|29| Wir hatten nur Sex. Nicht mehr

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Es war ungefähr sechs Uhr, als ich meine Augen aufschlug

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Es war ungefähr sechs Uhr, als ich meine Augen aufschlug. Ich starrte meine leere weiße Wand an und fühlte einen kurzen Moment lang Nichts. Mein Kopf war leer. Alle Sorgen waren für einen kurzen Moment wie weggefegt, bis wenige Sekunden später alles wieder zurückkam und ich mich armselig fühlte.

Erinnerungen von vorheriger Nacht waren ebenfalls dabei. In meinem Kopf formte sich ein Name:Lucille.
Ich hatte Lucille als Negan's Baseballschläger kennengelernt, doch nach gestern bezweifelte ich, dass er davon geredet hatte.

Die gestrige Nacht ist katastrophal gewesen. Vermutlich saß er nachher noch immer auf dem Boden der Dusche oder er hockte über der Toilette und übergab sich. Er verdiente es.

Ich erinnerte mich an die große Angst, die ich gestern noch gehabt hatte seines halben. Es ist beinahe erschreckend gewesen.

Ich verstand meine eigenen Gefühle gegenüber Negan nicht. Sie waren viel zu kompliziert, als dass man sie verstehen könnte. Mal wollte ich ihn mehr als alles andere und im nächsten Moment verabscheute ich ihn so sehr, wie es nur ging. Wenn Negan etwas sagte, nahm ich sofort seine Worte in mir auf. Keines ging an mir vorbei.

Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Ich wollte so sehr wissen, wer Lucille war. Eine alte Flamme oder jemand, der in Negan's Leben eine sehr wichtige Rolle spielte. Vielleicht hatte Lucille etwas damit zutun, warum Negan gestern zu viel getrunken hatte. Aber sollte es mich überhaupt interessieren? Vermutlich nicht, aber das war mir egal.

Langsam stand ich auf und begann, mir frische Klamotten anzuziehen, bevor ich mich auf dem Weg zu Negans Zimmer machte. Ich öffnete die Tür und sah, wie er sich gerade das Gesicht wusch.

»Guten Morgen.« Sagte ich laut und ließ mich auf sein Bett fallen.
»Hey.« Er trat ins Schlafzimmer. Nur ein Handtuch war um seine Hüfte gewickelt, der Rest lag frei. Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln.
»Anstrengende Nacht?« Ich legte den Kopf schräg und musterte ihn interessiert.

»Fang gar nicht erst damit an«, erwiderte er und suchte sich Klamotten aus dem Schrank raus.
»Womit? Dass du getrunken hast?«
Negan verdrehte die Augen und begann, in frische Klamotten zu schlüpfen.

»Tut mir leid, dass ich getrunken habe.« Ich schüttelte leicht den Kopf.
»Und wieso hast du getrunken?« Er stöhnte genervt auf. Ihm schien das Gespräch gar nicht zu gefallen.
»Wen interessiert's?«
»Mich interessiert's!« Ich sprang vom Bett auf und stellte mich vor ihm hin. Die Wut hatte mich so schnell überkommen, dass es mich gleichzeitig verwirrte.

»Weißt du überhaupt, wie es sich für mich angefühlt hat? Ich komme in dieses Zimmer rein und sehe dich betrunken auf der Couch liegen.«

»Es ist keine große Sache, Saraya.« Er zog sich ein weißes T-Shirt über.
»Doch, ist es«, zischte ich und bohrte meinen Zeigefinger in seine Brust. »Wieso hast du gestern getrunken?« Er zuckte mit den Schultern.
»Nur so.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Und wer ist Lucille? Deine Frau?« Plötzlich verdunkelte sich seine Miene.
»Das geht dich gar nichts an«, sagte er so kalt, dass es mich zusammenzucken ließ.
Er wand mir seinen Rücken zu und füllte sich Whisky ist ein Glas.
»Das geht mich nichts an? Ich habe mich gestern um dich gekümmert! Ich habe dich sogar unter die Dusche bekommen!«

»Vielen Dank, Saraya, du bist absolut fantastisch«, sagte er mit einem sarkastischen Unterton. Ich ging nicht auf seinen Kommentar ein und hakte weiter nach. Ich brauchte eine Antwort.

