|31| Die Wahrheit

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Ich zeichnete mit meinen Fingern Kreise an die Wand

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Ich zeichnete mit meinen Fingern Kreise an die Wand. Nur Kreise. Nichts anderes.
Durch das wenige Licht, das durch den Türspalt fiel, saß ich nicht wie blind da.

Wie viel Zeit wohl bereits vergangen ist?

Keine Ahnung. Ich hatte das Zeitgefühl vollkommen verloren.
Negan hat mich in eine Zelle sperren lassen. Vermutlich meine Bestrafung dafür, dass ich auf ihn losgegangen bin. Er war ja schließlich der Boss und bla bla bla.

Es kümmerte mich nicht. Hier drinnen hatte ich wenigstens keine Probleme. Nur das Lied, das immer wieder abgespielt wurde, setzte mich in den Wahnsinn.
Ich zog meine Beine an meinen Körper und schloss meine Augen.

Meine Kehle kratzte und auf meiner Zunge war ein Punkt, der einfach nicht feucht werden wollte. Hin und wieder brummte mein Magen, doch ich ignorierte es.

Automatische dachte ich daran, wie es Daryl gehen musste. Er war schon eine ganze Zeit in einer Zelle.
Ich hasste mich selbst dafür, ihn noch nicht rausgeholt zu haben. Ich musste ihm helfen. Das war ich ihm Schuldig.

Plötzlich stoppte die Musik und meine Zelltür wurde geöffnet. Weißes, gleißendes Licht drang in meine Kammer und ich wurde geblendet.

»Man, siehst du scheiße aus«, ertönte Negans Stimme. »Und du warst hier nur für drei Tage drinnen.« Ich funkelte ihn böse an, doch es kümmerte ihn nicht.

Sanft griff er nach meinen Händen und zog mich auf meine Beine.
Meine Knie fühlten sich so an wie Wackelpudding, weshalb ich mich an Negan dran lehnen musste.

Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er fuhr sanft mit seinen Daumen über meine Unterlippe und strich mir mit seiner anderen Hand die Haare hinters Ohr.

Ich schob all meinen Ärger nach hinten und presste meine Lippen auf die seine. Er hob mich hoch, sodass ich meine Beine um seine Mitte schlingen konnte, und trug mich zu seinem Zimmer.

Schnell war ich von meinen Kleidungsstücken befreit und wurde von Negan auf die Matratze gedrückt.
Er bedeckte meinen Körper mit Küssen.
Ich warf den Kopf in den Nacken und vergrub meine Hände in seinen Haaren.

Er genoss es, mich in den Wahnsinn zu treiben. Meinen lüsternen Blick zu sehen und mich betteln zu hören. Er ließ sich viel Zeit, biss er endlich in mich eindrang. Immer wieder stieß er hart und tief in mich ein.

Ich schlang meine Beine um seine Mitte, um ihn noch tief zu spüren.
Meine Muskeln spannten sich an. Ich wartete auf den Orgasmus, der mich jederzeit überrollen würde.

Negan wurde immer schneller, sowie mein Atmen. Ich saugte an seinem Hals und berührte wenige Male mit meiner Zungenspitze sein Ohrläppchen.

»Fuck«, stöhnte er. Wenige Sekunden später erfasste uns eine Welle der Lust.

Er ließ sich neben mir aufs Bett fallen und zog mich an seine Brust. Ich zeichnete mit meinen Fingern seine Bauchmuskeln nach.
»Liebst du mich?«, flüsterte er leise. Es fühlte sich so an, als hätte ich einen Knoten im Bauch. Alles in mir spannte sich an und mein Atem wurde wieder unregelmäßig. Ich hätte niemals erwartet, dass er das jemals fragen würden.

Ich sah zu ihm auf und bemerkte seinen durchbohrenden Blick. Er versuchte, aus mir schlau zu werden, doch seinem Blick nach zu urteilen, gelang es ihm nicht.

»Ich...« Ich brach ab. Wie sollte ich auf seine Frage antworten, wenn ich selbst nicht die Antwort kannte?
Seine grünen Augen lagen auf mir.

