Eins: Sophia

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Samstag 07.02.2019     21.52 Uhr

Sophia Blackwolf


Sophia Blackwolf betrat ihr Zimmer. Dabei ging sie wieder und wieder die Liste in ihrem Kopf durch.

Kleid ✓

Schuhe ✓

Make-Up ✓

Tasche ✓

Sie wusste sogar, welche Frisur ihr gemacht werden sollte. Ihre Mutter, wollte, dass sie die Haare in einem Dutt trug, doch sie wollte sie offen lassen. Ihre Freunde hatten ihr zugestimmt, dass ihre Haare offen schöner aussahen. Sie hatte sich erst vor einigen Wochen silberne Strähnchen in die schwarze Mähne gefärbt, die ihre Haare noch mehr strahlen ließen.

Der Nachmittag war so schnell vergangen. Erst vor zehn Minuten waren sie und ihre Eltern nach Hause gekommen. Die Eltern waren bereits müde ins Bett gefallen, doch sie konnte noch nicht schlafen. Der Tag war viel zu aufregend gewesen.

Früh morgens waren sie aufgebrochen, und hatten alles besorgt, was sie für den Ball brauchte.

Eigentlich hatte sie geplant, diese Einkaufstour mit ihren Freundinnen zu machen, doch als ihr Vater verkündet hatte, dass er ihr gerne das schönste aller Kleider kaufen wollte, wusste sie, dass sich der Einkauf mit ihm mehr lohnen würde. Da ihr Vater mitkam, hatte sie ein höheres Budget.

Zuerst hatten sie das schönste Kleid aller Kleider gefunden, um es wie ihr Vater auszudrücken. Man fand keine Worte, um es angemessen zu beschreiben.

Kurz gesagt: Pink, Glitzer, Prinzessinenschnitt.

Bei jemand anderem hätte es ausgesehen, als hätte man Barbie imitiert, doch Sophia brachte ihre eigene Note ins Spiel. Außerdem würde niemand der beliebtesten Schülerin des Fuchsbach-Gymnasiums vorwerfen, sie hätte ihren Stil bei jemand anderem abgeguckt.

Das Kleid war einfach perfekt für sie! Es betonte ihren Körper und ließ ihre grauen Augen leuchten.

Ihren Freundinnen hatte sie aufgetragen, weniger auffällige Kleider zu kaufen. Sie sollten ja auch nur ihr königliches Auftreten schmücken. Nur Mary durfte sich einen glitzernden Gürtel erlauben. Für alle anderen herrschte striktes Verbot, was aufwendige Verarbeitungen anging. Sie bekamen einfarbige Kleider. Was natürlich nicht heißen sollte, dass diese Kleider nicht bildschön waren. Auch ihr Gefolge musste einfach traumhaft aussehen, nur eben nicht so traumhaft, als dass sie ihr die Show stehlen würden.

Bei jedem anderen hätte man gelacht und gefragt, was die Person sich da erlaubte. Ein königliches Gefolge, was auf alles hörte, dass man sagte? Undenkbar, nur nicht bei Sophia Blackwolf. Für sie war es ernst und das bedeutete, dass auch alle anderen Schüler des Fuchsbach-Gymnasiums es ernst nehmen mussten.

Ihr Handy klingelte. Wer störte sie jetzt bei ihren Überlegungen? Gerade musste sie checken, ob sie nun alles Wichtige gekauft hatte.

Nachdem sie in Ruhe darüber nachgedacht hatte und zu dem Schluss kam, fertig ausgestattet zu sein, nahm sie ihr Handy zur Hand.


Mary Lauter:

Schon was von deinem Prinzen gehört? Ich bin sicher, er will sofort wissen, welche Farbe dein Kleid hat, um einen passenden Blumenstrauß zu kaufen. Ich bin natürlich auch gespannt, welches Kleid es geworden ist. Hast du auf mich gehört und das Schwarze genommen? Ach so: Kommst du zum Spiel morgen früh?


Sophia Blackwolf:

Was denkst du denn, natürlich komme ich zum Spiel! Und welches Kleid es geworden ist, werde ich euch gleich in der Gruppe verkünden. Sei gespannt. Moritz weiß es natürlich schon.


Naja, eigentlich war das gelogen. Sie hatte seit gestern nichts mehr von Moritz gehört. Nicht mehr, seit er sie, traumhaft lächelnd, zum Ball eingeladen hatte.

Es war eine schöne Geste gewesen. Schön und auffällig, damit es alle sahen.

Moritz hatte einen Blumenstrauß gekauft, rote Rosen, und sich mit zwei Eintrittskarten mitten in den Eingang der Schule gestellt. Alle konnten sie dabei beobachten, wie sie ihm in die Arme fiel, und ihn innig küsste.

Und von diesem Spiel wusste sie auch nichts. Moritz hatte ihr davon nichts erzählt. Warum?

Wie konnte sie jetzt geschickt herausfinden, wann genau dieses Spiel stattfand? Sie musste dahin! Wenn sie nicht auftauchte, würden alle denken, Moritz und sie hätten sich getrennt. Und das durfte nicht passieren. Nicht, wenn sie fast die Zwei-Monatsgrenze überschritten hatten.


Sophia Blackwolf:

Sorry, hab grade komplett die Zeit vergessen. Ich bekomme die Hausaufgaben heute nicht mehr fertig, und muss morgen weiter daran arbeiten. Schaffe es also erst zur zweiten Halbzeit, weißt du, wann die beginnt?


Mary Lauter:

10:30 Uhr. Aber sei pünktlich! Die erste Hälfte ohne dich - mega langweilig! See you.


Sophia Blackwolf:

Beeey.


Zufrieden schaltete sie ihr Handy auf lautlos, denn es sollte ja keiner ihren Schönheitsschlaf stören. Dann ging sie auf die Funktion „Wecker" und stellte ihn auf 9:00 Uhr. Das würde ihr genug Zeit verschaffen, um zu duschen und sich zu schminken, bevor sie dann pünktlich zur zweiten Halbzeit erschien, um alle Blicke auf sich zu ziehen.

Sophia ging ins Bad und machte sich bettfertig. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich abgeschminkt, alle auffindbaren Cremen verwendet und schließlich ihre Zähne geputzt hatte.

Als sie endlich im Bett lag, checkte sie noch einmal ihre Nachrichten, um sicherzugehen, nichts verpasst zu haben. Moritz musste darüber berichtet werden, dass er einen Fehler gemacht hatte, indem er ihr nichts von dem Spiel erzählt hatte. Außerdem hatte sie noch gar nicht nachgesehen, ob er sich das Bild von ihrem Kleid angeschaut hatte.

Ja, er hatte es gesehen, jedoch nicht weiter kommentiert.

Sie spürte, wie Wut in ihr aufstieg. Er interessierte sich also nicht genug für ihr Kleid, um ihr darauf zu antworten.

Dieses Desinteresse machte ihr schwer zur schaffen. Normalerweise interessierte sich jeder für sie. Außerdem hatten Moritz' Gefühle für sie gestern noch ganz anders ausgesehen ...

Sie klickte sich weiter durch ihre WhatsApp-Nachrichten.

Zwei ihrer Freundinnen hatten ihr für den gelungenen Auftritt gestern auf dem Schulhof gratuliert. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Es gefiel ihr, Komplimente zu erhalten. Anders als Moritz schienen sich diese Mädchen noch für ihre Queen zu interessieren.

Jetzt musste sie ihm einfach schreiben und ihn auf sein unmögliches Verhalten aufmerksam machen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Unterhaltung wieder beendete. Moritz schien keine Lust zu haben, mit ihr zu reden.

Als sie alles andere beantwortet hatte und sie keine weiteren Nachrichten mehr erreichten, legte sie ihr Handy zur Seite.

Dann schaltete sie das Licht aus, zog ihre Schlafmaske über die Augen und versank in einen tiefen Schlaf.


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M: Hinterlasst mir gerne Feedback, egal ob positiv oder negativ. Ich freue mich über jeden Kommentar. ;)

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