|40| Broken Heart

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Ich wusste nicht, wie viele Tage bereits vergangen waren

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Ich wusste nicht, wie viele Tage bereits vergangen waren. Zu lange hatte ich das Tageslicht nicht mehr gesehen. Wie auch? Mit den ganzen Walkern, die Sanctuary umgaben war es unmöglich rauszugehen. Aber das kümmerte mich nicht groß. Nicht mehr.

Nachdem Negan fast gestorben war, war ich wie traumatisiert. Ich verbrachte die meiste Zeit in meinem dunklen Zimmer, nicht fähig, irgendwas zu machen.
Immer wieder spielten sich die Ereignisse vor meinen Augeninneren ab. Ich durchlebte es immer wieder. Selbst in meinen Träumen.

Die Schüsse, Negan, der zur Seite wegfiel, die Gefühle, die ich empfunden hatte, als ich dachte, er wäre gestorben. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Ich konnte Negan noch nicht mal mehr unter die Augen treten. Ich befürchtete, dass es alles nur noch schlimmer machen würde. Dennoch versuchte Negan immer wieder mir näher zu kommen. Er verdiente nicht, was ich mit ihm machte, doch ich konnte es einfach nicht anders.

Sobald die Walker um Sanctuary herum erledigt werden würden, würde Krieg beginnen und eine Seite würde verlieren. Ich würde so oder so Leute verlieren, die ich mehr als alles andere liebte.

Ich war wütend auf Rick. Wütend, dass er mir beinahe Negan genommen hätte. Genau vor meinen Augen! Doch ich wollte ihn nicht tot sehen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich meine Zimmertür öffnete. Langsam sah ich auf und erblickte niemand anderes, als Negan. Seine Lippen waren zusammengepresst. Er sah furchtbar betrübt aus. Ich hasste es, ihn so sehen zu müssen. Schnell sah ich wieder auf meine Finger herab, die miteinander verschränkt waren.

»Hey«, sagte er leise. Ich atmete tief durch.
»Du solltest nicht hier rein kommen«, erwiderte ich. Er seufzte leise auf.
»Ich weiß, ich«, er brach kurz ab, bevor er weiterredete, »ich musste sehen, wie es dir geht.«

Ich spürte, wie sich ein Knoten in meinem Magen bildete.
Bleib stark, Saraya. Ganz ruhig. Du darfst nicht vor ihm Weinen.
Ich biss mir fest auf meine Unterlippe. So fest, dass sie jeden Moment anfangen würde zu bluten.

»Geh. Bitte.« War as einzige, dass ich über meine Lippen brachte. Eine Stille trat ein. Ich bemerkte, wie Negan sich vor mir hinkniete und mit seinen Fingern mein Kinn anhob, sodass ich ihn ansehen musste.

»Saraya, rede mit mir. Du und ich gegen den Rest der Welt. Stimmt's?« Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich wollte meine Arme um seinen Nacken schlingen, ihn an mich ran ziehen und meine Lippen auf seine pressen. Seinen Duft tief einatmen und meine Finger in seinen Haaren vergraben. Ich wollte ihn glücklich machen. Glücklich sein.

Doch ich konnte nicht. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn so sehr, dass es mich umbringen würde, ihn zu verlieren. Und ich konnte ihn einfach nicht verlieren.

»Geh.« Sein Gesicht erstarrte. Er hatte wohl nicht gerechnet, dass ich so antworten würde. Selbst Ich hatte nicht damit gerechnet.
Als ich den Schmerz in seinen Augen sah, fühlte ich mich schuldig. Ich unterdrückte meine Tränen. Eine gefühlte Ewigkeit starrte er mich verletzt an. Schließlich nickte er, stand auf und ging wieder. Sobald die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, schluchzte ich laut auf.

Ich hielt mir die Hand vorm Mund und versuchte, nicht zu laut zu sein.
Ich wollte nicht, dass Negan mich hörte und wieder rein kam.

Also saß ich weiterhin dort. Im dunklen. Tränen liefen ungehindert über meine Wangen. Ich saß solange dort, bis ich mich dazu entschied mit jemanden zu reden, der genauso viel Leid durchmachte wie ich.

Ich klopfte nicht, als ich in sein Zimmer eintrat. Langsam ließ ich mich aufs Bett fallen, genau neben ihn. Verwirrt sah er zu mir rüber.
»Was machst du...« Ich unterbrach ihn, als ich meinen Finger hob.
»Halt die Klappe, Dwight. Ich will kurz diese Stille genießen.«

Er folgte meinem Befehl. Mit gesenktem Kopf saßen wir da und gingen unserer Gedanken nach. Zum ersten Mal seit langsam, fühlte ich mich Leer. Mein Kopf war befreit von Gedanken und ich spürte keine Trauer mehr. Doch diese Leere war viel schlimmer, als alles zuvor.

»Ich hasse dich«, unterbrach ich die Stille schließlich. »Die schickst deine eigenen Leute in den Tod und es kümmert dich kein bisschen. Ich bin nicht besser als du, Dwight. Glaub mir, das weiß ich. Ich bin ebenso ein Stück scheiße.
Ich habe meine Leute verraten.« Ich atmete tief durch.

»Ich weiß, warum du das machst. Du bist sauer auf Negan, weil er sich Sherry genommen hat.« Ich sah zu ihm herüber und beobachtete, wie eine Träne über seine Wange lief. »Ich werde dich nicht töten.« Murmelte ich leise. »Selbst wenn ich es wollte, ich könnte es nicht.« Er begegnete meinem Blick, als er endlich aufsah.

»Aber wenn Negan stirbt...« Meine Stimme versagte. Dennoch nickte Dwight. Er verstand, was ich meinte. Ich wendete wieder meinen Blick ab und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.

»Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Nicht, nachdem er beinahe gestorben wäre.« Ich schüttelte meinem Kopf. Ich spürte, wie Dwight seine Hand auf meine Schulter legte.

»Ich habe Sherry auch gemieden für eine lange Zeit«, begann er zu erzählen. »Nachdem sie eine von Negans Frauen geworden ist, konnte ich sie einfach nicht mehr ansehen. Sie hat versucht, mit mir zu reden, aber ich habe es nicht zugelassen. Und irgendwann ist es zu spät gewesen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich hasse dich nicht, Saraya. Also gebe ich dir den Tipp, den ich mir selbst früher hätte geben sollen. Rede mit ihm. Irgendwann ist es zu spät. Und das ist viel schlimmer.«

***

Ich hatte lange über das Gesagte von Dwight nachgedacht. Hatte es tief in mir aufgenommen und habe es immer und immer wieder in meinem Kopf wiederholt. Er hatte recht.
Sobald ich das realisiert hatte, war ich aufgesprungen und hatte mich auf dem Weg zu Negans Zimmer gemacht, wo ich, ohne vorher zu klopfen, sofort eingetreten war.

Sobald er mich sah, riss er verwundert die Augen auf, doch es kümmerte mich nicht. Verschiedene Emotionen brachen auf mich ein; Wut, Frust, Trauer.
»Du wolltest reden? Gut. Schön. Hier bin ich«, schrie ich schon fast durchs Zimmer. Er kam langsam auf mich zu.

»Saraya«, versuchte er mich zu beruhigen, doch ich ließ es nicht zu.
»Du willst wissen, warum ich dich noch nicht mal ansehen kann, Negan? Es ist, weil jedes Mal, wenn ich dich ansehe, daran erinnert werde, wie sehr ich dich liebe. Ich liebe dich, Negan. Mehr als alles andere. Und genau das macht mich schwach. Als ich dich dort zur Seite fallen sah...«, ich schnappte tief nach Luft, »als ich dachte, ich hätte dich verloren...Ich wollte sterben, Negan.

Ich war tot von Innen. Du bist alles, was ich noch habe.« Tränen liefen wieder über meine Wangen und ein ungewollter Schluchzer entwich meinen Lippen.
»Es ist okay, Saraya.« Er versuchte, mich zu umarmen, doch Ich stieß ihn weg von mir.

»Nein, es ist nicht okay.« Ich schlug gegen seine Brust. »Es ist nicht okay«, wimmerte ich und wiederholte es immer wieder. Negan schlang seine Arme um meinen Körper und zog mich an seine harte Brust. Ich versuchte, ihn von mir wegzustoßen, doch er ließ mich nicht.

Ich gab auf und weinte. Ich spürte, wie er sich vorsteckte und einen Kuss auf meinen Scheitel hauchte.
»Es ist okay.«

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Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Morgen kommt noch ein weiteres Kapitel hoch, das 700 Wörter enthält.

Das war alles, was ich sagen wollte. Ich wünsche euch noch einen tollen Tag✌️😁

All I want is you (Negan ff)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt