Ich begann allmählich in Frage zu stellen, ob ich tatsächlich nicht fähig war Liebe zu empfinden oder ob ich es jahrelang einfach nur nicht genug beachtet hatte.
Ich erinnerte mich an all die harten Trainingstage mit Dad an denen wir uns gegenseitig auf den Boden warfen und uns anschließend zynisch aufzogen. Ich erinnerte mich an all die Gesten von ihm und von Mom. Wie sie mir immer wieder das Essen zubereitete, welches ich am liebsten mochte, wie sie mir immer wieder neue Kleidung kaufte sobald am Anfang des Monats das Geld auf's Konto überwiesen wurde und sarkastisch darüber scherzte, dass es derzeit voll im Trend lag, das zu tragen und sie ja nur nicht wollte, dass ich sie vor anderen blamieren würde wenn ich in solch alten Fetzen umherlief.
Ich dachte daran, wie Dad mich immer wieder darauf hinwies welche Fehler ich machen würde und mir zeigte, wie man es richtig machte. Manchmal sogar zehn Mal hintereinander. Solange, bis ich es konnte. All die Jahre über bläuten sie mir ein, dass sie mich nur wegen des Geldes zu sich holten und vielleicht war das anfangs auch so, doch im Laufe der Zeit und ohne, dass sie es bemerkten gewöhnten sie sich so sehr an mich, dass sie mir ihre Liebe doch schenkten. Zwar auf ihre eigene und spezielle Art und Weise, doch sie taten es.Diese Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. All die Zeit über dachte ich, ich wüsste nicht was es bedeutete Liebe zu erfahren, dabei war ich einfach nur zu blind um es zu sehen. Zu taub um die wahre Natur ihrer Worte zu begreifen. Nun machten auch Naktanis Worte Sinn für mich.
„Shiro und Kumiko waren beide bereit für den jeweils anderen zu sterben und ihr eigenes Leben für das des anderen zu geben. Das taten sie nicht aus Spaß und der Freude, sondern weil ihnen das Leben des jeweils anderen wichtiger war als ihr eigenes."
Meine Eltern opferten ihr Leben nur um mir meines zu ermöglichen. Sie hatten eigentlich nie sonderlich große Geldprobleme, da Dad recht gut verdiente als Fighter. Klar, reich waren sie nie gewesen doch sie gaben es einfach nur für sich selbst und unnötige Dinge aus, weshalb sie sich auch dazu entschieden hatten mich zu adoptieren. Sie wollten ihren Lebensstil nicht aufgeben und mit dem Kindergeld die alltäglichen Kosten bewältigen damit sie weiterhin genügend für sich selbst übrig hatten. Trotzdem hörte Dad auf in der Fight Szene zu kämpfen und Mom nahm sogar zwei Jobs an um mehr Geld übrig zu haben um mir meine Schulsachen oder meine Trainingsausrüstung kaufen zu können. All das hart verdiente Geld gaben sie schlussendlich doch für mich anstatt sich selbst aus. Sie stellten mein Leben über ihr eigenes weil sie mich liebten.
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und eine Träne kullerte mir langsam die Wange entlang. Ich sah betreten nach unten und spürte plötzlich ein heftiges Stechen im Herzen. „Helia? Ist alles in Ordnung?" Fragte Asano besorgt und platzierte zwei Finger an meinem Kinn um es anzuheben. Mit Tränen in den Augen sah ich ihm entgegen und mein Lächeln wurde breiter. „Ja. Ich glaube es gab keinen Zeitpunkt in meinem Leben an dem etwas mehr in Ordnung war, als genau jetzt in diesem Moment." Wisperte ich glücklich und sah weiterhin in Asanos verwirrtes Gesicht. Er begann zu lächeln und wischte mir die Träne von der Wange. Er löste seinen Griff um mein Kinn und umfasste meine Taille. Langsam zog er mich zu sich und ich ließ mich einfach fallen. Zum ersten Mal in meinem Leben ließ ich mich sorglos fallen.
Ich platzierte meinen Kopf auf seiner Brust und spürte, wie schnell sein Herz schlug. Er drückte mich sachte an sich und legte seinen Kopf vorsichtig auf meinem ab.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...