»Ich weiß es nicht«, antwortete ich schließlich und biss mir hart auf meine Unterlippe. Er sah zu Decke auf. Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Brust.
Ein Teil in mir wollte ihm ebenfalls die Frage stellen, doch ich fürchtete mich zu sehr vor der Antwort, die er geben würde.
Ich schloss meine Augen und versuchte einzuschlafen.

***

Es war mitten in der Nacht, als ich meine Augen aufschlug. Ich lag noch immer in Negans Armen. Langsam und vorsichtig löste ich mich von ihm und kletterte aus dem Bett. Ich hob meine Klamotten vom Boden auf und schlüpfte in ihnen hinein.

Ich sah zu Negan auf und blickte in sein friedliches Gesicht. Sein Mund war leicht geöffnet und sein Atem ging ruhig. Ich seufzte leise auf, als ich an den Plan dachte, den ich in der Zelle geschaffen hatte.

Ich warf einen Blick über meine Schulter zu Negans Schreibtisch. Ich muss es tun.
Ich presste meine Lippen zusammen und ging auf den Schreibtisch zu.

Ich redete mir immer wieder ein, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich musste es wissen. Musste wissen, wer Lucille war. Würde ich Negan erneut fragen, würde er wieder sauer auf mich werden und das würde nicht gut gehen. Ein Teil in mir wusste, dass Lucille jemand wichtiges sein musste.

Ich ging mehrere unwichtige Akten und Notizen von Negan durch. Entdeckte sogar Bilder von Leichen mit eingeschlagenen Köpfen. Vermutlich Negans Opfer. Wahrscheinlich benutzte er diese Bilder als Warnung, ihn nicht zu hintergehen. Genau das, was Rick nun vorhatte. Keineswegs würde er sich so von Negan unterdrücken lassen. Genauso wenig wie Rosita und die anderen in Alexandria und auch in Hilltop.

Nach einer Weile wollte ich die Hoffnung aufgeben und von Schreibtisch ablassen, doch ich zwang mich weiterzusuchen.

Als ich die unterste Schublade öffnen wollte, musste ich kräftig ziehen, weil sie klemmte. Doch als sich der Inhalt von ihr mir offenbarte, schluckte ich hart.
Langsam nahm ich das Bild, das ganz oben auf dem Stapel von Briefen lag.

Auf dem Bild war Negan, der breit in die Kamera lächelte. Sein Lächeln war echt. Er war auf dem Bild etwas jünger.
Sein Arm war um eine Frau geschlungen. Ihr dunkles, braunes Haar ging ihr in Wellen über ihre Schultern. Sie war blass, aber nicht zu blass.

Sie strahlte ebenfalls wie Negan in die Kamera. Ihre Zähne waren weiß und ebenmäßig. Unter ihren Augen konnte man leichte Schatten ausmachen. Dennoch sah sie glücklich aus.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es war, als würde ich mich selbst im Bild sehen. Als wäre das ein Bild von mir. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sogar sagen, dass ich auf diesem Bild bin. Einfach, weil ich genauso aussah. Als wäre ich der Zwilling, nur hatte ich nie eine Schwester.

Ich drehte das Bild um und entdeckte, wie in geschwungener Handschrift Lucille auf der Rückseite stand. Ich wischte mir mit meinen Handrücken die Tränen von der Wange und bemühte mich darum, ein schluchzen zu unterdrücken.

Ich sah genauso aus wie Lucille.

Der Satz brannte sich in meinem Kopf ein. Auf einmal machte alles Sinn. Negans Gesichtsausdruck, als er mich das erste mal im Wald gesehen hatte. Dieser verdammte verwirrte Gesichtsausdruck. Das er darauf bestanden hatte mich ebenfalls mit nach Sanctuary nehmen wollte.

Negan hatte mich nie gemocht. Er hatte sich einfach vorgestellt, dass ich Lucille war. Es fühlte sich so an, als würde mein Herz in tausenden von Splittern zerspringen.

»Ich muss hier weg.« Flüsterte ich leise. Achtlos schmiss ich das Bild auf den Tisch und flüchtete aus dem Zimmer. Ich musste von hier weg. Jetzt.

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt