Güven | Kapitel 57

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Ich lief aus der Klasse und lief direkt die Treppen runter. Ich musste sie finden und antworten auf meine Fragen bekommen.
Unruhe macht sich in mir breit. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei ihr.
Ich lief durch das Gebäude und suchte überall nach ihr, bis ich sie schließlich neben 2 weiteren Mädels sah. Sie standen an der Wand und unterhielten sich- lachend.
Eilig lief ich auf sie zu und atmete ein letztes Mal tief ein und aus bevor ich sie fest am Oberarm packte und ihre Aufmerksamkeit gewann. Sofort drehte sie sich mit einem geschockten Blick um. Ihr Mund stand offen, sie wollte was sagen, doch verstummte sobald sie wahrnahm wer gerade vor ihr stand.
„Sag mal spinnst du." sagte sie nur und sah dann wieder kurz zu ihren Freundinnen die schockiert uns beobachteten. Ohne was zu sagen zog ich sie mit doch sie weigerte sich und versuchte ihren Arm aus meinem Griff zu ziehen, jedoch drückte ich fester zu und sie zischte schmerzhaft auf.
„Mach es weder mir, noch Dir schwerer." sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und zog ein letztes Mal ruckartig an ihrem Arm weshalb sie nach hinten taumelte und sich dann geschlagen gab.
Ich zog sie hinter mir her, während sie immer wieder versuchte ihr Arm aus meiner Hand zu ziehen und dumme Kommentare ab gab.
Als ich eine offen stehende Tür zu einem freien Raum sah zog ich sie schnell mit rein und tritt die Tür hinter mir zu.
Als ich sie zu mir drehte waren ihre Augen geweitet.
„Rede!" forderte ich sie auf weshalb sich ihre Augen zu zwei Schlitzen formten und sie ihren Kopf fragend zur Seite neigte.
„Was suchst du hier man?!" schrie ich sie an und ein Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. Wütend schloss ich meine Augen und atmete aus meiner Nase aus.
„Ich gehe hier zur Schule." antwortete sie mir gelassen und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Langsam kam sie auf mich zu, ich jedoch rührte mich nicht von meinem Fleck sondern hob mein Kopf ein wenig weiter hoch. Sie war 3-5 cm größer als ich, doch das interessierte mich garnicht.
„Was suchst du denn hier?" stellte sie mir gespielt interessiert die Gegenfrage.
„Hör mir mal gut zu. Ich weiß, du bist neu auf dieser Schule. Kommst erst bei can und mir an und tauchst dann auf meiner Schule auf. Ich sage dir eins was auch immer dein Ziel ist, du wirst daran scheitern." ihr grinsen verschwand langsam und sie sah mich wütend aber dennoch arrogant an.
Langsam fing ich an zu grinsen und ging ihr somit mehr auf die Nerven.
„Du hältst die falsche für dumm." sagte ich und lachte am Ende auf. Gespielt.
„Komm mir nicht in die Nähe oder ich sorge dafür, dass du es schwer haben wirst." sagte ich am Ende und sie lachte auf.
„Sprichst mir glatt aus der Seele liebes." fügte sie hinzu und ich runzelte die Stirn.

Auf einmal schubste sie mich zur Seite und lief hektisch aus dem Raum raus. Ich schaute ihr abrupt hinterher und bemerkte dabei auch die fragenden blicke der Mitschüler, die sich zu dem Zeitpunkt im Foyer befanden.
„Was schubst du mich aus dem Raum, sag mal spinnst du?!" rief Gizem aufeinmal weshalb ich direkt meine Blicke wieder in ihre Richtung drehte.
„Reicht es nicht, was du mir schon im Raum angetan hast?" fragte sie dann.

Ganz ruhig Büsra sprach ich zu mir selbst und versuchte tief ein und auszuatmen. Ihr Ziel war mir bekannt. Die opferrolle wollte sie einnehmen. Ich lachte auf, nicht weil ich glücklich bin sondern weil meine Nerven am Ende sind. Wann wird das alles ein Ende haben? Erst Kaan, Dann Gizem. Haben wir denn nicht genug erlebt?
Gerade wo ich mir einredete mich nicht auf sie einzulassen und einfach vorbeilaufen wollte hielt sie mich an meinem Arm fest.
„Warum machst du dich an meinen Freund ran? Er liebt mich und wird dich niemals beachten. Deine schlampigen Aktionen bringen Dir bei ihm nichts Merk dir das!" rief sie weinerlich und das reichte mir.

Ich drehte mich ruckartig um und klatschte ihr eine weshalb sie zur Seite flog und ein lautes klatschen zu hören war. Nachdem ich sie auch geschubst hatte fiel sie zu Boden und ich stürzte mich direkt auf sie.
„Was lügst du, du ekelhafte schlampe!?" brüllte ich sie an und drehte ihr Gesicht zu mir.
„Willst du den Leuten von dir erzählen oder was?!" fragte ich sie schreiend und zog ihre Arme runter die sie vor ihrem Gesicht hatte, womit sie sich schützen wollte.

