Ich lief schnellen Schrittes über den Campus und sah dabei auf mein Handy um die Uhrzeit im Auge zu behalten als ich plötzlich gegen etwas Hartes prallte. Gerade noch so konnte ich mein Handy auffangen bevor es den Boden berührte. Erleichtert stieß ich einen Seufzer aus und hob wutentbrannt meinen Blick um zu sehen, wer oder was es wagte sich mir in den Weg zu stellen. Mein Blick wanderte von zwei Lackschuhen zur Schuluniformhose über das weiße Uniformhemd und blieb schließlich bei einem mich anstarrenden Augenpaar hängen. Ausdruckslos sah Asano auf mich herab und hatte seinen Blazer locker über die Schulter geworfen. „Gute Reflexe." Meinte er spottend und grinste fies. „Ja, im Gegensatz zu dir, wie es aussieht." Konterte ich Zähne knirschend und steckte mein Handy in die Tasche. Asano sah mich von oben bis unten an und stutzte leicht. „In Eile?" Fragte er mich provozierend weshalb sich mein Blick verfinsterte. „Richtig." Antwortete ich knapp und setzte zum Weitergehen an als ich hörte, wie er leise auflachte. „Dann solltest du deine Augen benutzen, du hast sie nicht umsonst in deinem Gesicht." Spottete er hämisch, doch ich ließ mich nicht auf sein Niveau herab und zeigte ihm stattdessen einfach meinen Mittelfinger ohne mich umzudrehen.
Als ich endlich bei Nakatani ankam war ich ziemlich aus der Puste, da ich den Rest des Weges gerannt war um nicht zu spät zu kommen. Ich hasste es nämlich selbst wenn andere zu spät waren, daher bemühte ich mich stets pünktlich zu sein. Yuriko begrüßte mich warmherzig, wie jedes Mal und bat mich lächelnd ins Haus. Sie fragte mich wie mein Tag bisher verlaufen war und überbrückte somit die Zeit bis wir im Garten angelangt waren, wo Nakatani bereits auf mich wartete.
Da die Sonne noch nicht untergegangen war band Nakatani mir eine schwarze Augenbinde um die Augen, um die Dunkelheit der Nacht zu simulieren. „Sensei, ist das wirklich nötig?" Fragte ich skeptisch und spielte mit meinem Dolch herum. „Du willst doch lernen wie man im Dunkeln kämpft?" Stellte er mir die Gegenfrage und ich seufzte ergeben. „Du musst lernen all deine Sinne im Kampf einzusetzen. Nicht nur deine Augen, denn manchmal ist es dir nicht möglich sie zu benutzen." Fügte er schnippisch hinzu weshalb sich ein leichter Groll in mir hegte. Die Worte erinnerten mich unweigerlich an meinen kleinen Zusammenstoß mit Asano vorhin weshalb meine Laune erheblich fiel. „Na dann.." Stöhnte ich ausdruckslos und begab mich in Position.
Am Ende des Trainings war ich um einige Schnittwunden und blaue Flecken reicher. Yuriko bestand darauf, dass ich zum Abendessen bleiben sollte, da Hiro ebenfalls kommen würde. Widerwillig stimmte ich zu, da ich sie nicht so vor den Kopf stoßen wollte. Ich war zwar kein besonders netter Mensch, da ich das für unnötig hielt, doch ich war keineswegs unhöflich. Wir saßen bereits alle um den Tisch herum als die Haustür ins Schloss fiel. Aus dem Augenwinkel sah ich den zierlichen jungen Mann ins Zimmer herein kommen und erinnerte mich an heute Mittag. Er wirkte so zerbrechlich und schwach, dass er mir fast Leid tat. Als sein Blick mich traf zierte Verwunderung sein Gesicht.
„Was macht eine B Klasse Schülerin in unserem Haus?!" Seine Worte durchschnitten die Luft und ich hob emotionslos den Blick. Yuriko sah überrascht aus, wohingegen Nakatanis Gesicht sich verdunkelte. „Was ist das für ein Benehmen, Hiro? Begrüße unseren Gast gefälligst anständig und entschuldige dich sofort für dein unverschämtes Verhalten!" Befahl er in eisigem Tonfall. Ich sah, wie Hiro augenblicklich in sich zusammensackte und sich verneigte. „Bitte verzeih mir! Es ist mir eine Ehre dich als Gast in unserem Haus begrüßen zu dürfen." Ratterte er die Worte herunter. Ich nickte nur anerkennend und sah auf meinen Teller herab. Er hatte großen Respekt vor seinem Vater, nein nicht nur Respekt sondern wirkliche Angst. Ich konnte es in seinen Augen und an seiner Haltung sehen. Ich wollte sein Verhalten nicht dulden, doch ich konnte mir nicht helfen. Irgendwie tat er mir leid. „Ich nehme deine Entschuldigung an. Es freut mich sehr heute Abend mit euch essen zu dürfen." Sagte ich ausdruckslos und sah ihm nun direkt in die Augen. Er hatte mir gegenüber Platz genommen und sah mich plötzlich entgeistert an. Ich nahm meinen Blick nicht von ihm und sah, wie in ihm die Angst heranwuchs. Wir hatten gerade einmal zwei Sätze miteinander gewechselt und schon fürchtete er sich vor mir. Es überraschte mich nicht sonderlich, da jeder, der mich ein wenig kannte wusste, dass man sich in meiner Gegenwart lieber ordentlich zu verhalten hatte, doch das war selbst für mich ein neuer Rekord.
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This Time Next Year
RomanceHelia war zufrieden mit ihrem Leben so wie es war. Es interessierte sie nicht sonderlich, was andere von ihr hielten. Freundschaften waren unnötige Zeitverschwendung, weshalb sie lediglich Zweck Gemeinschaften bildete. Sie verstand sich gut mit ihre...