»Sag mir, wieso hast du gestern getrunken hast und wer Lucille ist?«
»DAS GEHT DICH NICHTS AN!«, schrie er und nippte an seinem Whisky. Sein Kiefer mahlte und seine Augen glühten. Ich hatte ihn noch  nie vorher so gesehen.
»Ach ja? Bist du dir da ganz sicher?« Ich schlug ihm das Glas aus der Hand. Es zerschnellte auf dem Fußboden und die blutrote Flüssigkeit bahnte sich eine Spur zum hinteren Teil des Raumes.

»DU KANNST MIR ALSO DEN KONTAKT ZU MEINER FAMILIE VERBIETEN UND MEIN LEBEN KONTROLLIEREN,ABER ICH DARF NOCH NICHT MAL WISSEN, WARUM DU GETRUNKEN HAST?!« Wir schrieen uns gegenseitig an und keiner war da, der etwas vernünftiges beisteuern konnte.

»Wieso sagst du es mir nicht einfach? Wieso merkst du nicht, dass du mir wichtig bist?« Ich sah ihn traurig an.
»Ich bin dir wichtig? Tu nicht so, Saraya! Wir hatten nur Sex, mehr war da nie!« Ich wusste, dass es nichts bringen würde, weiter mit ihm zu diskutieren, also ließ ich alles auf mich ergehen.

»Dachtest du wirklich, zwischen uns war mehr, als nur Sex«, er lachte kalt auf. »Saraya, du bedeutest mir nichts. Du bist nichts.« Auf meiner Brust entstand ein Druck. »Du bist mir so wichtig, wie der Abdruck unter meinem Schuh.«

Tränen liefen mir stumm über meine Wangen. Ich kam mit schwach vor. Erbärmlich.
»Verstehe. Nur Sex.« Wiederholte ich benommen. »Nicht mehr.«
Ich stieß ihn zur Seite und trat aus seinem Zimmer. Ich lief geradewegs nach Draußen, um nach frischer Luft zu schnappen.

Ich atmete tief durch und sah auf zum Himmel. Die Sonne versteckte sich hinter dunklen Wolken. Vermutlich würde es bald anfangen zu regnen.

Ich setzte mich auf den Boden und schloss meine Augen.

***

Stunden waren vergangen. Einige Saviors standen um ein großes Lagerfeuer und betranken sich. Sie lachten, redeten aufgeregt und genossen den Abend.
Automatisch dachte ich an Rick und die anderen, die in Alexandria waren. Ich vermisste sie, selbst wenn sie das nicht genauso empfanden. Ich hoffte, dass es ihnen gut ging.

Es dauerte nicht lange und ich fühlte Regentropfen, die auf mich herabfielen. Ich zog meine Beine an meinen Körper.
»Hey.« Hörte ich es neben mir. Ich schreckte auf und entdeckte Negan.
»Willst du?« Er streckte mir ein Bier entgegen. Zögernd nahm ich es und trank große Schlücke daraus.

»Mir tut leid, was ich zu dir gesagt habe«, sagte er leise. Ich schüttelte den Kopf.
»Ist egal, Negan. Du hattest recht.«
»Nein, hatte ich nicht.« Er setzte sich neben mich und musterte mich eindringlich.

»Ich mag dich auch.« Hörte ich ihn sagen. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hätte mit allem gerechnet, außer damit. Ich presste meine Lippen zusammen und versuchte, die Fassung zu bewahren.

»Zu spät«, erwiderte ich und funkelte ihn böse an. Ich stand auf und war im Begriff zu gehen, als er mich an meinem Handgelenk zurückzog und mich gegen die Wand drückte. Sein Gesicht war nur einige Zentimeter von mir entfernt.
»Willst du mich wirklich so stehenlassen, Babe.« Er leckte sich über seine Unterlippe.

Ich versuchte, ihn von mir wegzudrücken, doch er war zu stark.
»Fick dich!« Zischte ich.
»Du meinst wohl eher „Fick mich.«Meine Wut auf ihn stieg.
»Du bist ein Arschloch. Ein widerwärtiges Arschloch. Deswegen hat Lucille dich auch verlassen, nicht wahr?« Sein Gesicht erstarrte. Ich wusste, dass ich einen wunden Punkt in ihm getroffen hatte.

Ich nutzte den Moment aus und stieß ihn hart weg von mir.
»Halt dich von mir fern!« Ich ging an ihm vorbei und flüchtete schnell zurück in mein Zimmer.

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt