall! Ich schätze, dass er es nun weiß!! Er sah ziemlich sauer aus. Mich hat er gefragt, wo du steckst, aber ich habe gesagt, dass wir uns zuletzt heute morgen gesehen haben.
Pass auf dich auf! Halte mich am laufendem...

Und wie auf Knopfdruck fing an mein Vater mich anzurufen. Ich seufzte. Es war eigentlich genau, dass was ich wollte. Einatmend ging ich ran.

»Sei so schnell wie möglich im Holding! Sofort!«, und schon legte er auf. Auf dem Weg dorthin, rief mein Onkel mich an und sagte mir, dass ich auf ihn warten sollte. Doch, dass waren meine Angelegenheiten. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, doch ich musste es selbst daraus kommen. Schließlich wusste ich, wenn es rauskommt, dass es eskalieren würde.

Angekommen ging ich hoch in sein Büro und öffnete ohne zu klopfen die Tür, wo bereits mein Vater, meine Mutter und meine Geschwister waren. Als meine Augen Samis treffen, schwankten meine Gedanken sofort zu Sena. Wie konnte er eine Affäre eingehen?

»Wie konntest du nur!«

»Du hättest in die Fußstapfen deiner Eltern treten sollen!«

»Wie kannst du alleine über so etwas entscheiden?«

»Medizin? Hast du zu viele Serien geschaut?«

»Du bist eine Schande für diese Familie!«

»Musst du immer alles falsch machen!«

»Du bist eine Pechsträhne für uns alle.«

»Du kannst keine Karay sein.«

»Du bist und wirst immer Fehl am Platz sein sein. Vergiss das nicht!"

Sie sprachen alle durcheinander und sahen mich mit ihren leeren Blicken an. Ich biss fest auf meine Zähne und ließ meine Tasche plötzlich auf den Boden fallen. »Es reicht verdammt! Es reicht!«, rief ich und unterbrach Sie alle.

»Ganze zweiundzwanzig Jahre habt ihr es mich spüren lassen, dass ich Fehl am Platz bin! Es ist nicht neues. Wisst ihr was? Ich habe euch alle auch satt! Es steigt mir bis zum Hals! Ich wünschte, dass ich nicht geboren wäre! Ich wünschte, dass ich niemals eure Tochter wäre! Niemals eure Geschwister! Es reicht wirklich! Es ist mein Leben! Ja ich studiere Medizin und ich bin so glücklich damit! Ich werde über mein eigenes Leben bestimmen und nicht...«, weiter kam ich nicht, denn die Hand meines Vaters lag plötzlich auf meiner Wange und mein Gesicht schellte nach rechts. Im selben Moment ging die Tür auf, doch ich spürte nur, das Pochen und brennen an meiner Wange.

»Selim!«, ich hörte die entsetzte Stimme meines Onkel. Ich schluckte einmal und strich meine Haare aus meinem Gesicht.

»Ich wollte nur, dass du mich genauso liebst wie Sude.«, meine Stimme zitterte und ich kämpfte mit mir selbst um nicht zu weinen. »Doch Familie Karay.«, ich sah in die Augen meiner Eltern und Geschwister. »Ab heute seid ihr mich los. Ihr werdet mich nie wieder sehen. Versprochen.«

Und schon rannte ich weg. Ich hörte noch wie mein Onkel nach mir rief, aber ich rannte so schnell wie möglich aus diesem Gebäude raus.
Je mehr ich mich entfernte, desto mehr kamen die Tränen hoch und sie waren nicht mehr zu halten.

[...]

»Malik!«, ich sah ihn ernst an und er seufzte.

»Komm schon Alya. Es reicht jetzt.«, er sah mich mit seinen blauen Augen hinter der Theke flehend an.

»Ich. Will. Noch. Ein. Glas.«, ich betonte jedes Wort und seufzend reichte er mir noch einen. »Das ist der letzte!«

Ich verdrehte meine Augen und trank die durchsichtige Flüssigkeit runter. Es brannte ziemlich und mir wurde immer wärmer. Ich sah nach Malik, doch er kümmerte sich um seine Gäste, weshalb ich schnell über die Theke nach der Flasche griff und mein Glas auffüllte, bevor er es sah.

»Du auch hier?«, ich sah über meine Schulter und sah natürlich Emir. Wen denn sonst?

Ich hielt mein Glas hoch und nickte. Er setzte sich neben mich und aus dem Augenwinkel sah ich wie er mich beobachtete. Plötzlich faste er meine Wange an, weshalb ich auf zischte.

»Wer war das?«, fragend blickte er mich an.

Ich näherte mich seinem Ohr. »Mein Vater.«

»Warum sollte dein Vater dich schlagen?«, er packte meine Arme und zwang mich in seine Augen zu sehen.

Ich lachte. »Weil er mich hasst! Er hasst mich schon immer!«

»Wie viel hast du schon davon getrunken?«, fragend blickte Emir mich an und gerade als ich ihm antworten wollte, kam ich ins schwanken und fiel in seine Arme.
»Anscheind sehr viele.«, beantwortet er seine Frage selbst.

Ich lachte auf. »Bin ich jetzt ein böses Mädchen wie es immer meine Eltern behaupten?«

Ich schaffte zwischen uns ein wenig Abstand und rieb meinen Kopf. „Ich habe Kopfschmerzen, dass macht so kein Spaß!"

Plötzlich packte er mein Handgelenk und zog mich irgendwohin. Er öffnete die Tür eines Zimmer und ich blieb stehen. »Wow! Stopp! Nicht so schnell mein Lieber!«

Emir sieht mich verwirrt an und rollt genervt seine Augen. Mit seinem Finger deutete er auf das Waschbecken. »Wasch dein Gesicht.«, befiel er und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Gott! Woran dachte ich bloß!

Ich tat was er sagte und seufzte laut auf. Als es mir einige Minuten später besser ging. »Danke.«, murmelte ich und plötzlich füllten sich meine Augen.

»Ich hasse Sie alle!«, ich fiel auf meine Knie und fing lauthals an zu weinen. »Warum ich?«

Secret FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt