- Kapitel 59 -

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Ein Jahr war seit der verheerenden Schlacht vergangen. Die Ausmaße waren bis heute schmerzhaft zu spüren. Viele hatten ihr Leben gelassen um den Willen zweier verbitterter Männer auszuführen, darunter auch sie selbst. Unser Clan wurde erheblich geschwächt und zog sich in den Süden zurück. Aufgrund des großen Verlustes schlossen sich die Überlebenden des Hirota Clans dem meinigen an und zogen mit all ihrem Hab und Gut mit uns. Als neues Familienoberhaupt kamen einige neue Pflichten zu meinen Aufgaben hinzu schließlich hatte ich nun für zwei Clans die Verantwortung. Ich kümmerte mich um die Geschäfte und um die Ausbildung neuer Gefolgsleute. Die Sonne stand günstig am Horizont und war zu schwach um mich noch zu blenden. Ich stand auf der Veranda unseres kleinen Häuschens und genoss das Ende des Tages. Es war ein harter und arbeitsreicher Tag gewesen.

„Kumiko? Du wirst dich noch erkälten. Hier, zieh das über." Hörte ich die sanfte Stimme meines Mannes. Viele hatten vor einem Jahr ihr Leben gelassen, doch nicht mein Mann."

Erstaunt las ich den letzten Satz, der dort geschrieben stand und runzelte fragend die Stirn. „Also hat er doch überlebt?" Sprach ich meine Frage aus und sah zu Asano. „Hmm..kann man nur mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, da nicht explizit gesagt wird, dass es Shiro ist. Man kann es nur daraus schließen, dass er vor einem Jahr während der Schlacht nicht gestorben ist. Ich denke das soll ein ziemlich offensichtlicher Hinweis sein ohne es direkt zu erwähnen." Erklärte Asano und fasste sich dabei nachdenklich ans Kinn. „Also denkst du es könnte sich auch um jemand anderen als Shiro handeln?" fragte ich verwirrt und warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Durchaus Vorstellbar. Es gab Überlebende des Hirota Clans also ist es nicht ganz auszuschließen, dass sie einen der Männer geheiratet hat." erklärte er mir und fixierte dabei einen Punkt an der Wand.
„Wie auch immer, hat es geholfen?" Fragte er neugierig und schlug das Buch zu. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. „Nein, aber danke für den Versuch." Seufzte ich genervt. Ich legte mich vorsichtig zurück und ignorierte den aufkommenden Schmerz. „Du sagtest doch, dass du die Liebe auch nie verstanden hast. Interessiert es dich denn gar nicht?" Fragte ich gedankenverloren und starrte an die Decke. „Ich verbinde nichts Gutes mit der Liebe." Meinte er schulterzuckend. „Seitdem hab ich mich nicht mehr damit befasst." Ergänzte er und rollte sich rüber auf seine Seite des Bettes. „Was meinst du damit?" Fragte ich weiter. „Naja..meine Eltern haben sich ursprünglich auch geliebt bis sie sich trennten." Murmelte er betreten. „Du musst nicht weiter sprechen." Schnitt ich ihm ins Wort. „Nein, schon gut. Es war absehbar, doch ich war zu klein um es zu verstehen. Sie hatten sich beinahe jeden Abend gestritten als mein Vater von der Arbeit nach Hause kam. Er schrie sie immer wieder an und meinte nur, das sie den Haushalt nicht ordentlich erledigen würde, das Essen nicht richtig zubereiten würde, seine Hemden nicht sauber genug bügelte, sie einfach zu schwach für einen Mann wie ihn war." Fuhr er fort und sah geistesabwesend an die Wand.

„Irgendwann habe ich das alles einfach für normal gehalten. Ich redete mir ein, dass es ihr ganz recht geschehen würde. Wenn sie ihre Aufgaben einfach so erfüllte wie man es von ihr erwartete dann würde man auch nicht somit ihr ins Gericht gehen. Eines Morgens bin ich aufgewacht als die Sonne schon hell am Himmel stand und lief verschlafen in die Küche. Ich sah mich nach meiner Mutter um, da sie mich für gewöhnlich für die Schule weckte, doch sie war nicht da. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Sachen gepackt hatte und bei Nacht und Nebel einfach abgehauen war." Erklärte er noch immer betreten. „Also, bin ich was die Liebe angeht wohl ein gebrandmarktes Kind." Sagte er schulterzuckend und mit einem halben Grinsen. Ich nickte und verdaute die Geschichte, die er mir gerade erzählte erst einmal.

„Wow, wir sind uns wirklich ähnlich." Sprach ich meinen Gedanken laut aus. „Was?" Fragte er mich verwirrt. Nakatani sagte einmal, dass Asano und ich uns sehr ähnlich wären. Ich hatte es ihm nicht geglaubt und ihn für diesen Vergleich verflucht, doch ich musste feststellen, dass er doch im Recht war. Auch wenn ich es nicht gern zugab, doch Asanos Verhalten war nicht ohne Grund so verkorkst.

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