|46| Der letzte Kuss

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Ich rannte ins Arztzimmer und riss alle Schubladen auf

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Ich rannte ins Arztzimmer und riss alle Schubladen auf.
»Wo ist es denn nur?« Murmelte ich leise und brachte alles durcheinander. Ich hoffte, dass keiner mich hier bemerken würde. Ich wollte Negan nichts erklären müssen. Besonders nicht nach unserer kleinen Diskussion.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass seine Worte mich nicht hart getroffen hatten. Ganz im Gegenteil. Das haben sie. Mehr, als ich jemals gedacht hätte.

Er wählte seine Rache an Rick, vor seiner Liebe zu mir. Ich biss mir fest auf meine Unterlippe und zwang mich, tief durchzuatmen.
Er meint es nicht so, sagte ich mir selbst immer und immer wieder. Er ist nur unter Druck. Er will das beste für dich.

Ich stöhnte genervt auf und raufte mir das Haar.
»Wieso? Wieso, Wieso, Wieso?« Ich schlug die Schränke zu. »Wieso bist du nur so blöd Saraya und musstest dich in Negan verlieben?« Ich lehnte mich gegen die Arbeitsfläche und strich mir meine vorderen Haarsträhnen hinters Ohr.

»Suchst du etwas?« Ich zuckte sichtlich zusammen, als ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Ich sah auf und blickte in die grünen Augen von Laura. Ihr blonden Haare waren wie immer zu einem Dutt zusammengebunden und ihr schwarzes Tattoo am Hals kam leicht zum Vorschein. Ich bemerkte den Sonnenbrand auf ihrem Gesicht und stutzte.

»Was ist mit dir passiert?«, fragte ich neugierig und trat einen Schritt auf sie zu.
»Nun Ja, Dwight hat eine ganze Gruppe von Saviors an dem Abend, als wir nach Alexandria gefahren sind, in eine Falle gelockt. Ich war die einzige, die entkommen konnte. Tagelang bin ich umhergewandert hab versucht, meinen Weg hier zurückzufinden. Negan hat mich gefunden.«

Meine Herzschläge beschleunigten sich, als ich über ihre Worte nachdachte.
»H-Hast du N-Negan von Dwight erzählt?« Ich musterte sie eindringlich. Sie verzog das Gesicht.
»Natürlich habe ich das.« Sie lachte. »Und jetzt bekommt er das, was er verdient.« Mir stockte der Atem.
»Ich muss los.« Ich drängte mich an ihr vorbei und wollte gerade aus dem Raum treten, als sie mich zurückrief.

»Saraya, du hast was vergessen.« Sie warf mir eine kleine Verpackung zu, die ich gekonnt auffing. »Ich habe dich vorhin gesehen.« Sagte sie und verschwand. Ich presste die Lippen zusammen und blickte auf die kleine Packung in meinen Händen herab. Es war ein Schwangerschaftstest.

***

Ich eilte zu den Zellen. Bereits von weitem erblickte ich Dwight, der von Saviors zu Boden geschubst wurde. Schnell rannte ich auf sie zu und stieß sie zur Seite, bevor ich mich runter zu Dwight kniete.

Sein rechtes Auge war geschwollen und seine Lippe war aufgeplatzt. Ich benutzte den Ärmel meines Shirts, um das Blut unter seiner Nase wegzuwischen.
»Du siehst scheiße aus«, sagte ich mit einem halben Lächeln auf dem Gesicht. Er zuckte mit den Schultern.
»Hast recht.«
»Natürlich habe ich das.« Er lachte.

Die Ruhe hielt nur kurz an. Dann wurde ich plötzlich an den Armen gepackt und nach hinten gezogen.
»Lasst mich los«, schrie ich und versuchte, mich aus den Griffen zu lösen.
»Sorry, Babe.« Negan trat in mein Sichtfeld. »Er hat sich das selbst angetan. Wegen ihm sind hunderte von uns gestorben.« Obwohl ein Lächeln seine Lippen zierte, konnte ich die Wut sehen, die in ihm tobte. Er machte eine rasche Handbewegung und Dwight wurde aufgehoben und zurück in die Zelle geschleudert. Ich beobachtete die Zellentür, die langsam geschlossen wurde.

Ich würdigte Negan keines Blickes mehr, drehte mich um und ging davon.

***

Tränen rannen über meine Wangen, als ich auf den kleinen Gegenstand in meinen Händen herab blickte.
»Scheiße«, fluchte ich leise. Ich strich mir durch mein Haar und versuchte, tief durchzuatmen. »Scheiße Scheiße Scheiße.«

Ich ging im Raum auf und ab und unterdrückte die Schluchzer, die so kräftig versuchten aufzusteigen.

Ich war schwanger.

Der Satz brannte sich in meinem Gehirn ein. Wie sollte ich ein Kind in einer Apokalypse aufziehen? Negans Kind.
Wir befanden uns im Krieg und ich war schwanger. Natürlich musste mir das wieder passieren.

»Was mach ich jetzt?« Ich ließ mich aufs Bett fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich war mir sicher, dass Negan nicht vor Freude aufspringen, wenn ich ihm davon erzählen würde. Ganz im Gegenteil. Ich befürchtete, dass er sowas nicht guthieß.

Automatisch strich ich über meinen Bauch. »Was denkst du, mhm?« Stille folgte. Natürlich. Ich kaute auf meiner meiner Unterlippe herum und grübelte still vor mich hin.
»Denkst du, wir schaffen das, kleines Monsterchen?« Ich spürte ein leichtes Ziehen im Bauch und lächelte. Mir war bewusst, dass ich niemals dazu in der Lage wäre, mein eigenes Kind abzutreiben, doch ich zweifelte daran, dass ich jemals eine gute Mutter sein könnte. Und jetzt, wo Negan sterben könnte, müsste das Kind vielleicht ohne seinen Vater aufwachsen.

Ich seufzte leise auf.

***

Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und musterte Gabriel besorgt, der gefesselt auf der Rückbank saß. Er schien sich irgendeine Infektion eingeholt zu haben, denn seine Augen waren rot unterlaufen und angeschwollen.
Eugene saß ausdruckslos neben ihm.

»Gab, ich wollte übrigens noch weitere Sünden loswerden«, sagte Negan mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
»Ich wusste, dass Dwight meine Informationen weitergab, also habe ich einen falschen Plan gemacht, um Rick das Arschloch in eine Falle laufen zu lassen.«
»Hast du denn keine Schuldgefühle? Nach allem, was wir besprochen haben?«, fragte Gabriel mit weit aufgerissenen Augen.

Negan schüttelte seinen Kopf.
»Nein.« Meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich Gabriels Blick bemerkte, der sich in meinen Rücken bohrte.
»Und was ist mit dir, Saraya? Fühlst du denn Nichts?« Ich sah auf meine Hände herab und gab ihm keine Antwort.

Plötzlich öffnete Gabriel die Tür und sprang aus dem Auto. Sofort hielt Negan den Wagen und beide, er und Eugene, rannten hinterher. Ich riss die Tür auf und wartete darauf, dass sie wieder zurückkamen.

Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich über meinen Bauch strich. Ich hatte Negan noch nichts erzählt. Ich sagte mir immer wieder, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war.

Ich biss mir fest auf meine Unterlippe und verschränkte meine Arme vor der Brust, als sie wieder zurückkamen. Ich ließ mich wieder auf dem Beifahrersitz fallen und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe.

***

Wir standen vor einem großen Berg. Mein Herz schlug stark gegen meine Brust und mein Atem beschleunigte sich langsam.

Ich sah herab auf meinen Ring an meinem Finger. Ein halbes Lächeln umspielte meine Lippen. Ich blickte auf zu Negan und kam zu einem Entschluss.
Ich setzte einen Schritt nach dem anderen, bis ich genau vor ihm stand.

»Negan.« Ich griff nach seiner Hand. Er unterbrach sein Gespräch mit einem Saviors und drehte sich zu mir um.
»Lass uns heiraten. Jetzt.« Er zog verwirrt seine Augenbrauen zusammen.
»Du willst jetzt heiraten?« Wiederholte er und musterte mich eindringlich. Ich nickte.

»Egal was heute passiert, ich möchte mit dir zusammen sein. Für immer.« Seine Mundwinkel zuckten.
»Ich hol Gab.«

Minuten verstrichen und ehe ich mich versah, bildeten die Saviors einen Halbkreis um uns herum. Ich hielt Negans Hände fest gedrückt und lächelte breit. Gabriel räusperte sich und begann zu reden. Ich bekam das meiste gar nicht mit. Mein Blick hing an Negan, als wäre das das letzte mal, dass ich ich ihn ansehen könnte. Ich nahm alles an ihm tief in mir auf.

Als das „Ja" meine Lippen verließ, Schlich sich ein breites Lächeln auf Negans Lippen. Er streckte sich vor und presste seine Lippen auf die meinen.

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt