Als ich meine Augen öffnete, grummelte ich leise und kniff sie schnell wieder zusammen, um dem Sonnenlicht zu entgehen, das durch das Fenster kleine Gitterfenster fiel. Meine Arme wanderten in die Höhe und ein wohliges seufzen entfloh meinen Lippen, als mir plötzlich die Ereignisse der vergangenen Nacht zu Kopf stiegen.
Mir stockte der Atem und ich drehte mich zur Seite. Negan lag neben mir.
Oh Nein, nein, nein.
Vorsichtig stemmte ich mich vom Bett ab und schlüpfte leise in meine Kleidung, die in einzelnen Ecken des Zimmers gelegen hatten.Als ich aus dem Zimmer trat, redete ich mir ein, dass letzte Nacht nicht passiert sei. Immer wieder wiederholte ich den Satz in meinen Kopf, doch je mehr ich das tat, desto größer wurde mein schlechtes Gewissen. Ich hatte nicht nur mit Negan geschlafen, es hatte mir sogar gefallen. Jede einzelne seiner Berührungen war himmlisch gewesen.
Ich schwor mir selbst, dass sich das nicht wiederholen würde. Letzte Nacht war ein Fehler gewesen, ohne jegliche Fragezeichen, oder? Ich raufte mir frustriert das Haar.
Was ist denn bloß los mit dir, Saraya? Negan ist der Feind! Hast du das etwa schon vergessen?
Alle möglichen Emotionen Prasselten auf mich ein, bildeten ein Klumpen und verwandelten sich in Frustration.
Meine Beine machten vor den Zellen halt. Sollte ich mit Daryl sprechen? Sollte ich ihm sagen, was zwischen mir und Negan passiert war?
Ich schüttelte mechanisch den Kopf hin und her, als könnte ich so die Idee wieder aus meinen Kopf verbannen. Daryl würde das nicht verstehen. Nicht mal ich selber fand Sinn in den Dingen, die ich getan hatte, doch Daryl, er würde mich zweifellos dafür verabscheuen. Ich hatte letzte Nacht mit dem Mann Sex gehabt, der Glenn und Abraham kaltblütig mit einem beschissenen Drahtumwickelten umgebracht hatte.
Schnell wischte ich die Träne davon, die meinen Auge entflohen war, und trat nach Draußen. Kühle Luft umhüllte meinen Körper wie ein Mantel. Fest presste ich die Lippen zu einem Strich zusammen und machte einen Schritt auf die Trucks zu, die sich vor dem Zaun ansammelten.
»Wo willst du hin?« Ich zuckte sichtlich zusammen, als Negans Stimme dicht hinter mir ertönte. Schnell drehte mich um und begegnete seinem schiefen Lächeln.
»Weg von dir.« Antwortete ich mürrisch und drehte mich wieder zu den Trucks.
»Wo warst du? Mein Bett und ich haben dich vermisst.« Ich rollte genervt mit den Augen. Eindeutig bereute er letzte Nacht nicht.
»Letzte Nacht ist ein Fehler gewesen.« Fehler betonte ich besonders, damit ich es in Negans Dickschädel rein prügeln konnte. »Es wird nicht nochmal passieren.«Negan stellte sich mir in den Weg, dass ich gezwungen war stehenzubleiben.
»Bist du dir da sicher?« Hauchte er und näherte sich meinen Gesicht. Ich straffte die Schultern und machte einen tiefen Atemzug.
»Absolut.« Negans Lächeln wurde breiter.
»Das werden wir noch sehen.« Er reichte mir eine Waffe, bevor er in eines der vielen Autos Einstieg.Ich wollte ein anderes Fahrzeug suchen, um ihn aus den Weg zu gehen, doch Negan machte mir sofort einen Strich durch die Rechnung.
»Du fährst mit mir mit.« Genervt ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und funkelte ihn böse an. Er lachte und fuhr endlich los.Nach einer Weile, als die Stille zu erdrückend wurde, begann ich zu sprechen:»Wo fahren wir überhaupt hin?« Negan befeuchtete seine Unterlippe mit der Zunge.
»Das ist eine Überraschung.« Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Überraschung?
Sofort trat die Stille wieder ein und ich ballte die Hände zu Fäusten.
Ich hasste ihn so sehr. Die ganze Zeit bemängelte ich mich selbst für das, was gestern passiert war und zweifellos musste ich nun damit leben, doch Negan genoss die unangenehme Situation.Hätte ich es tun soll? Auf keinen Fall. Würde es nochmal passieren? Absolut nicht. Also warum machte ich mir das Leben weiterhin so schwer?
Es war nur eine Nacht gewesen. Keinesfalls würde dies erneut geschehen, oder?
Ich schüttelte sofort den Kopf. Natürlich wird es nie wieder passieren, du Idiot!
Mein Unterbewusstsein musterte mich spöttisch und diesmal konnte ich es ihm nicht böse nehmen. Es hatte recht.Plötzlich hielt der Wagen und ich schaute auf.
»Home Sweet Home.« Negan lachte leise auf, während mir der Mund offen stand.
Wir standen vor Alexandria.Fassungslos sah ich Negan an. Wie sollte ich allen in die Augen blicken können, nach der Sache von gestern? Ich fuhr mir frustriert durchs Haar.
»Fuck.« War das einzige, was meinen Mund verließ.
Dann kam mir in den Sinn, wegen wem ich wirklich hier war. Natürlich wollte ich weg, doch Negan hätte mich vorwarnen können. Absichtlich hatte er es geheim gehalten.Das Tor öffnete sich und wir fuhren hinein. Als das Auto endlich zum Stehen kam, sprang ich sofort hinaus und schnappte nach der frischen Luft. Ich wollte den anderen nicht in die Augen sehen müssen, doch das war mir lieber, als noch eine weitere Sekunde mit Negan in diesem beschissenen Wagen zu sitzen.
»Saraya...« Ich drehte mich um und erblickte Rosita.
»Rosita!« Mit einem breiten Lächeln eilte ich auf sie zu und zog das Mädchen in eine feste Umarmung. Minutenlang hielten wir uns in Stille, bis ich mich gezwungen sah, einen Schritt zurückzutreten und Rositas finsteren Blick begegnete.
»Hat er dir das angetan?« Sie deutete auf mein Gesicht, auf dem noch immer einige blaue Stellen und Narben abgebildet waren,Jetzt, wo ich wieder daran dachte, spannten sich all meine Muskeln an.
»Nein, ich habe gegen einen Savior gekämpft.« Ich zuckte belanglos mit den Schultern, als wäre es nichts. Ich wollte nicht, dass Rosita bemerkte, wie schlecht es mir eigentlich ging.
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All I want is you (Negan ff)✔️
FanfictionSaraya ist ein Mitglied in Rick's Gruppe. Sie lebt gut mit ihrem Freund Daryl zusammen und sieht die Leute aus Alexandria als ihre Familie an, bis sie auf Negan trifft. Einem kalten Monster und doch spürt sie, dass er ein Herz hat. Dass es eine gute...