Wir schauten bereits seit etwa einer halben Stunde den Film an, den Asano ausgesucht hatte und ich musste zugeben, dass er einen ausgezeichneten Sinn dafür hatte. Der Film war schrecklich, genau nach meinem Geschmack. Asano lag nach hinten gelehnt auf der breiten Liege, während ich im Schneidersitz neben ihm saß. So langsam schliefen mir aber die Beine ein, weshalb ich bald eine neue Position finden musste. Die Schmerzen waren auszuhalten, doch wenn ich mich nach hinten lehnte durchfuhr mich ein Stechen. Ich versuchte mich auf den Bauch zu legen und meinen Kopf mit den Händen zu stützen, doch auch das tat unangenehm weh. Seufzend setzte ich mich wieder auf und zog meine Beine an meinen Oberkörper. „Findest du keine Position?" Fragte Asano mich plötzlich und setzte sich ebenfalls auf. Ich schüttelte nur den Kopf und legte ihn dann genervt auf meinen Knien ab. Er pausierte den Film und sammelte die Kissen hinter uns ein. Er legte sie alle auf seine Seite und drückte sich gegen sie. „Ich habe vielleicht eine Idee, lass es uns ausprobieren." Meinte er und streckte den Arm nach mir aus. Er zog mich weiter zu sich und machte mit seinem Arm für mich Platz. Asano umfasste meinen Rücken und zog mich auf seine Brust. Sein Griff um mich war locker, doch fest genug das ich nicht abrutschte. „Leg deinen Kopf auf meiner Brust ab und dreh deinen Oberkörper so, dass du trotzdem noch was siehst." Wies er mich an und ich versuchte es umzusetzen. Ich rutschte etwas weiter nach vorn um meinen Kopf auf seiner Brust ablegen zu können. „Hast du noch Schmerzen?" Fragte er mich ruhig und sah auf mich hinab. „Nein." Antwortete ich ehrlich. „Gut." Entgegnete er knapp und zufrieden während er den Film weiter laufen ließ.
Es fühlte sich ungewohnt an so nah bei einem Jungen zu sein. Während eines Kampfes waren sich die Gegner teilweise noch näher als wir beide momentan, dennoch war es seltsam. Ich spürte, wie sich seine Brust hob und senkte. Sein Herz pochte stark und schnell, genau wie meins. Trotz der Ruhe in der wir uns befanden schlugen unsere Herzen so stark, als hätten wir gerade einen Marathon bezwungen. Mein Körper reagierte zum aller ersten Mal so. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, war ich krank? Hatte ich einfach einen zu hohen Blutdruck? Mein Ruhepuls war für gewöhnlich sehr niedrig, da ich durch mein Kampftraining schon fast an die Hochleistungssportler herankam. Verwirrt schob ich die Gedanken beiseite und versuchte mich wieder auf den Film zu konzentrieren. Vielleicht waren wir beide nur so aufgedreht wegen des Films? Asano machte allerdings keinen verängstigten Eindruck auf mich. Ich war ebenfalls kaum berührt von der Handlung des Films. Horrorfilme machten mir noch nie besonders viel aus. Meine Auffassung von Horror unterschied sich deutlich von der, der anderen. Dad sah sich schon sehr früh mit mir Horrorfilme an, da ich sie unbedingt sehen wollte. Begeistert saß ich vor dem Bildschirm und fieberte gespannt mit. Leider gewann der Killer nie in diesen Filmen, was mich immer sehr genervt hatte.
„Filme sind immer realitätsfremd." Erklärte mir Dad damals. „Das Gute wird niemals immer siegen. So läuft das Leben nicht." Fügte Mom hinzu woraufhin Dad nur nickte. In der Schule schwärmten alle von irgendwelchen Schauspielern und Liebesfilmen. Sie wünschten sich so verzweifelt irgendwann mal jemanden zu treffen, der sie genau so behandeln würde, wie der Hauptcharakter dieser Filme. Ich schüttelte nur meinen Kopf darüber. Ich merkte schnell, dass Filme nur Fantasieprodukte von Menschen waren, die sich, genau wie meine Mitschüler damals in dieser verdrehten Vorstellung verloren. Ab dem Zeitpunkt hatte ich eine nüchternere Einstellung zu Filmen. Auch bei den Horrorfilmen, die ich mit Dad ansah fieberte ich nicht mehr mit, da ich bereits wusste wie es endete.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...