Ich stimmte zaghaft die ersten Töne an und musste dabei lächeln. Ich erinnerte mich daran, wie er diesen Song auf der Bühne in der letzten Runde sang und damit schließlich gewann. Ich spielte weiter und sah Asano aus dem Augenwinkel lächeln. Er nahm seine Hände von den Tasten und überließ mir das Spielen. Ich hatte mir das Klavier spielen selbst beigebracht in den Sommerferien vor zwei Jahren. Ich war bei weitem nicht so gut, wie er, doch es konnte sich sehen lassen. Ich hörte wie Asano die erste Strophe anstimmte und konzentrierte mich weiterhin auf mein Spiel. Im Refrain übernahm ich die Zweitstimme und sang die zweite Strophe allein weiter. Ich spürte seinen Blick beinahe die gesamte Zeit über auf mir was mich nur noch nervöser machte. Den nächsten Refrain sangen wir wieder gemeinsam und ich musste zugeben, dass wir ziemlich gut miteinander harmonierten. Es war schön mit ihm zu singen, da er sich perfekt anpasste und genau wusste was er tat. Er übernahm irgendwann die linke Klavierhälfte während ich die Rechte weiterspielte. Ich tat mir zwar etwas schwer einhändig zu spielen, doch es machte irgendwie spaß.
Als der Song zu Ende war atmete ich erleichtert aus. „Du bist gut." Lobte er mich und tätschelte mir vorsichtig den Kopf, damit er meine Wunde nicht versehentlich berührte. „Danke, aber so gut wie du bin ich noch nicht." Entgegnete ich seufzend. „Du brauchst das Klavier nicht um die Zuhörer zu begeistern. Deine Stimme ist völlig ausreichend." Meinte er und grinste dabei verlegen. Überrascht über sein Lob blinzelte ich ihn verstohlen an. „Findest du?" Fragte ich zynisch und verschränkte meine Arme. „Ja. Eigentlich hättest du an dem Abend gewinnen sollen. Deine Idee zwei Songs zu mischen war ziemlich clever. Außerdem hast du die Sing-Off's äußerst elegant gemeistert, obwohl du, wie ich hörte ins kalte Wasser geworfen wurdest." Zwinkerte er mir zu und ich begann zu lachen. „Ja ich musste wirklich ziemlich viel improvisieren an dem Abend." Meinte ich und fasste mir dabei nachdenklich ans Kinn als ich mich daran zurückerinnerte. Er erwiderte mein Lachen und stützte sich mit den Händen auf dem kleinen Bänkchen ab auf dem wir saßen. „Dennoch, trotz allem hast du mich fair geschlagen." Sagte ich wieder in ernsterem Tonfall. „Deine Stimme passte perfekt zu deinen ausgewählten Songs und auch deine Band spielte fehlerfrei." Meinte ich anerkennend. Verwundert sah er mich von der Seite an. „Ich habe bis heute nicht verstanden wieso du am Ende applaudiert hast." Sprach er seine Gedanken laut aus weshalb ich ihm einen belustigten Blick zuwarf. „Naja..ich habe dir den Grund eben genannt." Erklärte ich schulterzuckend. „Du hast mich fair geschlagen, da gab es keinen Grund für mich dir diesen Sieg nicht zu gönnen." Fügte ich hinzu, da er mich noch immer verständnislos ansah. „Du bist wirklich außergewöhnlich." Entgegnete er mir gedankenverloren und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.
Während sein Blick auf mir lag stieg mir der Duft seines Parfüms in die Nase. Es roch angenehm und nicht zu intensiv oder aufdringlich. Der gleiche Geruch war mir bereits aufgefallen, als ich damals sein Shirt über den Kopf gezogen hatte. Ich hatte ihn schon fast nicht mehr in Erinnerung. Als er seinen Blick noch immer nicht von mir nahm spürte ich wieder, wie mein Herz zu pochen begann.
Nakatanis Worte schwirrten mir durch den Kopf und ich driftete gedanklich ab.
„Es ist die Selbstlosigkeit, die Reinheit, die Wärme und das Licht."
Hörte ich seine Worte leise in meiner Erinnerung.
„Es ist das Verlangen nach dem anderen. Ihn immer um sich zu haben, sich nie vollständig zu fühlen ohne den anderen."
Fühlte sich die Liebe etwa so an? So wie ich mich momentan fühlte? War es Begierde? War es dieses Gefühl der Vollständigkeit, von der er sprach?
„Die unglaubliche Anziehungskraft, die einen wie einen Magneten immer wieder zu einander zieht."
War es diese Art von Anziehungskraft, die ich spürte wenn ich bei Asano war? War das Liebe?
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...