„Ich wurde im Alter von zwei Jahren adoptiert. Meine Eltern nahmen mich zu sich um das Kindergeld zu kassieren. Unser Verhältnis war also eher zweckgebunden als liebevoll. Sie hatten ihre Absichten nie vor mir versteckt und es war in Ordnung für mich. Ich bekam dadurch eine völlig andere Sichtweise auf die Welt. Ich legte nie viel Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen, wie Freundschaften oder eben romantische Beziehungen. Ich wusste zwar, dass sich meine Eltern seit ihrer frühsten Kindheit kannten und sich auch auf eine schräge Art und Weise lieben aber wirkliche Liebe, wie sie die meisten Menschen beschreiben habe ich nie greifen können." Erklärte ich und seufzte. „Ich verstehe." Entgegnete er mir nachdenklich. „Deshalb interessiert es dich so, nicht wahr?" Fragte er plötzlich. „Meine Mutter liebte mich, das spürte ich. Sie verließ uns nicht weil sie mich nicht genug liebte, sondern weil sie vor meinem Vater floh. Du hingegen hast sowas noch nie erfahren." Schilderte er noch immer nachdenklich. Ich dachte über seine Worte nach.
War es wirklich das, was mich so daran interessierte? Wollte ich deshalb wissen wie es sich anfühlte?
Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen, doch es ergab durchaus Sinn. „Es hat mich nie gestört um ehrlich zu sein. Was man nicht kennt kann man auch nicht vermissen, oder?" Fragte ich schnippisch. „Ich weiß nicht, ob das so einfach ist. Auch wenn ich es nicht gern zugebe aber meine Mutter fehlt mir. Sie hat mich so sehr verletzt als sie einfach gegangen ist und mich zurück gelassen hat, aber ich möchte keine Sekunde, die ich mit ihr verbracht habe vergessen." Seufzte er niedergeschlagen. Es war das erste Mal dass ich ein echtes Gefühl bei Asano vernahm – Bedauern.
„Deine Eltern, wie sind sie so?" Wechselte er das Thema. Ich sah überrascht zu ihm rüber und überlegte kurz. „Naja sie sind eigentlich ganz in Ordnung. Wir haben uns noch nie gestritten und auch sonst gab es nie Probleme solange ich das tat, was sie von mir verlangten. Sie ermöglichten mir meine gute Schulausbildung und stellten sicher, dass mir nichts fehlte aber das war's auch schon." Erklärte ich und fasste mir dabei ans Kinn. „Hmm..mehr nicht?" Bohrte er weiter und ich dachte härter darüber nach. „Mein Dad war früher als ich gerade erst zu ihnen kam in der Underground Fight Szene sehr aktiv und soweit ich weiß auch ziemlich erfolgreich. Er hat mir so ziemlich alles beigebracht, was ich kann." Erzählte ich stolz, während mir Erinnerungen an unser Training durch den Kopf strömten. „Deshalb konnte ich dich also nicht schlagen." Stellte er grinsend fest. „Ja, mein Dad war unschlagbar und dazu ein sehr guter Trainer." Seufzte ich verträumt. „Ich hab ganz schön hart einstecken müssen beim Training mit ihm." Meinte ich und und zog das Shirt ein wenig nach oben. Asanos Augen streiften über meine Hüfte und blieben an den schon verblassten Narben hängen. Die hatte Dad mir verpasst als er zum ersten Mal mit seinem Dolch gegen mich kämpfte. Ich unterschätzte den Unterschied der Länge eines Küchenmessers und der eines Dolches erheblich, was ich dann auch zu spüren bekam. „Aber auch das hatte einen Grund.." Fügte ich stöhnend hinzu. „Achja? Wollte er dich zu seiner Nachfolgerin machen?" Fragte Asano lachend weshalb ich ihm in die Seite schlug. „Nein du Idiot, wir leben in einem recht armen Viertel. Die Kriminalitätsrate dort ist relativ hoch. Als ich das erste Mal von mehreren Jungs in der Grundschule verprügelt wurde und mit blauen Flecken und einer aufgeplatzten Lippe nach Hause kam bat ich Dad darum mich zu trainieren, da sie ja schließlich das Kindergeld von mir kassierten. Ich bezahlte ihn quasi dafür." Erklärte ich und dachte über die Idee nach, in der Fight Szene in Dads Fußstapfen zu treten. So dämlich war der Einfall nämlich gar nicht.
„Er hätte es dennoch nicht tun müssen." Sagte Asano kühl womit er mich aus meinen Gedanken riss. „Du sagtest, dein Vater hätte dir so ziemlich alles beigebracht was du kannst, was ist mit dem Rest?" Fragte er mich nach einer kurzen Zeit der Stille. „Das war Nakatani-sensei." Antwortete ich lächelnd. „Er ist ein alter Freund meines Vaters und ist seit ich hier bin mein Vormund." Erklärte ich und sah in Asanos verdutztes Gesicht. „Nakatani- san? Der ehemalige Fighter? Hiro-kuns Vater?!" Vergewisserte er sich weshalb ich nickte. „Von ihm habe ich auch das Buch." Fügte ich seufzend hinzu. „Warte mal, Hiro-kuns Vater unterrichtet dich? Und da wagt er es die Schülerin seines Vaters anzugreifen? Nun verstehe ich, wieso er zwei Komplizen dabei hatte." Sagte er lachend. „Er wusste, dass du einfach zu stark bist wenn sein Vater dich trainiert." Fügte er lachend hinzu. „Tja, er hat die Rechnung aber ohne dich gemacht, wie es scheint." Antwortete ich schulterzuckend. Er beruhigte sich wieder und legte einen Arm über seine Augen.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...