- Kapitel 34 -

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Asano POV

„Die Kleine hat's Faust dick hinter den Ohren." Hörte ich Uesugi lachen. Ich musste ihm zustimmen, auch wenn es mir widerstrebte. Irgendetwas an ihr war anders. Ich konnte nicht genau sagen was es war, doch ich amüsierte mich jedes Mal wenn ich mit ihr zu tun hatte. Normalerweise reagierten Mädchen nicht so, wie sie auf mich. Entweder sie verfielen mir sofort und direkt oder himmelten mich diskret an, doch sie tat weder das Eine noch das Andere. Sie schien meinem Charme gegenüber völlig immun zu sein, was mich in ihrer Gegenwart immer häufiger aus dem Konzept brachte. Schon am ersten Abend, als ich sie traf überraschte sie mich am laufenden Band. Ihre Reaktionen auf mich, ihre Antworten und auch ihr Talent trafen mich völlig unerwartet. Grinsend lief ich neben Uesugi her. „Sie ist nichts Besonderes. Nur ein aufmüpfiges Mädchen, das ist alles." Winkte ich ab, auch wenn ich wusste, dass ich mich selbst belog. Es gefiel mir einfach nicht Uesugi so über sie reden zu hören. „Vielleicht liegst du dieses eine Mal daneben, Asano." Lachte er und schlug mir leicht gegen die Schulter.

Wir waren schon fast wieder bei den Unterkünften angekommen, als ich plötzlich stehen blieb. Die anderen sahen sich verwirrt zu mir um. „Habt ihr nicht noch Lust etwas trinken zu gehen? Der Abend ist doch noch jung?" Fragte ich schnippisch. Die meisten der Jungs nickten lachend und liefen bereits wieder an mir vorbei, nur Uesugi blieb Kopfschüttelnd stehen bevor er auf mich zukam. „So viel zum Thema sie ist nichts Besonderes, was?" Flüsterte er mir zu weshalb ich ihm einen kräftigen Schubs gab. „Das hat doch nichts mit ihr zu tun." Knirschte ich betreten und lief an ihm vorbei während er sich wieder aufrappelte. „Jaja, wie du meinst." Entgegnete er grinsend und lief den Rest des Weges still neben mir her.
Uesugi war mein ältester Freund und kannte mich deshalb ziemlich gut, was es mir erschwerte meine wahren Gedanken zu verstecken. Dennoch, er hatte Unrecht. Ich hatte wirklich noch keine Lust ins Bett zu gehen. Das hatte absolut nichts mit Helia zu tun. Und bevor ich mich im Zimmer zu Tode langweilte empfand ich das als besseren Zeitvertreib.

Wir liefen in die nächstgelegene Bar und setzten uns an einen freien Tisch. Die Besitzer hier kannten meinen Vater recht gut, weshalb einige Getränke auf's Haus gingen. Ich ertappte mich dabei, wie mein Blick durch den Raum glitt und instinktiv nach etwas Ausschau hielt. Als ich an einem Tisch nicht weit von unserem hängen blieb sah ich genauer hin. Dort saßen Mitsuhide, dieses andere Mädchen und Helia. Grinsend drehte ich mich wieder meinen Jungs zu. Ich wusste irgendwie, dass sie hier her kommen würden, da es einfach die nächstgelegene Bar in der Umgebung war. Viele Schüler der Schule trafen sich abends hier, da man leicht und schnell zu Fuß herkam. Uesugi stupfte mich an der Schulter und holte mich aus meinen Gedanken. „Schau mal wer sich auch hier her verirrt hat." Flüsterte er und deutete unauffällig mit dem Finger in Helias Richtung. „Ach nein, sieh an." Tat ich unwissend und grinste. Helia hatte denselben undurchsichtigen Ausdruck auf dem Gesicht, den sie immer hatte. Es war unglaublich schwer zu sagen, was sie dachte. Vielleicht weckte das auch dieses ungewohnte Interesse an ihr. Es fiel mir normalerweise nie schwer Menschen einzuschätzen und sie zu lesen, wie ein aufgeschlagenes Buch. Doch bei ihr war das anders, ich wurde aus ihr einfach nicht schlau. Jedes Mal wenn ich dachte ich hätte sie tat sie etwas derart unerwartetes, was mich völlig aus dem Konzept brachte. Ich entschuldigte mich für einen Moment und lief rüber zu den Toiletten. Auf dem Weg dorthin kam ich an ihrem Tisch vorbei und warf ihr ein fieses Grinsen zu. Sie starrte mir mit unbeeindrucktem Blick entgegen während ihre Begleiter mich finster musterten. „Was will der denn hier!? Die waren doch schon fast wieder auf dem Schulgelände." Hörte ich Mitsuhide murmeln und sah, wie sich das Mädchen mit den schulterlangen blonden Haaren an ihn klammerte. Es amüsierte mich ausgesprochen solche Reaktionen hervorzurufen. Ich mochte es irgendwie. Jeder hatte Respekt und Ehrfurcht vor mir, dabei war es mir völlig egal ob es nun aus Angst oder aus aufrichtigen Gründen war.

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