- Kapitel 5 -

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Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich größtenteils auf dem Trainingsgelände hinter dem Haus und trainierte weiter mit Dad. Mom hingegen erledigte jegliche Behördengänge mit mir. Wir ergänzten uns als Familie also ziemlich perfekt. Leah hatte sich ebenfalls am Abend bevor es losgehen sollte noch einmal bei mir blicken lassen. Ihr Besuch überraschte mich sehr, da ich nicht mehr mit ihrem Erscheinen rechnete. Sie blieb zum Essen und verabschiedete sich danach auch relativ schnell wieder. Der restliche Abend verlief ruhig und geordnet. Ich brachte meine Sachen bereits raus in den Flur und legte mich anschließend früh schlafen, da ich bereits um vier wieder auf den Beinen sein musste.

Als ich aus dem Flieger stieg und das Gate mit meinem Handgepäck entlanglief sah ich beiläufig aus den großen Fenstern. Es sah nicht wirklich anders aus als bei mir zu Hause, dennoch war es nicht dasselbe. Der Himmel schien bewölkter und dunkler zu sein. Auch die Gebäude sahen ganz anders aus, als ich es gewohnt war. Als nächstes wartete ich auf mein Gepäck und entdeckte andere Schüler, die ebenfalls mit mir zur Schule gingen. Wie es aussah hatten wir den gleichen Flieger erwischt. Der Tag der Anreise war jedem selbst überlassen, deshalb entschied ich mich zum erst besten Termin zu fliegen, da ich keine große Lust auf die Visagen der Anderen hatte. Tja, das war wohl nichts.

Elenor lief erleichtert auf mich zu und schrie beinahe den ganzen Flughafen zusammen. Sie war eine Stufe unter mir und hatte es ebenfalls geschafft ausgewählt zu werden – wie war mir schleierhaft.
Ich seufzte genervt und drehte mich in die andere Richtung. „Helia! Hey! Helia! Ich bin so froh dich gefunden zu haben!" Ertönte ihre Schrille Stimme in meinen Ohren. Ich verzog das Gesicht und sah mein Gepäck auf dem Förderband endlich um die Kurve kommen. Schnell schnappte ich es mir und wollte mich von dannen machen, doch Elenor hatte sich bereits vor mich gestellt. „Hi Helia, ich weiß nicht ob du mich noch kennst aber ich war beim Auswahlverfahren immer direkt vor dir dran gewesen. Ich bin Elenor." Stellte sie sich unnötigerweise vor und streckte ihre Hand aus. „Ich weiß wer du bist, Elenor." Erwiderte ich emotionslos und ging einfach um sie herum. Als ich unbeeindruckt von Elenors Auftritt weiterlief fand ich mich in der Eingangshalle des Flughafens wieder und hielt Ausschau nach Nakatani, dem Bekannten meines Dad's. Es war abgemacht, das er mich vom Flughafen abholen würde und ich die erste Zeit bei ihm und seiner Familie unterkam, denn die Unterkünfte der Schule standen den Austauschschülern erst in ein paar Tagen, also zu Schulbeginn, zur Verfügung. Ich ließ meinen Blick durch die Halle gleiten und griff nach meinem Handy. Dad hatte mir ein Bild von ihm geschickt, damit ich ihn besser erkennen konnte. Ich hielt das Handy hoch und verglich das Gesicht auf dem Bild immer wieder mit den Gesichtern, die ich sah.

Plötzlich griff jemand nach meinem Arm, weshalb ich instinktiv verkrampfte. Mein Blick glitt unverzüglich nach rechts und ich erkannte Elenor, die sich schon fast verzweifelt an mich klammerte. Ich entspannte mich sofort wieder und atmete leise aus. „Helia! Wieso hast du mich einfach so stehen lassen? Das war aber nicht nett von dir!" Beschwerte sie sich mit ihrer nervig schrillen Stimme, was mich nur wieder meine Augen verdrehen ließ. Für so etwas hatte ich einfach keine Nerven. Ich riss mich aus ihrem Klammergriff los und drehte mich vollständig zu ihr. „Hör mal Elenor, ich habe keine Lust auf ein nutzloses kleines Kind, wie dich aufzupassen, verstanden?" Meinte ich emotionslos und verglich nebenher wieder einige der Männer mit dem Bild von Nakatani. Elenor verstummte auf einmal und ich hegte bereits die Hoffnung sie hätte es endlich kapiert, doch ich hatte die Rechnung ohne sie gemacht. „Wieso bist du nur so zu mir? Was habe ich dir denn getan? Ich habe hier niemanden den ich kenne und die Jungs ziehen mich ständig nur auf und sind auch keine Hilfe!" Jammerte sie weiter, doch ich schenkte ihr keine Beachtung mehr, da ich endlich Nakatani entdeckt hatte.
„Ja, das ist ja alles furchtbar traurig aber ich bin dann jetzt mal weg." Murmelte ich und lief auf den Mann zu, den ich für Nakatani hielt. Elenor begann hysterisch zu weinen, weshalb sich einige Leute in der Nähe zu ihr umdrehten. Sie verstand es wirklich eine Szene zu machen, dachte ich.

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