Den restlichen Abend sprachen wir über banalere Dinge über die ich dennoch nie mit jemandem gesprochen hatte. Wir sprachen über unsere Lieblingsfarben, unsere Lieblingsbands, Lieblingsfreizeitbeschäftigungen und über ähnliches. Nach und nach verlor ich das Bedürfnis alles für mich zu behalten und vor allem verlor ich das Bedürfnis wieder zurück in die Unterkunft zu gehen. Wie ironisch das klingen musste. Zu Beginn des Abends wollte ich nichts lieber als so schnell wie möglich zurück in mein Zimmer und nun wollte ich dieses Essen in die Länge ziehen. Irgendwann jedoch beschlossen wir, dass es an der Zeit war zurückzukehren. Auf dem Weg nach draußen hielt Asano mir erneut die Tür auf und folgte mir nach draußen. Die Limousine war noch nicht da weshalb wir draußen weitersprachen. Allmählich fröstelte es mich weshalb ich meine Arme um meinen Körper schlang, da ich keine Jacke mitgenommen hatte. Wer hätte auch gedacht, dass wir so lange fortbleiben würden?
„Ist dir kalt?" Fragte Asano mich nach einer Weile und ich nickte. „Ja, etwas." Bestätigte ich. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er seine Jeansjacke auszog. „Hier, sie ist zwar nicht besonders warm aber besser als nichts." Sagte er und legte mir seine Jacke um die Schultern. „Das ist nicht nötig, wirklich." Winkte ich ab und wollte sie zurückgeben, doch er bestand darauf. „Ich möchte nicht der Grund dafür sein, dass du die nächste Woche krank im Bett liegst." Nörgelte er und hielt mir die Jacke hin. Zögerlich nahm ich sie entgegen und ließ mir von ihm helfen sie anzuziehen. Auch wenn er recht hatte und die Jacke wirklich ziemlich dünn gewesen war half sie dabei die frische Abendluft etwas abzuschirmen. Ich hörte sofort auf zu zittern und bedankte mich leise bei ihm.
Wenig später fuhr das schwarze Auto heran und blieb vor uns stehen. Asano öffnete mir wieder die Tür und ließ mich einsteigen. Als wir losfuhren war es wieder still im Wagen, doch diesmal fühlte es sich nicht komisch an, sondern irgendwie angenehm. Der Wagen kam erneut zum Stehen und das gleiche Spiel begann von vorn. Asano stieg vor mir aus und half mir aus dem Auto. Ich wollte mich bereits verabschieden, doch er schnitt mir ins Wort. „Ich begleite dich noch bis vor dein Zimmer, wenn das für dich in Ordnung ist." Meinte er und ich nickte verwundert. Gemeinsam liefen wir durch den Eingangsbereich in dem sich noch immer viele Schüler aufhielten. Sie sahen verstohlen zu uns rüber. Die anwesenden Mädchen warfen mir tödliche Blicke zu währenddessen die Jungs überrascht und irritiert drein blickten. „Ich glaube ich habe mir heute Abend einige Feinde mehr gemacht." Flüsterte ich grinsend und deutete auf die Mädchen neben uns, deren Blicke mich noch immer zu erdolchen versuchten. Asano sah zu ihnen rüber und begann leise zu lachen. „Ja, scheint so. Wie es aussieht bist du aber nicht die Einzige mit neuen Feinden." Entgegnete er lachend während er auf die Jungs in der hinteren Ecke deutete, die ihn finster ansahen. Ich wunderte mich einen Moment über Asanos Worte und die Blicke der Jungs, doch ich dachte mir nur sie mochten Asano einfach nicht und deshalb die Blicke.
Als der Fahrstuhl in meinem Stockwerk hielt liefen wir die wenigen Meter bis vor meine Zimmertür. Ich wusste nicht genau was ich sagen sollte und anscheinend ging es ihm ähnlich, denn auch er sah mich unsicher an. „Vielen Dank für das Essen und für's Begleiten, auch wenn das wirklich nicht nötig gewesen wäre." Schmunzelte ich und dachte an mein Training mit Dad und Nakatani wegen dem ich mich problemlos selbst verteidigen konnte. „Schon gut. Deal ist Deal, oder?" Sagte er grinsend und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Ich verdrehte seufzend meine Augen. „Na dann, ich wünsche dir eine gute Nacht." Sagte ich und verneigte mich dezent vor ihm. Er sah mich verwundert an bevor er sich ebenfalls verneigte. „Gute Nacht, Helia-chan." Antwortete er und entfernte sich anschließend langsam von mir. „Ach übrigens, morgen ist es mit dem Waffenstillstand wieder vorbei, nur zur Erinnerung." Rief er mir grinsend zu weshalb ich ihm nur lachend meinen Mittelfinger zeigte. „Verschwinde jetzt!" Rief ich ihm zu und öffnete meine Zimmertür. Kurz nachdem ich meine Zimmertür schloss bemerkte ich, das ich noch immer Asanos Jacke trug. Ich hetzte in den Flur zurück, doch er war bereits weg. Verdammt, dachte ich mir. Egal, ich würde sie ihm einfach morgen vorbei bringen, beschloss ich und ging wieder zurück ins Zimmer.
„Helia?" Hörte ich Chloe verschlafen sagen und erkannte, dass sie bereits im Schlafanzug war. „Schlaf weiter." Wies ich sie an und lief ins Badezimmer um mich ebenfalls bettfertig zu machen. Als ich mich auf mein Bett warf saß Chloe im Schneidersitz auf ihrem und sah mich neugierig an. Ich hatte Asanos Jacke auf den Fenstersims gelegt und erntete einen fragenden Blick von Chloe dafür. „Du hattest doch gar keine Jacke dabei?" Meinte sie nachdenklich und ich nickte. „Ja, die gehört Asano-kun." Erklärte ich ihr nüchtern. „Was?!" Entkam es ihr schrill. „Psst, sei nicht so laut oder willst du das schlafende Biest wecken?" Sagte ich harsch, doch sie winkte ab. „Veronica war so frustriert wegen Asano-kuns Zurückweisung, das sie ausgegangen ist." Lachte sie während ich verdutzt auf Veronicas Bett sah. Sie war wirklich nicht hier. „Hmm." Meinte ich nur und zuckte mit den Schultern. „Und?" Fragte Chloe gespannt. „Was und?" sagte ich und stellte mich dumm. „Na, erzähl schon! Wie war es? Du warst ja doch recht lange Weg." Bohrte sie weiter nach und wackelte dabei mit ihren Augenbrauen. „Das Essen war lecker." Antwortete ich knapp. „Und weiter?" Tritzte sie mich. „Nichts weiter. Es war..ganz nett." Meinte ich und sah dabei zu Asanos Jacke. „Aha..und wie kommst du zu seiner Jacke?" Provozierte sie weiter. „Mir war kalt, da hat er sie mir geliehen und ich habe vergessen sie ihm zurück zu geben." Antwortete ich ehrlich. „Ahja..so ist das also.." Sagte sie langezogen und ich konnte ihr dämliches Grinsen förmlich heraushören ohne sie auch nur anzusehen. „Lass das." Wies ich sie harsch an. „Was denn?" Sie spielte die Unschuldige. „Das. Hör auf zu grinsen." Präzisierte ich. „Wenn du meinst.." Entgegnete sie erneut langezogen. „Schluss jetzt!" Meinte ich bestimmt und drehte mich auf die andere Seite. Bevor ich mich versah war ich auch schon eingeschlafen. Ich hörte nur noch entfernt, wie Chloe noch etwas erwiderte, doch ich hatte schon nicht mehr verstanden was genau sie sagte.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...