|30| Ich weiß

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Jemand hatte mir mal gesagt, dass man der Liebe nicht entkommen konnte

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Jemand hatte mir mal gesagt, dass man der Liebe nicht entkommen konnte. Ich hatte damals gelacht und der Person den Vogel gezeigt, doch sie hatte recht gehabt. Man konnte ihr nicht entkommen.

Liebe zerstört. Sie ist grausam. Wie konnte ich jemals vorhersehen, dass ich etwas für meinen größten Feind empfinden könnte. Vielleicht war das alles eine Bestrafung für etwas, was ich damals getan hatte. Als ich meine Familie nicht retten konnte. Nicht Rick, Daryl und die anderen in Alexandria. Meine richtige Familie. Sie waren tot. Alle tot.

Es war zu Beginn der Apokalypse passiert. Die Schule war früher ausgefallen, wegen dem Virus. Überall herrschte Chaos. Im Fernsehen lief nichts anderes mehr. Videos wurden im Internet gepostet, wie Behörden in die Menge schossen. Leichen. Blut. Schrecken. Nichts anderes mehr.

Zuhause war alles chaotisch gewesen und es war keine Spur von meiner Mutter und meinem Bruder gewesen. Mein Vater war gegangen, als ich drei Jahre alt gewesen bin. Ich erinnerte mich an die Angst, die mich erfasst hatte. Diese schreckliche Angst.

Hätte ich meinen Bruder nicht schreien gehört, hätte ich sie vermutlich nie gefunden. Ich war sofort raus gerannt und war den Schreien gefolgt. Schnell hatte ich ihn gefunden. Er hat abseits der Straße gesessen und leise geweint.

Er ist erst sechs zu diesem Zeitpunkt gewesen. Sein braunes Haar stand in alle Richtungen ab und sein Gesicht ist dreckig gewesen.
Sobald ich ihn gesehen hatte, war ich erleichtert gewesen. Ich hatte gelächelt und wollte gerade zu ihm rennen, als ich die Leiche meiner Mutter neben ihn gesehen hatte. Ich wusste nicht, wie es passiert war. Aber sie ist zurückgekommen. Noch bevor ich etwas hätte machen können, hatte sie nach seinen Arm gegriffen und ihre Zähne in seine Haut versenkt.

Ich war sofort zu ihnen gerannt und hatte ihr den Kopf eingeschlagen.
Ich erinnerte mich noch genau an den emotionalen Schmerz, den ich empfunden hatte. Es hatte sich so angefühlt, als hätte man mir die Luft abgeschnürt.

Es hat mich nicht viel Zeit gekostet, bis ich herausgefunden hatte, dass Caleb wegen dem Biss sterben würde.

Ich saß auf meinem Bett in meinen abgedunkelten Zimmer, als alle Erinnerungen sich erneut in meinen Kopf abspielten. Schnell wischte ich die Tränen von meinen Wangen und schnappte nach Luft.

»Scheiße«, fluchte ich leise. Ich stand auf und warf einen Blick aus meinem Fenster. Die aufgehende Sonne zeigte mir, dass es wieder soweit war. Ein neuer Tag. Eine neue Schicht.

Ich wollte Negan nicht sehen. Es waren drei Tage nach unserem letzten Gespräch vergangen. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen hatte, hatte sich meine Brust schmerzhaft zusammengezogen.

Genauso war es auch dieses Mal. Ich stand mit Dwight am Zaun und entdeckte Negan von weitem, der sich mit Eugene unterhielt.

Ich presste meine Lippen fest zusammen. Es gelang mir nicht, meine Augen von ihm zu lösen. Ich musterte ihn aufmerksam. Wie er sich auf seine Unterlippe biss, wie er sich über seinen Bart strich. Seine Gangart...

Es war komisch beruhigend, ihn zu beobachten.

»Ohh, hat sich da jemand verliebt?« Lachte mir Dwight von der Seite ins Ohr.
Ich schubste ihn weg von mir.
»Halt die Klappe«, zischte ich verärgert.
»Sei nicht traurig, Saraya. Er wird schnell über dich hinwegkommen. Vermutlich hat er heute morgen ne neue gevögelt.«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
»Halt einfach dein Maul, Dwight.« Ich sah aus meinem Augenwinkel, wie er breit lächelte.

»Nicht mehr so tough, mhm?« Er umfasste mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Wenn du willst, kann ich dir auch eine gute Zeit bereiten.« Er strich mit seinen Daumen über meine Wange.
»Du musst wissen, meine Frau ist eine von Negans Frauen. Sherry. Du hast bestimmt schon mal von ihr gehört. Und er fickt sie jeden Tag, während ich sie gerade so ansehen darf.« Er kam mit seinem Gesicht näher an meines.

»Negan interessiert sich nicht für dich. Negan interessiert sich nur für sich selbst.« Ich biss die Zähne zusammen und befreite meinen Kopf aus seinem Griff.

»Ich weiß.« Dwight zog seine Augenbrauen hoch.
»Und trotzdem schläfst du mit ihm?« Er musterte mich eindringlich.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Was soll ich sagen, Dwight? Es gibt keine genaue Erklärung dafür und jetzt halt die Klappe und lass mich in Ruhe.«

Ich drehte mich wieder von ihm weg und sah erneut zu Negan. Ich war so verdammt dumm!

***

Als meine Schicht zu Ende war, kam ein Savior auf mich zu und sagte mir, dass Dwight und ich zu Negan gehen sollten, der in seinem Zimmer offenbar schon auf uns wartete. Dwight hatte sofort genickt, während ich die Augen verdreht hatte.

Dwight ging in schnellen Schritten Richtung Zimmer und musste mich mitziehen, damit ich mit ihm Schritt hielt.

Als wir seine Tür öffneten, klappte mir der Mund auf. Ich erblickte eine nackte Sherry, die stöhnend unter einem nackten Negan lag. Dwight schien es genauso zu gehen wie mir.

Als Negan uns bemerkte, stand er breit lächelnd auf und schlüpfte in seine Boxershorts rein.
»Hey, Dwighty Boy, wie läufts so?«
Ich war so wütend, dass ich auf ihn zu stapfte und ihn nach hinten stieß.

»Wirklich, Negan?! Ist das eines deiner kranken Spiele? Wenn ja, dann musst du dich wohl besser anstrengen!« Ich wollte ihm den Rücken zukehren, doch er hielt mich auf, als er mein Handgelenk packte.
»Wie wärs, wenn wir Daryl einen kleinen Besuch abstatten würden und alles, was ihm passiert, deine Schuld ist.« Ich riss die Augen vor Schreck auf, doch er lachte .

Er streckte sich zu mir vor und befeuchtete seine Unterlippe mit seiner Zunge. »Und jetzt gib mir einen Kuss.«

Wütend holte ich mit Hand aus und schlug ihm ins Gesicht. Er hielt sich seine Wange. Er hatte wohl nicht erwartet, dass ich das tun würde.

Ich stürzte mich auf ihn und schlug ihn immer und immer wieder. Ich spürte, wie ich von hinten gepackt wurde und man versuchte, mich von Negan zu ziehen. Ich drehte mich um und erblickte Dwight. Sofort stieß ich ihn weg von mir und schlug ihm mit meiner Faust ins Gesicht, um mich wieder auf Negan stürzen zu können.

Sherry war längst aus dem Zimmer gerannt, doch das interessierte mich in diesem Moment nicht.

»Ich hasse dich so sehr.« Schrie ich durchs Zimmer. Negan lag auf dem Boden an seinen Schrank gelehnt und hielt sich seinen Kopf.

»Ich weiß.« Antwortete er ernst. Tränen rannen über meine Wangen. Ich schluchzte auf und fiel auf meine Knie.
»Ich hasse dich«, wiederholte ich, doch es kam nur als ein Flüstern heraus.
Negan rutschte zu mir herüber und schloss mich in seine Arme.

Meine Tränen liefen ungehindert über meine Wangen. Wie ein Wasserfall.
Er strich mir liebevoll übers Haar und drückte mir einen sanften Kuss auf meinen Scheitel.

»Ich weiß.«

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt