Dad zeigte keinerlei Erbarmen mit mir und warf mich mit voller Härte zu Boden – Wieder und wieder und wieder.
Nach den Aufwärmübungen, wie er es immer gern betitelte griffen wir zu unseren Waffen. Aus dem einfach Grund, weil die Leute, die mir hier gefährlich werden konnten mich ebenfalls nicht mit einem Gurkenschäler angreifen würden.Ein einfaches Messer für mich und ein längerer Dolch für ihn. Er meinte damals, dass er mich langsam an den Kampf mit Waffen heranführen würde und wir nach und nach zu größeren und gefährlicheren Waffen übergehen würden. Ich hatte es bisher schon von einem Taschenmesser über ein Küchenmesser zu einem richtigen Kampfmesser geschafft. Nicht mehr lange und ich würde ebenfalls einen Dolch bekommen. „Das wichtigste ist, das du dein Messer als eine Art verlängerten Arm siehst. Es darf nicht möglich sein es dir aus der Hand zu schlagen. Verstanden?" Meinte er und ich nickte, noch immer außer Atem.
Nach dem Training lag ich schwer atmend auf dem Boden und sah erschöpft in den Himmel. Er hat mich heute härter ran genommen als üblich. Ich sah, wie er seinen Dolch putzte und ein teuflisches Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er war unaufmerksam, das nutzte ich zu meinem Vorteil und raffte mich leise auf. Mit meinem Messer in meiner rechten Hand schlich ich mich in seine Richtung, doch er drehte sich einen Moment zu früh um und sah, dass ich nicht mehr auf dem Boden lag. Schnell umklammerte er den Griff seines Dolchs fester und drehte sich blitzschnell um. Noch bevor ich wirklich einen Angriff starten konnte hatte er mich bereits gesehen und wich geschickt aus. Ich landete auf meinen Knien vor ihm und spürte im nächsten Moment die Klinge seines Dolchs an meinem Hals.
„Netter Versuch." Flüsterte er mir ins Ohr und ließ langsam von mir ab. Ich verzog mein Gesicht und verdrehte die Augen. „Du hast dein Messer nicht fallen lassen." Hörte ich ihn sagen, während er mir in die Augen sah. „Na und? Das nützt mir auch nichts wenn ich dich verfehle." Konterte ich trocken. „Das nicht aber es zeigt mir, das du die wichtigste Lektion gelernt hast." Sagte er und ich neigte meinen Kopf etwas, da ich nicht wusste worauf er nun so stolz war. „Verliere nie dein Messer im Kampf." Ergänzte er und klopfte mir leicht auf die Schulter. Verdutzt sah ich ihn an, doch fing mich relativ schnell wieder. „Nächstes Mal kämpfst du mit einem Dolch." Ich brauchte einen Moment um seine Worte zu realisieren.
Am Abend stand ich vor meinem Kleiderschrank und ging gedanklich bereits durch, was ich mitnehmen würde und was ich hier lassen sollte. Ich holte meinen Koffer vom Schrank und packte die etwas wärmeren Sachen bereits ein, da es momentan Sommer war und ich sie ohnehin nicht benötigte. Während ich in meinen Gedanken war bemerkte ich gar nicht, wie Dad plötzlich neben mir stand und eine Hand auf meine Schulter legte. Erschrocken griff ich instinktiv nach seiner Hand und sprang blitzschnell hinter ihn. Ich hatte ihn nun im Schwitzkasten fest umklammert als ich bemerkte, dass es nur Dad war. Langsam ließ ich locker und löste meinen Griff nun vollkommen. Ich stellte mich wieder vor meinen Schrank und packte weiter meine Sachen zusammen. „Verzeihung. Ich handelte instinktiv." Murmelte ich und sah, wie er sich gegen den Schrank lehnte. „Schon in Ordnung, ich habe dich eben einfach zu gut trainiert." Entgegnete er mir selbstgefällig. „Hast du eine Minute für mich?" Fragte er nach einer kurzen Schweigepause. Ich sah ihn fragend an, doch setzte mich letztlich mit ihm zusammen auf's Bett. „Ich habe einen Bekannten in Japan, ein früherer Fighter. Ich habe ihn darum gebeten weiter mit dir zu trainieren, während du dort bist." Ich sah ihn ausdruckslos an. „Ist er denn gut genug?" fragte ich ihn, weshalb er zu schmunzeln begann. „Für dich? Allemal." Konterte Dad und gab mir einen kleinen Schubs. „Ich habe dir hier seine Adresse und seine Nummer aufgeschrieben. Ich will, das du dir schnellstmöglich eine japanische Nummer zulegst und alles weitere vor Ort mit ihm besprichst. Er wird dir außerdem auch finanziell sowie anderweitig helfen, solltest du Probleme haben." Ergänzte er wieder in ernsterem Tonfall. „Anderweitig? Was meinst du damit?" Fragte ich skeptisch. „Er wird dort dein Vormund sein, da du erst siebzehn bist und wir nicht an Elternabenden oder ähnlichem teilnehmen können." Klärte er mich auf und es ergab durchaus Sinn für mich.
Ich erklärte mich einverstanden und verwahrte den Zettel mit den Kontaktdaten im kleinsten Fach des Koffers.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...