„Warte Helia!" Rief sie mir nach. Verdutzt blieb ich stehen und drehte mich um. „Wo willst du hin?" Fragte sie mich. „Na zur Begrüßungsfeier, wohin denn sonst?" Sagte ich augenverdrehend. „Warte auf mich ich will mitkommen! Aber lass mich nur schnell etwas anderes anziehen, ja?" Ratterte sie ihre Frage herunter und fing bereits an Klamotten aus ihrer Tasche raus zu suchen. Chloe schien bestens über den Ablauf von heute Bescheid zu wissen. Vielleicht sollte ich mich doch etwas an sie halten, dachte ich und lehnte am Türrahmen während ich auf sie wartete. Ich sah mich währenddessen im Zimmer um. Die Einrichtung war schlicht und simpel gehalten neben den drei Betten befanden sich drei Schreibtische in simplem weiß. Die Wände waren ebenfalls weiß gestrichen und der Boden bestand aus grauem Laminat. Neben meinem Bett befand sich das große Fenster mit breitem Fenstersims links daneben war die Terrassentür. Die war mir vorhin völlig entgangen. Nach dem ganzen Begrüßungsmist musste ich mir unbedingt noch die Terrasse genauer ansehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war Chloe endlich soweit und wir verließen das Zimmer. „Denkst du Veronica findet den Weg?" Fragte Chloe mich verunsichert. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ist das mein Problem?" Entgegnete ich ihr kühl und lief weiter. Schließlich hatten alle von uns eine Wegbeschreibung bekommen. Man musste wirklich hinter dem Mond leben um nicht zur Feier gelangen zu können, wobei ich mir bei Veronica tatsächlich vorstellen konnte, dass es ihr an der nötigen Intelligenz dafür mangelte. Schmunzelnd über meine eigenen Gedanken lief ich neben Chloe her bis wir am Eingang der Versammlungshalle standen. Wir liefen hinein und sahen bereits einige besetzte Plätze. Einige Mädchen waren herausgeputzt und overdressed und andere sahen aus als könnten sie eine Dusche vertragen. Aber ich wollte nicht zu vorschnell urteilen, schließlich war ich auch nicht gerade in meiner besten Kleidung erschienen. Ich sah die Notwendigkeit dafür nicht. Tja, da waren andere wohl anderer Meinung. Chloe sank gefühlt immer mehr in sich zusammen, während wir immer weiter nach vorn liefen um noch freie Plätze zu bekommen. Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue von der Seite an und fragte mich, wie man nur so viel Angst haben konnte vor solch einer Veranstaltung. Als wir in der ersten Reihe ankamen setzte ich mich auf den erstbesten freien Platz während Chloe sich einfach neben mich setzte. Gespannt wartete ich darauf, dass es endlich losging, da ich noch auspacken wollte und Nakatani Bescheid geben wollte, das ich alles einwandfrei gefunden hatte und es mir gut ging.
„Ich habe gehört, dass nach Direktor Asano auch sein Sohn eine Rede halten wird." Meinte Chloe nach einiger Zeit und sah von ihrem Brief auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie ihn dabei hatte. „Achja?" Meinte ich knapp und sah weiterhin auf die Uhr. „Ja, das ist auch nicht das erste Mal dass er das tut." Sagte sie und zeigte auf eine Zeile im Brief. Ich warf einen flüchtigen Blick darauf und nickte nur als Antwort. „Ich bin gespannt, ob er wirklich so überwältigend gut aussieht, wie alle sagen." Schwärmte sie gedankenverloren. Ich verdrehte meine Augen bei dieser Aussage. „Ist doch völlig egal, in einem Jahr sind wir wieder zu Hause also mal dir nichts aus, was keine Chance zu existieren hat." Seufzte ich genervt und erntete dafür einen verletzten Blick von Chloe. „Ja..du hast recht." Murmelte sie niedergeschlagen. Es blieb einige Minuten still zwischen uns bis ein Mann das Podest direkt vor uns betrat. Es war Direktor Asano. Er sah zufrieden in die Runde bis sein Blick bei Chloe und mir hängen blieb. Er lächelte uns freundlich zu, was Chloe sofort erwiderte. „Meinst du Veronica hat es gefunden? Es geht gleich los." Flüsterte Chloe mir zu und ich zuckte erneut mit den Schultern. „Ist mir eigentlich völlig egal." Murmelte ich desinteressiert und sah zum Direktor auf. Sein Blick haftete noch immer auf uns. „Die Plätze in der ersten Reihe sind die Besten." Sagte er mit vorgehaltener Hand und zwinkerte uns zu. Seine fast schwarzen Augen wurden von langen Wimpern umrandet. Eine schwarze Haarsträhne fiel ihm leicht ins Gesicht und auch seine Zähne waren so weiß, dass sie einen beinahe blendeten. Er musste ungefähr in dem Alter meines Vaters sein, was mich noch mehr wunderte, denn er hatte bereits einen Sohn der in meinem Alter war. Er musste wohl früh Vater geworden sein, dachte ich während Chloe dahin schmolz. „Also wenn sein Sohn genauso gut aussieht, wie er dann kann man mich ins Krankenhaus einliefern." Murmelte sie gedankenverloren. Dabei achtete sie überhaupt nicht auf ihre Lautstärke, weshalb Direktor Asano verlegen grinste. Ich schlug ihr leicht auf den Hinterkopf damit sie endlich aufhörte ihn so anzustarren und befahl ihr sich zusammenzureißen.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...