Sechs: Sophia

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Montag 09.02.2019   22:36 Uhr

Sophia Blackwolf


Bin ich ein schlechter Mensch, eine schlechte Freundin, eine schlechte Anführerin? Sophia lag in ihrem Bett, doch an Schlaf war nicht zu denken. Seit Stunden dachte sie über ihren Tag nach und konnte einfach nicht erkennen, ob sie mit ihrem Auftreten zufrieden war.

Hatte sie überreagiert? Oder war ihre Reaktion untertrieben gewesen? Zoe war noch immer ihre Freundin und statt sie zu trösten, hatte sie sie einfach gehen lassen. Sophia wusste nicht, wo Zoe hingegangen war, nachdem sie Alex gesehen hatte und sie wusste auch nicht, wie sie sich jetzt fühlte.

Sehr wahrscheinlich war sie noch immer am Boden zerstört. Und wer konnte ihr das verdenken?

Soll ich mich morgen bei ihr entschuldigen? Oder würde mich das zu schwach aussehen lassen? Immerhin hat Zoe Dinge getan, die nun in der Schule ihre Runde ziehen werden. Wenn ich damit in Verbindung gebracht werde, ist mein guter Ruf womöglich dahin, dachte sich Sophia. Doch andererseits könnte mich Zoe versuchen selbst in den Dreck zu ziehen, indem sie Gerüchte über mich in Umlauf bringt. Wenn sie nicht meine Freundin ist, ist sie möglicherweise meine Feindin, und das kann ich mir nicht leisten.

Während Sophia in ihren Gedanken schwelgte, merkte sie, wie im Hausflur das Licht gelöscht wurde. Anscheinend waren ihre Eltern zu Hause und gingen nun auch ins Bett.

Es folgte ein kurzes Klopfen, und dann streckte jemand seinen Kopf durch die Tür.

„Good night." Es war ihr Vater. Sophia sah ihn nicht oft. Die meiste Zeit war er auf Geschäftsreisen in jedes erdenkliche Land, oder in seinem Firmensitz in den USA.

„Good night dad", flüsterte sie zurück. Das Verhältnis zu ihrem Vater war ein bisschen schwierig, da Sophia von einer Affäre wusste, die ihr Vater vor Jahren gehabt hatte. Ihre Mutter war ebenfalls nicht ganz ehrlich zu ihm gewesen und Sophia kannte sogar den Mann, mit dem ihre Mutter ihren Vater betrogen hatte. 

Doch wirklich sauer war sie nur auf ihren Dad. Erstens hatte er mit dem Spiel begonnen und ihre Mutter dann nur aus Trotz damit angefangen, zweitens war ihre Mutter trotzdem immer für sie da gewesen, während ihr Vater vor allem in dieser Zeit nie Zuhause gewesen war. Sophia konnte einfach nicht verstehen, wie man eine gesunde Beziehung mit Absicht zerstörte.

Vielleicht war das auch der Grund, warum sie Zoes Verhalten nicht einfach vergessen konnte. Sie hatte Alex genauso hintergangen, wie ihr Vater ihre Mutter.

„Wie lange bist du Zuhause?", flüsterte Sophia weiter, als ihr Vater keine Anstalten machte, aus dem Raum zu gehen.

„Nur einen Tag. Morgen geht es für mich nach Italien. Soll ich dir die Schuhe mitbringen, von denen du mir einen Screenshot geschickt hast?"

„Ja, das wäre nett."

„Also gut. In einer Woche bin ich mit den bestellten Schuhen wieder zurück."
„Danke Dad."

Endlich zog ihr Vater die Tür hinter sich zu. „Gute Nacht Liebes."

Sophia seufzte.

Das war ja wieder typisch. Das Einzige, worüber sie mit ihrem Vater sprach, waren Klamotten oder Schuhe, die er ihr aus den verschiedensten Ländern mitbrachte. Wie konnte jemand von ihr erwarten, dass sie bei so einer Familie ein normaler Teenager sein konnte?

Anhand ihrer Herkunft war sie schon dazu bestimmt gewesen, die Herrscherin der Schule zu werden. Sie hatte das Aussehen, das Wissen und das Geld dazu.

Ihr Handy klingelte.


Mary Lauter:

Hast du Moritz heute Nachmittag gesehen? Anscheinend soll er in der Mall gewesen sein!


Sophia stöhnte. Was war das denn für eine Frage? Mary wusste von ihrem Streit mit Moritz und das sie danach kein Wort mehr miteinander gewechselt hatten. Was interessierte sie es, ob er heute in der Mall gewesen war?


Sophia Blackwolf:

Nein ich habe ihn nicht gesehen.


Mary Lauter:

Julianna sagt, er und Tim haben sich Anzüge für den Ball gekauft.


Sophia Blackwolf:

Das heißt, er geht auch ohne mich dorthin?


Mary Lauter:

Ich denke schon.


Sophia Blackwolf:

Danke fürs Bescheid geben Mary!


Na toll, jetzt hatte ihr Mary die Bestätigung dafür gegeben, dass sie Moritz beim Ball ertragen musste. Sophia hatte bis eben gehofft, dass er das Event einfach abblasen und Videospiele spielen würde.

Problem Nummer zwei war also gerade um ein paar Schuhlängen gewachsen. Bis jetzt hatte sich Sophia hauptsächlich mit Zoe beschäftigt, doch nun schweiften ihre Gedanken zu ihrem Ex-Freund.

Vielleicht war Sophia ja auch zu ihm zu hart gewesen? Er konnte im Endeffekt ja doch nichts dafür, ausgewechselt worden zu sein. Wobei ... doch, konnte er doch. Er hätte einfach härter trainieren müssen.

Wenn Sophia an Moritz dachte fühlte sie sich leer. Sollte da nicht irgendetwas sein? Schmerz und Trauer über den Verlust oder Freude ihn endlich losgeworden zu sein?
Aber nein, da war rein gar nichts.

Sophia fragte sich, was das über ihre Beziehung aussagte. Sollte sie sich bei ihm entschuldigen und ihnen noch eine Chance geben, oder sollte sie ihn loslassen? Sie konnte sich nicht entscheiden.

Doch irgendwann musste sie sich entscheiden, denn sonst würde Moritz von ganz alleine weiterziehen und dann hätte sie ihn verloren. Für immer.

Damit dies nicht passierte, entschied sich Sophia dafür, sich bei ihm zu entschuldigen.
Morgen würde sie mit Zoe und Moritz reden und ihnen sagen, dass ihr ihr Verhalten leidtat.

Dann wäre alles wieder in Ordnung und Sophia könnte einen schönen Valentinsball mit ihrer Freundin und ihrem Freund verbringen.

Zufrieden schlief sie ein. 


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Hey :) 

Ihr seid ja jetzt schon ein bisschen tiefer in die Geschichte eingetaucht und fühlt euch hoffentlich wohl hier. Wobei, in Sophias Kapiteln wohl eher nicht. 😂

Ich würde gerne mal von euch wissen, wer euer Lieblingscharakter ist. 

Mein Lieblingscharakter ist Jacky, aber beim Schreiben ist es Sophia. (Don't judge!😂)  Ich liebe es einfach, in ihren Kapitel mal ein bisschen fies zu sein, weil ich im echten Leben solche Aussagen nie tätigen würde. 

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