Mich kannte man in der Schule mehr oder weniger, und das als eine gute Person. Wer ist sie und erlaubt sich mich schlecht darzustellen? Immer bin ich solchen Sachen aus dem Weg gegangen aber sie hat den fass zum Überlaufen gebracht. Du hast Dir dein Tod selbst ausgesucht Gizem sprach ich zu mir und zog feste an ihren Haaren, sodass sie schmerzvoll aufschrie. Die Menschen um uns herum waren mir in dem Moment komplett egal. Mir ging es um sie. Um ihre Strafe. Gerade als ich ein weiteres Mal auf sie einschlagen wollte spürte ich, wie ich von jemandem nach hinten gezogen wurde.
„Bleib doch mal still man spinnst du!?" schrie mich die Person an, bei der ich direkt erkannte dass es Leyla war.
„Was soll das Büsra!?" fragte mich dann Yaren und sorgte dafür dass ich mich zu den Mädels drehe, die mich geschockt und bemitleidend Ansahen. Außer Atem schaute ich runter zu Gizem, die weinend auf dem Boden saß, neben ihr waren ihre Freundinnen, die versuchten sie zu trösten. Ich wollte den Blicken der Mädels entkommen, jedoch brannten sie auf meiner Haut. Sie beobachteten mich.

Ich schloss für einen Moment erschöpft meine Augen. Vielleicht war es nicht richtig, wie ich gerade gehandelt hatte, doch lies es mich wenigstens etwas besser fühlen. Ich hatte meine Wut an ihr ausgelassen, zwar nur ein Teil, aber dennoch hatte es sich beruhigender angefühlt.

Mein Brustkorb bewegte sich immer langsamer und ich beruhigte mich einigermaßen. Eine Berührung an meiner Schulter sorgte dafür, dass ich wieder zu mir kam und die Augen öffnete.
„Was ist nur los mit dir?" fragte mich Aleyna. Ich schaute ihr Hilfesuchende in die Augen. Ich sah in die Augen von allen. Mein Inneres schrie nach Hilfe, aber keiner sah es. Zu sehr waren sie damit beschäftig, mich mit Mitleid anzusehen. Zu sehr waren sie darauf fokussiert zu denken, ich würde das falsche tun, dabei wusste ich doch garnicht wie ich mich zu verhalten hatte. Die Blicke der Mädels ließen die Wut in mir erneut steigen. Ich hasste es so angesehen zu werden, als wäre ich falsch. Ich zog meine Augenbrauen zusammen, blickte ein letztes Mal zu Gizem, die sich beruhigt an die Wand gelehnt hatte und letztendlich in die Menschenmenge, die sich um uns versammelt hatte und das Geschehen beobachtete als sei es ein Kinofilm.
Zu gerne hätte ich ein Kommentar abgegeben, aber mir fehlte einfach die Kraft dazu, weshalb ich einfach kopfschüttelnd davonging.

Draußen merkte ich erst wie erschöpft ich wirklich war. Langsam kamen mir die Tränen hoch und ich fühlte mich schwacher wie nie zu vor. Irgendwie erschienen mir meine Taten nur noch falsch. Ich zweifelte an allem und jedem. Auch an mir.

Ich hätte noch 3 Stunden Unterricht gehabt, jedoch wollte ich diese Stunden nicht besuchen, weshalb ich mich dazu entschied die Schule einfach zu verlassen. Ich stand vom Bürgersteig auf und lief los, während ich mir die einzelne Träne wegwischte, die meine Wange runterkullerte.

Während ich mein Handy ausschaltete kam mir wie jeder andere Moment auch Can in den Sinn.
Man kann eigentlich nicht mal mehr sagen, er würde mir in den Sinn kommen, weil er es ständig ist.
Schuldgefühle machten sich jetzt schon in mir breit, aber ich brauchte diese Ruhe einfach. Ich musste etwas Zeit für mich, nur für mich haben, um wieder normal denken zu können.
Ohne jemandem etwas Bescheid zu geben schaltete ich mein Handy aus und verstaute es in meiner Tasche.

Es wurde immer dunkler und ich saß immer noch auf einer Bank und dachte nach. Mein Kopf tat mir schon vom ganzen nachdenken weh, jedoch lies ich mich nicht sehr davon ablenken.
Sinnvolle antworten und hilfreiche Lösungen suchte ich, jedoch scheiterte schon bei jenem Ansatz.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wischte ich mir die Tränen weg, die ich vergossen hatte. Viel Kraft hatte mich die letzte Stunde mit meinen Gedanken gekostet. Viel Kraft und Nerven.
Langsam stand ich von der Bank auf, die es mir schon sehr unbequem gemacht hatte. Nachdem ich meine Tasche in die Hand nahm drehte ich mich mit roten, dicken und verheulten Augen um, jedoch blieb direkt wieder stehen. Erschrocken blickte ich in die braunen Augen. Die Augen, die mich erschöpft ansahen.

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