Nach dem Essen und der kleinen Hausführung stand ich in meinem Zimmer und stellte den Koffer in eine Ecke. Es lohnte sich nicht großartig auszupacken, da ich in ein paar Tagen ohnehin wieder hier ausziehen würde. Ich machte mich also Bettfertig und legte mich schlafen, doch bevor ich meine Ruhe fand klopfte es an die dürftig konstruierte Tür. Sie bestand aus Holzbalken, die mit einer Art stabilerem Papier übersehen waren. Allgemein war das Zimmer recht simpel eingerichtet und auch verhältnismäßig klein. Die Wände waren weiß, dunkelbraune Holzbalken verliefen an der Decke entlang und umrahmten die einzigen zwei Fenster.
Ich stieg aus dem Bett und schob die Tür nach links um sie zu öffnen. Vor mir standen Yuriko und Nakatani. „Bitte verzeih uns die Störung aber für gewöhnlich wünschen wir uns eine angenehme Nachtruhe bevor wir zu Bett gehen." Ich sah sie verwirrt an und nickte langsam. „In Ordnung. Ich werde es mir merken. Ich wünsche euch eine gute Nacht." Erwiderte ich und wartete auf die Reaktion der Beiden. Sie verneigten sich wieder ein wenig und wünschten mir ebenfalls eine gute Nacht bevor sie weiter den Korridor entlang liefen und in ihr eigenes Zimmer verschwanden. Mit diesen seltsamen Umgangsformen musste ich mich erst noch vertraut machen. Aber das hatte noch Zeit bis morgen. Ich war ziemlich erschöpft und wollte nur noch meine Ruhe und schlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich früh geweckt. Nakatani klopfte bereits um halb sechs morgens an meine Zimmertür und bat mich höflichst darum aufzustehen und hinunter zu kommen, um Yuriko beim Zubereiten des Frühstücks zu helfen. Ich beschwerte mich nicht und beeilte mich möglichst schnell fertig zu werden, schließlich versorgten sie mich für die nächste Zeit. Es war also nur fair wenn ich in ihrem Haushalt mitanpackte. Nach dem Frühstück half ich Yuriko noch beim Abspülen und bei den groben Vorbereitungen fürs Mittagessen bis mich Nakatani zu sich rief. Er bat mich darum ihm bei der Gartenarbeit zu helfen. Ich befreite die Regenrinne von alten Blättern und anderem Dreck, reinigte den kleinen Teich den sie im Garten hatten und rächte die herabgefallenen Blüten des Kirschbaums zusammen. Als ich damit fertig war rief Yuriko uns bereits zum Mittagessen. Als wir alle um den Tisch herum saßen sagte keiner ein Wort, was mich nicht sonderlich störte. Es war normal für mich, dass es beim Essen nahezu keine Konversationen gab – Das es allgemein kaum Konversationen gab. Yuriko brach als erste die Stille und fragte mich ob mir das Essen schmeckte. Es gab Reis mit gegrilltem Hähnchen, was sie wirklich köstlich zubereitet hatte. Ich sprach ihr mein Lob aus, was sie mit strahlenden Augen entgegen nahm. „Es freut mich sehr, dass es dir bei uns so gut gefällt, Helia-san. Seit Hiro-kun vor ein paar Tagen zurück in die Schule gezogen ist, ist es sehr ruhig im Haus geworden." Sprach sie weiter. Ich stutzte einen Moment, da ich nicht wusste, dass sie einen Sohn hatten. Aber am meisten wunderte es mich, dass er bereits wieder an der Schule war. „Wie meinst du das? Die Schule hat doch noch gar nicht angefangen?" Fragte ich, während ich nach der Soja Soße griff. „Nun, ja das stimmt. Aber die Unterkünfte für die einheimischen Schüler sind bereits vor einer Woche freigegeben worden." Antwortete Nakatani. „Hiro-kun ist ein äußerst engagierter Schüler! Du wirst ihn sicher sehr mögen." Ergänzte Yuriko und griff nach Nakatanis Hand. „Sicher doch." Meinte ich geistesabwesend und fragte mich, ob Hiro wohl mehr nach seinem stahlharten Vater kam oder eher nach seiner fürsorglichen Mutter.
Nach dem Essen zeigte Nakatani mir die Nachbarschaft, sodass ich mich ein wenig zurecht finden konnte. Außerdem lief er mit mir bis zur Schule, sodass ich jederzeit den Weg finden würde und zu ihnen kommen konnte, sollte ich ihre Hilfe bei etwas brauchen. „Ich war so frei und habe dir eine japanische Telefonnummer besorgt. Außerdem habe ich deinem Vater Bescheid gesagt, dass du sicher bei uns angekommen bist." Sagte er als wir zurück liefen. Ich bedankte mich bei ihm und nahm die Sim Karte entgegen. „Des Weiteren hat er mir mitgeteilt, dass du äußerst erprobt im Nahkampf bist und ich dich das Kämpfen mit Dolch und Schwert lehren soll." Ich sah ihn von der Seite an und hörte aufmerksam zu. „In Ordnung. Das Training mit dem Dolch habe ich bereits vor meiner Abreise begonnen." Meinte ich und lief weiter schweigend neben ihm her. „Wenn es dir nichts ausmacht würde ich deine Fähigkeiten dennoch gern selbst überprüfen bevor wir mit den Waffen trainieren." Fügte er zum Schluss hinzu. „Das ist Okay für mich. Wann würdest du denn gern anfangen?" Fragte ich ihn gedankenverloren. „Heute Abend nach dem Essen." Antwortete er mir knapp. Ich nickte und wir liefen wieder schweigend nebeneinander her.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...