Montag 09.02.2019 07:39 Uhr
Sophia Blackwolf
Mit schnellen Schritten entfernte sich Sophia Blackwolf von ihrem Exfreund.
Sie fühlte sich zu gleichen Teilen erleichtert, wie auch wütend, traurig und verletzt.
Sie wollte ihm noch irgendetwas an den Kopf werfen. Ein letztes „Ich hasse dich!" nur, damit er nicht das letzte Wort hatte.
Denn nun fühlte sich Sophia, als hätte sie den Kampf verloren. Alle Welt hatte dabei zugesehen, wie sie als Verlierer aus dem Streit gegangen war und Moritz hatte gewinnen lassen.
Doch ihr fiel nichts ein und bevor sie sich nochmal umdrehte, nur um dann peinlich berührt ein paar Sätze zu stammeln, lief sie lieber mit schnellen Schritten davon.
Es dauerte noch ungefähr fünf Minuten, bis die Schule beginnen würde. Dann müsste sie in den Matheunterricht gehen und eine gelassene Miene aufsetzten.
Dummerweise hatte sie Mathe nämlich gemeinsam mit Moritz, Alexander und den meisten seiner Freunde.
Zu Sophias Entsetzen stellte sie außerdem fest, dass von ihren Freundinnen nur Mary mit ihr im Mathekurs war.
Eigentlich hieß sie Marie, doch Sophia hatte entschieden, dass Mary besser klang, weil es einfach zu viele Maries an dieser Schule gab. Als Halbamerikanerin stand ihr dies zu, fand sie.
Es war definitiv kein guter Start in die Woche gewesen. Wenn sie Pech hatte, würde sie den ganzen Tag Gesprächsthema Nummer eins sein. An den Ball wollte sie gar nicht erst denken. Jetzt, da Moritz offensichtlich nicht mehr ihr Ballpartner war, bestand die Gefahr, dass sie alleine hingehen musste.
Sophia schluckte schwer. Dieses Szenario durfte nicht eintreten. Ihr würde vorher sicher noch etwas einfallen. Zur Not würde sich schon ein Junge finden, der sich bis jetzt in den Tiefen der Schule verborgen hatte. Underdogs waren immer gut. Keiner hatte vorher eine Meinung zu ihnen und wenn sie mit Sophia auftauchten, stellte auch keiner Fragen. Die Menschen nahmen es einfach so hin, dass diese Person von Sophia entdeckt wurde und gliederten sie in die Gesellschaft ein. Sollte der Mensch irgendwann nicht mehr interessant genug sein, würde er einfach wieder verschwinden. Still und heimlich. Vielleicht ein bisschen kaltherzig, aber so war unsere Gesellschaft eben.
Noch immer lief Sophia ziellos auf dem Schulhof umher. Niemals würde sie sich dazu erniedrigen lassen, sich schon mal in die Klasse zu setzten. Als Königin dieser Schule stand ihr der Platz zu, als letzte den Raum zu betreten, ohne vom Lehrer ermahnt zu werden, dass sie zu spät war.
„Sophia!" Zoe kam auf sie zu gerannt. Ihre kurzen schwarzen Haare wehten im Wind und man sah noch einzelne Regentropfen in ihnen.
„Hi Zoe", antwortete Sophia trocken.
Ihre Freundin sah aus, als hätte sie bereits von ihrer Trennung gehört und wäre jetzt nur zu feige es anzusprechen. Doch wenn sie nicht den Anfang machte, würde Sophia es sicher nicht tun.
Stattdessen lenkte sie das Gespräch auf ein entspannteres Thema. „Hast du die Mathe-Hausaufgaben hinbekommen?"
„Ehrlich gesagt habe ich gar nicht versucht, sie zu verstehen. Ich hatte gestern Abend Wichtigeres zu tun."
„Und was? Sag nicht, du hast schon jetzt jemand neuen." Sophia sah sie ungläubig an. Es war keine Woche her, seit sie sich von Alex getrennt hatte.
Doch Zoe lächelte ein klein wenig beschämt. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie schließlich antwortete: „Nun ja ... gestern hat mich dieses Mädchen auf Instagram angeschrieben. Sie hatte mein neues Bild gesehen, du weißt schon, eins von denen, die wir auf dem Fußballplatz aufgenommen haben. Sie hat mir geschrieben, dass sie hier in der Nähe wohnt und sich gerne mit mir treffen würde."
Sophia wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Dass sich Zoe mit einem Mädchen treffen wollte, war natürlich nicht das Problem. Sie hatte seit dem ersten Tag, an dieser Schule, kein Geheimnis aus ihrer Bisexualität gemacht. Im Gegenteil. Dies war einer der Gründe gewesen, warum Sophia sie bei sich aufgenommen hatte. Aber der Fakt, dass Zoe dieses Mädchen gar nicht kannte, beunruhigte sie.
„Du weißt doch gar nichts über sie. Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?"
„Keine Sorge." Zoe lachte. „Ich habe genug Entführer-Storys auf YouTube gesehen, um zu wissen, dass ich mich nicht mit ihr alleine verabreden sollte. Deshalb habe ich einen öffentlichen Platz ausgesucht. Sie wird mich nächste Woche Dienstag von der Schule abholen und wir werden gemeinsam in die Mall gehen."
Jetzt war Sophia doch beeindruckt. „Das klingt gut."
In diesem Moment ertönte endlich das lang ersehnte Klingeln.
„Bis nachher Zoe", verabschiedete sich Sophia. Auch diese Woche würden sie und ihre Freundinnen am Nachmittag in die Mall gehen.
Das war montags ihre Tradition. Montags wurden den Boutiquen nämlich immer die neuen Klamotten geliefert und so konnte die Clique als Erstes die neuen Kollektionen begutachten und sich ihre liebsten Teile schnappen, um die Trendsetter der Schule zu bleiben.
„Man sieht sich."
Und mit diesen Worten begann für die beiden ein ganz normaler Schultag.
Wobei ... für Sophia war er eher ein Albtraum. Ihre Trennung sprach sich schnell rum und nun wurde sie von allen Seiten begutachtet. Natürlich taten sie das vorher schon, aber jetzt sahen die Leute eher angeekelt oder mitleidig, statt beeindruckt aus.
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Dying Beauty
Mystery / Thriller𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫, 𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫 𝔞𝔫 𝔡𝔢𝔯 𝔚𝔞𝔫𝔡, 𝔴𝔢𝔯 𝔥ä𝔩𝔱 𝔡𝔦𝔢 𝔚𝔞𝔣𝔣𝔢 𝔦𝔫 𝔡𝔢𝔯 ℌ𝔞𝔫𝔡? Ein Mädchen wird sterben ... Doch was passiert, ist noch unklar, denn es dauert noch eine Woche bis zum Valentinsball. Isabella, Morit...