Wir sprachen den restlichen Morgen über banalere Dinge. Er fragte mich nach meinem Leben in Los Angeles und wie es war dort zu wohnen. Im Gegenzug erzählte er mir von seinem Alltag und wie streng sein Vater mit ihm war. Ich hatte den Direktor gar nicht als solch ein Monster eingeschätzt obwohl auch ich bereits bemerkt hatte, wie hinterhältig er war. Als ich an meinem ersten Abend hier gegen Asano auf der Bühne antreten musste hatte er mir nichts von den Sing-Off's oder ähnlichem erzählt. Wahrscheinlich mit der Absicht meine Chancen auf den Sieg zu minimieren. Asano musste in jeglichen Dingen der Beste sein ansonsten war er nicht zufrieden mit ihm und bestrafte ihn hart dafür. Oft wurde er mit dem Gürtel geschlagen oder mit anderen schmerzhaften Gegenständen.
„Als ich immer älter wurde habe ich den Grund für Mutters flucht irgendwann verstanden. Ich war nicht mehr wütend auf sie. Klar, war ich noch immer verletzt aber ich verstehe sie jetzt. Ich hätte mir nur gewünscht, sie hätte mich mit sich genommen." Seufzte er theatralisch. „Ich verstehe." Meinte ich und seufzte ebenfalls. „Aber bald hat das Alles ein Ende. Sobald ich die Oberschule hinter mir habe bin ich weg." Fuhr er fort und hörte sich schon viel glücklicher an. „Was hast du vor?" Fragte ich ihn ehrlich interessiert. „Ich möchte gern Regierungsbeamter werden." Antwortete er mir und sah dabei an die Decke. „Was ist mit dir?" Fragte er mich und ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich weiß es noch nicht. Je nachdem was meine Eltern sagen." Sagte ich schulterzuckend. „Willst du denn nicht selbst entscheiden?" Meinte er überrascht. „Was ich will ist nicht von Bedeutung. Meine Eltern haben mich bei sich aufgenommen und mich großgezogen. Es ist mehr als fair wenn sie meine Zukunft bestimmen. Schließlich muss ich irgendwann einmal für ihre zukünftige Absicherung sorgen, das war zumindest Teil ihres Plans als sie mich adoptierten." Stöhnte ich desinteressiert. „Ich verstehe. Sie haben aber sicherlich nichts gegen ein paar Vorschläge." Zwinkerte er weshalb ich grinsen musste.
Als es Zeit zum Aufstehen war krabbelte ich aus dem Bett und streckte mich erst einmal. Anschließend folgte ich Asano ins Bad wo wir uns beide die Zähne putzten. Ich wartete geduldig im Flur auf ihn, bis er sich fertig angezogen hatte. Ich trug noch immer sein Shirt und seine Jogginghose weshalb ich mich beeilen musste um mich selbst auch fertig zu machen. Als er fertig war verließen wir sein Zimmer und liefen über den Campus. „Vielen Dank für alles, Asano-kun." Meinte ich als sich unsere Wege trennten. Er sah mich schmunzelnd an. „Sag mal, findest du nicht nach all dem können wir die Anhängsel weglassen?" Fragte er mich lächelnd und steckte seine frei Hand in die Hosentasche. „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist..die Leute werden falsche Schlüsse ziehen." Sagte ich und umfasste verlegen meinen Oberkörper. „Dann werde es eben nur ich tun, wenn das für dich in Ordnung ist, Helia." Entgegnete er mir und schulterte seine Tasche. Eigentlich konnte es mir doch egal sein. Schließlich gab ich nichts auf Gerüchte und komische Blicke. „Okay, Asano." Meinte ich und erwiderte sein Lächeln.
„Chloe, hast du meine Sporthose gesehen?" Fragte ich sie genervt und stellte gefühlt das ganze Zimmer auf den Kopf. „Ich glaube sie ist noch nicht wieder aus der Wäsche gekommen." Meinte sie gedankenverloren während sie auf ihr Handystarrte. „Verdammt! Das darf doch nicht wahr sein. Was soll ich denn jetzt anziehen? In Jeanshosen brauche ich bei Nakatani- sensei gar nicht erst auftauchen." Nörgelte ich verzweifelt und schmiss mich auf's Bett. Chloe hatte mich nach der Sportprüfung mit Fragen nur so gelöchert und irgendwann erzählte ich ihr den Grund für meine guten Nahkampfkenntnisse, da sie nur auf diese Weise endlich schwieg. Ich musste ihr deshalb aber auch von Nakatani erzählen, doch sie nahm es relativ gefasst auf. „Was ist denn mit Asano-kuns Hose? Ich bin mir sicher er wird nichts dagegen haben wenn du sie dir dafür ausleihst." Schlug sie vor und sah von ihrem Handy auf. Skeptisch sah ich zur Hose die neben seinem Shirt lag und dann auf meine Uhr. Ich hatte ohnehin keine Zeit mehr mir etwas anderes zu überlegen. Victoria besaß so etwas wie eine Sporthose nicht und Chloes Sachen waren mir zu klein also musste ich wohl oder übel in Asanos Hose zum Training gehen.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...