|34| Kingdom

411 21 2
                                    

Die Leute in Hilltop hassten mich. Sie wussten ganz genau, woher ich kam und welche Beziehung ich mit Negan hatte. Die einzigen, die ich hatte, waren Daryl, Jesus und Enid. Sasha redete nicht mit mir, aber sie hasste mich nicht. Das war mehr, als ich erwarten konnte.

Ich hatte mich auf einen weiteren grauenvollen Tag vorbereitet, als wir Besuch bekommen hatten. Rick und die anderen waren gekommen, um sich mit Hilltop zu verbünden. Sie waren Daryl sofort in die Arme gefallen, doch bei mir haben sie gezögert. Rosita und Tara waren die ersten gewesen, die auf mich zugekommen waren. Dann Carl. Dann die anderen.

Sie umarmten mich fest und ich fühlte mich wohl. Ich hatte geplant, in wenigen Tagen abzureisen und neu anzufangen, doch Rick hatte mich aus der Idee rausgeredet und mich überzeugt mit Daryl nach Kingdom zu gehen, um dort den König Ezekiel zu überzeugen gegen Sanctuary anzutreten. Oder genauer gesagt, sollte Daryl ihn überzeugen.

Rick war bewusst, dass ich niemals etwas machen würde, was Negan zu schaden kommen würde. Ich glaube, er hatte meine Gefühle für ihn durchschaut.
Ich packte meine Sachen zusammen, schulterte meinen Rucksack und stieg ins Auto ein, das nach Kingdom fahren würde.

Wir fuhren wenige Stunden. Ich las in Bücher und schaute ab und an aus dem Fenster. Meine Paranoia schlug immer wieder an. Was ist, wenn die Saviors uns finden? Wenn Negan mich findet?

Ich wusste, dass ich von Negan wegrennen konnte, doch ich konnte nicht von meinen Gefühlen für ihn weglaufen. Und Negan war viel zu egoistisch, um mich loszulassen. Wie er bereits gesagt hatte; ich gehörte ganz alleine ihm.

Kingdom war anders, als ich es mir vorgestellt hatte, und dennoch passte es perfekt. Es war friedlich und lag nah an einem normalen Leben. Ich bewunderte die Leute, die das hier aufgebaut hatten. Automatisch verglich ich das mit Sanctuary. Sanctuary war nicht sehr freundlich. Eher bedrohlich. Die Atmosphäre war ebenfalls weniger gut. Ich wollte weitere Unterschiede aufstellen, doch Tara zog mich aus meinen Gedanken.

»Saraya, kommst du?« Rief sie laut übern Hof. Ich nickte schnell.
»Äh Ja, natürlich.« Ich lief ihr schnell hinterher in ein großes Gebäude, worin früher Theaterstücke gespielt worden waren.
Das erste, was ich erblickte, war ein großer Tiger auf der Tribüne liegen. Daneben saß ein Mann mit Dreadlocks und lockeren Klamotten auf einem Thron. Mir stand der Mund offen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Ich hielt mich weiter hinten im Saal auf. Sie alle begannen zu diskutieren darüber, ob es schlau wäre, die Saviors zu bekämpfen oder nicht. Ich fühlte mich etwas unbehaglich. Ich sollte nicht hier sein. Sollte mir das alles nicht anhören.
Ich verstand nicht, warum die anderen mir so viel vertrauen schenkten und mich bei diesen Besprechungen dabei hatten. Natürlich würde ich sie niemals verraten, doch sie hatten ihre Gründe mir zu misstrauen.

Ich wippte nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Und wer bist du?« Ezekiel sah plötzlich zu mir herüber. »Komm näher«, forderte er sanft. Zögernd näherte ich mich der Tribüne.
»Also...« Er wartete auf eine Antwort seiner vorherigen Frage. Ich räusperte mich. »Mein Name ist Saraya Monroe.« Antwortete Ich. Mein Blick glitt kurz und schnell zu dem Tiger.

»Keine Angst«, versuchte mich Ezekiel zu beruhigen, »sie tut dir nichts. Das ist Shiva.« Er strich über ihren Kopf. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
»Cool.« War das einzige Wort, dass ich herausbrachte. Er lachte.
»Ja, in gewisser Weise schon.« Kurz war es still, bis er weiterredete. »Saraya Monroe, stimmst du auch den anderen zu. Sollten wir Sanctuary bekriegen?« Er musterte mich eindringlich.

»I-Ich «, stotterte ich und brach schließlich ab. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Natürlich wollte ich keinen Krieg, doch was würden die anderen sagen, wenn ich diese Antwort geben würden. Sie würden mich hassen, wenn ich ihren Plan zugrunde werfen würde.

»Ich stimme ihnen zu«, antwortete ich schnell und senkte meinen Blick.
»Bist du sicher?«, fragte Ezekiel. Ich spürte die Blicke der anderen, die auf mir lagen. Ich nickte schnell. »Ja.« Ich setzte ein falsches Lächeln auf.
Kurz war es still, bis Ezekiel endlich weiter sprach.
»Na schön. Ich werde darüber nachdenken müssen. Ihr seid stets willkommen zu bleiben.« Er nickte uns zu.

Rick zwang mich und Daryl zurückzubleiben, während er wieder mit den anderen nach Alexandria ging. Daryl schien das alles gar nicht zu passen. Er stampfte wütend davon. Ich stattdessen ging herum und versuchte, Kingdom besser kennenzulernen.

Tage vergingen und es dauerte nicht lange bis ich mich dazu entschied, zu verschwinden. Es lag nicht daran, dass Kingdom mir nicht gefiel oder ich mich einsam fühlte. Mein schlechtes Gewissen war zu groß. Ich war eine von den Saviors gewesen. Der Gruppe, die Kingdom tyrannisierte.

Bevor ich abhauen würde, wollte ich etwas an mir ändern. Ich betrachtete mich selbst im Spiegel und fuhr mit meiner Hand durch mein braunes Haar. In Kingdom gab es eine Frisörin. Sofort kam mir eine Idee in den Sinn.

Ich griff nach meiner Jacke und machte mich auf dem Weg zu ihr. Ich musste nur zweimal an ihrer Tür klopfen- dann wurde sie geöffnet. Ein Lächeln zierte ihre gefüllten Lippen.

»Hallo, Saraya. Ich habe dich heute gar nicht erwartet«, sagte sie. »Komm rein.« Sie trat zur Seite und bedeutete mir in einer kurzen Handbewegung reinzukommen. Ich setzte ebenfalls ein Lächeln auf und trat ein.

»Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, erzählte ich, als wir uns auf dem Sofa niederließen.
»Natürlich«, erwiderte sie. »Womit kann ich dir helfen?« Es Ist überraschend, dass sie so freundlich zu mir war- einer Fremden.

Ich räusperte mich.
»Ich wollte fragen, also Ähm, vielleicht könntest du mir die Haare machen? Ich brauche etwas Abwechslung. Eine andere Haarfarbe.« Sekunden verstrichen, dann nickte sie.

»Ja, klar. Ich kann dich aber nur blond machen. Die anderen Farben sind gerade alle.« Mein Lächeln wurde breiter.
»Blond ist gut.«

***

Ich strich mir durch mein blondes Schulterlanges Haar. Ich wusste nicht, wie lange ich vorm Spiegel stand und überlegte, ob ich meinen neuen look mögen oder hassen sollte. Ich entschied mich für das erste.

Seufzend griff ich nach meinem Rucksack und begann, meine Sachen zu packen. Es dauerte nicht lange, ich hatte nicht sonderlich viel und ich wollte Kingdom nicht noch weiteres nehmen.

Ich wartete bis ich es dunkel war, bevor ich nach Draußen schlich. Zu blöd, dass ich bereits von jemanden erwartet wurde.

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt