|23| Feigling

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Ich raufte mir verärgert das Haar. Versuchte, mich zusammenzureißen und ruhig zu bleiben. Ich ging nach draußen und schnappte nach Luft.

Ganz ruhig bleiben, dachte ich. Du bist besser als das. Du. Bist. Besser. Als. Er.

Ich biss mir fest auf meine Unterlippe und versuchte, meine Tränen zu unterdrücken.

Dieses Blöde Arschloch.

***

Es war der nächste Tag, als ich Waffenmagazine mit Munition füllte. Ich saß draußen. Die Sonne strahlte erbarmungslos auf mich herab. Ich seufzte leise auf.

»Saraya.« Ich sah auf, als ich jemanden meinen Namen sagen hörte. Nate stand vor mir mit einem breitet Lächeln auf dem Gesicht. Auch auf meinem Gesicht bildete sich nun ein Lächeln.

»Hey, Nate.« Er ließ sich neben mir auf den Boden fallen und griff nach einem leeren Magazin, um mir beim auffüllen zu helfen.

»Wieso bist du überhaupt hier?«, fragte ich aus reiner Neugier. »Also hier in Sanctuary. Hattest du keine Gruppe?« Er biss sich auf seine Unterlippe.

»Doch, natürlich hatte ich eine Gruppe. Sie hat nur nicht zu lange gehalten.« Ich musterte ihn eindringlich und wartete ab, was er als nächstes sagen würde.
»Es lief am Anfang alles super. Wir hatten reichlich Nahrung und Medizin und allgemein Leute, aber dann hielten es manche für eine gute Idee, einen Ort zu erschaffen, der anderen Zuflucht bieten würde und uns ein Zuhause. Du musst wissen, wir sind zuvor nur planlos umhergewandert. Doch wir haben überlebt. Es ist ein Teil von uns geworden. Einfach Umherwandern.«

Ich wusste bereits, dass Nates Geschichte ein tragisches Ende haben würde. Sonst wäre er nicht hier.

»Wir sind in die Stadt und hatten vor, einen kleinen Teil zu unserer neuen Stadt zu machen und das hat auch geklappt. Wir waren später eine riesige Gruppe. Aber die meisten konnten nicht kämpfen. Das was wir hatten, war unglaublich und wertvoll gewesen.« Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Doch so schnell es gekommen war, verschwand es auch wieder.

»Es brauchte nicht lange und Leute kamen, um es uns wegzunehmen. Alles. Sie brachen ein, schossen wie wilde herum und töteten alle. Es wurde noch viel schlimmer, als dann eine Herde von Beißern angelockt wurden, wegen der lauten Schüsse.« Er senkte seinen Blick. »Ich habe wirklich versucht, alle zu retten, Saraya. Wirklich. Aber...Ich bin abgehauen, sobald es zu riskant wurde.« Er schüttelte seinen Kopf. »Was ist getan habe, ist unverzeihlich. Aber ich musste es tun, um mich selbst zu retten.« Ich nickte und strich ihn beruhigend über den Rücken.

»Ich verstehe«, murmelte ich leise. Ich hatte gelogen. Ich wäre für meine Familie gestorben. Nicht weggerannt.

Ein Pfeifen ertönte hinter uns. Ich verdrehte genervt die Augen und drehte mich um. Negan kam mit einem breiten Lächeln auf uns zu. Ich dachte, er würde mich als erstes ansprechen, doch stattdessen drehte er sich direkt zu Nate und ignorierte mich vollkommen.

Nate fiel natürlich sofort auf seine Knie und tat so, als wäre Negan ein Gott.

Lächerlich.

»Wieso arbeitest du nicht? Solltest du nicht am Tor Wache halten?«, fragte Negan dunkel.
»I-Ich.« Stotterte Nate verzweifelt und sah auf. Negan schien das alles Spaß zu machen.

»Verdammte scheiße, hast du jetzt auch das sprechen verlernt?« Nate schüttelte schnell den Kopf.
»Nein, Sir.« Erst lachte Negan und leckte sich mit der Zunge über die Unterlippe. Dann streckte er mir Lucille entgegen, ohne den Blick von Nate abzuwenden.
»Halten.« Befahl er Rau. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und nahm den Baseballschläger entgegen.

Plötzlich packte Negan Nate am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Ich stieß die Luft fassungslos aus.
»Negan!« Er ignorierte mich. Natürlich.
»Du wirst dich von ihr fernhalten, hast du mich verstanden?«
Ich trat von hinten an die beiden ran.
»Negan, das geht dich überhaupt nichts an. Du kannst ihm nicht verbieten, ...«
»Natürlich. Alles was Sie sagen, Sir«, unterbrach mich Nate. Mir stand der Mund offen.

Es war ihm einfach egal?!

Ich schüttelte fassungslos den Kopf.
Ich hätte wissen müssen, dass Nate so einer war. Ein Feigling. Natürlich war er das. Hauptsache er rettete sich.

Als ich spürte, wie sich ein Blick in meinen Rücken bohrte, drehte ich mich sofort um.

Der Savior, der es wohl nun auf mich abgesehen hatte, der von Hilltop, stand am Zaun gelehnt und beobachtete mich mit einem schrägen Lächeln im Gesicht. Er fuhr mit seiner rechten Hand seinen Körper hinunter und berührte durch seine Hose leicht seinen Schritt.

Ich verzog angewidert das Gesicht und ging davon.

Verdammte scheiße.

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Ich bin Neugierig. Habt ihr in The Walking Dead(Serie) irgendwelche Charaktere, die ihr shipped. Also Charaktere, sie ihr gerne zusammen haben wollt oder ein Paar, dass bereits zusammen ist und ihr findet es total toll und passend?

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt