Dying Beauty

Elf: Mila

Donnerstag 12.02.2019 07:45 Uhr

Mila Fossile

„Das kann doch nicht wahr sein!"
„Geht es nicht ein bisschen schneller?"

„Dafür bekommen wir eine Fehlstunde."

Mila seufzte. Sie saß noch immer im Bus, obwohl es gerade zum zweiten Mal geklingelt hatte. Die Schule würde heute wohl ohne sie beginnen.

Der Bus hatte erst eine Verspätung von zehn Minuten gehabt und nun saßen sie im Stau der Innenstadt fest. Es konnte sich nur noch um Stunden handeln, bis sie endlich bei der Schule ankamen.

Mila hatte bereits einem ihrer Klassenkameraden Bescheid gegeben, dass sie zu spät kam, trotzdem hoffte sie, bald anzukommen. Es gab wirklich nichts Blöderes als hilflos in einem Bus festzusitzen und zu wissen, dass du gerade wahrscheinlich wichtigen Stoff verpasst.

Immer wieder horchte sie, ob der Busfahrer den kleinen, viel zu motivierten Fünftklässlern etwas antwortete, doch er blieb stumm und schien sie zu ignorieren. Natürlich konnte er auch nichts für diese doofe Situation.

Mila wusste nicht, mit was sie sich nun beschäftigen sollte. Natürlich konnte sie an ihr Handy gehen, doch eigentlich wollte sie die Zeit sinnvoller nutzen. Vielleicht schon mal etwas in ihrem Politikbuch lesen? Oder ein paar Englisch-Vokabeln wiederholen?

Immerhin hatte sie diese Fächer gleich noch, auch wenn sie nicht mehr pünktlich zu Chemie kam.

Doch eigentlich hatte Mila keine Lust darauf. Ihr Handy zog sie magisch an.

Seit gestern Nachmittag hatte ihr ihr Auftraggeber nicht mehr geschrieben. Ihr Geld sollte im Laufe des Tages noch eintreffen und dann wäre sie endlich frei!

Die Polizei hatte bis jetzt nichts Brauchbares gefunden, was sie auf ihre Fährte bringen könnte. Es schien alles gut zu gehen.

Das einzige, was sie festgestellt hatten war, dass es keinen Zusammenhang zum Hack von vor einem Jahr gab.

Mila hatte nämlich nicht das Boot-Bild als Schutzschild verwendet, sondern einfach ein schwarzes Foto.

Nun dachte die Polizei, dass es sich um zwei verschiedene Personen handelte, womit sie ja auch recht hatten. Dass ein Hacker sein Markenzeichen aufgab nur, damit verschiedene Fälle nicht miteinander verbunden wurden, war untypisch. Als Hacker war man stolz darauf, möglichst viele Trophäen gesammelt zu haben.

Mila bereute es, das Boot-Bild nicht verwendet zu haben, denn sonst hätte sie die Polizei auf eine falsche Fährte locken können. Doch dafür war es nun zu spät. Mila hätte früher daran denken sollen, denn natürlich wusste sie von dem Fall von vor einem Jahr. Dass ein Hack in einem nahegelegenen Ort durchgeführt wurde, ging nicht einfach an einer Hackerin vorbei.

Jetzt war es allerdings zu spät, Trübsal zu blasen. Die beiden Vorfälle wurden nicht miteinander verbunden und Punkt!

Doch Mila kam das nicht gelegen. In ihrer Schule hatten bis jetzt viele dem Gossip-Blog geglaubt und angenommen, dass es Tim gewesen war, der das Banknetzwerk gehackt hatte. Doch mit den neuen Erkenntnissen war er zumindest vorerst ausgeschieden. Auch wenn er den Hack in seiner alten Heimatsstadt fabriziert haben könnte, hier war es jemand anderes gewesen.

Mila klickte sich durch alle möglichen Artikel, die ihr das Internet vorschlug. Viele waren erst vor ein paar Minuten veröffentlich worden und schrieben über den zweiten Hack, der erst gestern Nachmittag stattgefunden hatte.

Erst bekam Mila Panik, da die Polizei wieder so schnell darauf aufmerksam geworden war, doch sie entspannte sich wieder, als sie weiterlas. Auch hier waren noch keine Beweise für eine Verdächtigung gefunden worden.

Mila konnte es noch immer nicht glauben. Sie hatte sich selbst bewiesen, dass sie eine super gute Hackerin war! Vielleicht sogar die beste in ganz Deutschland!

Jetzt konnte sie nichts mehr stoppen! Sie war unantastbar! Sie war die Beste der Besten!

Mila schreckte auf, als sich der Bus plötzlich wieder in Bewegung setzte. Der Stau schien sich langsam aufzulösen.

Sie war ein bisschen sauer auf sich selbst, da sie die Zeit, die sie eigentlich sinnvoll hatte nutzen wollen, nun doch wieder an ihrem Handy und in ihren Gedanken verbracht hatte. Doch sie war selbst schuld. Sie wusste, worauf sie sich eingelassen hatte, als sie die Hack-Aufträge angenommen hatte. Hacken war eine gefährliche Sache. Klar, dass sich ihre Gedanken danach nur noch darum drehten.

Doch nun musste sie versuchen, sich wieder auf die Schule zu konzentrieren, sonst würde der Schultag nicht allzu erfolgreich werden.

Mila versuchte, sich mit einem neuen Mantra zu motivieren.

Ich bin die beste Hackerin Deutschlands und die beste Schülerin des Fuchsbachgymnasiums!