Freitag 13.02.2019 19:43 Uhr
Tim Gewan
Tim hüpfte nun schon seit mehr als fünf Stunden im Haus herum und wusste nicht so ganz, was er mit seiner Energie anfangen sollte. Zwischenzeitlich war er joggen gewesen und hatte danach noch ein Work-Out gemacht, doch sein Adrenalin-Hoch hörte nicht auf. Er freute sich viel zu sehr darauf, dass Annika gleich kam.
Fast eine Woche hatte er sie nun schon nicht mehr persönlich gesehen und sein Herz schmerzte vor Sehnsucht.
Tim lächelte. Sein Herz schmerzte vor Sehnsucht. Hätte jemand ihm gesagt, dass er so etwas denken würde, nachdem er ein Mädchen kennengelernt hatte, hätte er die Person für verrückt erklärt. Doch Tim musste zugeben, dass es so war. Annika hatte ihm den Kopf verdreht.
Es klingelte. „Tim, sie ist da!", rief seine Mutter von unten und Tim hörte, wie sie im nächsten Moment auch schon die Haustür öffnete.
Schnell rannte er nach unten. Annika hatte keine Zeit, ihren Rucksack und ihre Tasche abzustellen. Tim umarmte sie stürmisch. „Ich habe dich vermisst."
Dann atmete er ein und Annikas berühmter A-Duft fand den Weg in seine Nase. Noch immer konnte er nicht genug davon bekommen.
Ihm war es nicht peinlich, dass seine Mutter sie bei ihrer Wiedervereinigung beobachtete. Er umarmte seine Freundin, die Person, die er den Rest seines Lebens an seiner Seite haben wollte, da konnte es ihm doch nicht peinlich sein, wenn seine Mutter sah, wie sehr er sie liebte.
„Ich habe dich auch vermisst." Als Annika es endlich geschafft hatte, ihre Tasche abzustellen, legte sie ihre Arme um Tim und gab ihm einen Kuss.
Tims Mutter räuspere sich. „Ich will euch ja nicht stören, aber Tim, könntest du bitte die Tür zumachen? Sonst frieren wir hier gleich ein."
Unwillig löste sich Tim von seiner Freundin und schloss dir Tür. Nur widerwillig gab er seiner Mutter recht. Der Februar war dieses Jahr besonders kalt.
„Wollen wir jetzt nach oben gehen? Bis das Essen fertig ist, dauert es noch ein paar Minuten." Er nahm Annikas Hand, packte mit der anderen die Tasche und zog beides mit nach oben. Annika hatte keine Zeit mehr, etwas zu erwidern.
„Du scheinst gut gelaunt zu sein", dokumentierte sie sein Verhalten.
„Natürlich. Jetzt, wo du da bist. Weißt du wie ätzend die Woche war? Ich hätte es fast nicht mehr ausgehalten."
Annika lachte. „Natürlich weiß ich das. Du hast mir jeden Tag davon berichtet."
„Stimmt."„Aber jetzt bin ich ja da. Und morgen ist der Ball. Das bedeutet: Spaß pur!"
„Aber auch nur, weil du da bist. Alleine wäre ich erst gar nicht hingegangen. Da ich auch noch immer mit keinem aus der Schule gesprochen habe. Wobei ...", Tim fiel etwas ein: „Gestern habe ich mich mit einem Mädchen aus meinem Englischkurs unterhalten."„Wirklich? Wie heißt sie?" Annika wirkte weder beunruhigt noch eifersüchtig, sondern einfach nur froh, dass Tim endlich mit jemandem gesprochen hatte.
„Ihr Name ist Isabella. Ich hatte sie vorher noch gar nicht wahrgenommen aber nachdem wir uns gestern unterhalten haben, scheinen wir wohl so etwas wie Freunde zu werden. Zumindest hat sie mir heute zugewunken, als wir uns auf dem Flur begegnet sind."
„Das ist toll. Vielleicht kannst du dich in Englisch ja sogar zu ihr setzten, dann bist du nicht mehr so alleine in der letzten Reihe. Außerdem kannst du dich, wenn du mit ihr befreundet bist, auch ganz schnell mit ihren Freunden anfreunden und dann hast du eine riesige Freundesgruppe", schlug Annika vor. Ihre Stimme wurde immer höher, je länger sie sprach, so aufgeregt war sie.
„Mal sehen. Aber jetzt will ich nicht mehr über die Schule sprechen." Tim ließ sich auf sein Bett fallen und klopfte auf den Platz neben sich. Annika legte sich neben ihn und bettete ihren Kopf auf seinen Bauch. Ihre roten Haare verteilten sich über seinem gesamten Pulli. „Worüber möchtest du denn reden?"
Annika hörte sein gleichmäßiges Atmen. Es wurde nur kurz unterbrochen, als er besonders tief einatmete, um seinen nächsten Satz zu sprechen. „Wir könnten mal über dich reden. Du warst die ganze Woche so damit beschäftigt meine Mitschüler kennenzulernen, dass ich gar nicht gefragt habe, wie es dir so geht."
„Bei mir ist alles super, glaub mir." Annika legte ihre Hand neben ihren Kopf.
„Und wie sieht es in der Schule aus?" Tim fuhr mit seiner Hand durch das Haar seiner Freundin.
„Alles beim Alten. Deshalb finde ich deine Schule ja so spannend. Bei euch passierten täglich neue Dinge. Bevor ich es vergesse ... deine Freunde haben sich nach dir erkundigt. Ich soll dir ausrichten, dass sie dich vermissen. Melde dich doch mal bei ihnen."
Tim seufzte. Das hatte er komplett vergessen! Er hatte sich eigentlich vorgenommen, sich mindestens einmal die Woche bei seinen besten Freunden melden und ihnen zu berichten, wie es ihm so ging, damit sie in Kontakt blieben. Gut, dass es noch nicht einmal eine Woche lang geklappt hatte. Wenn er sich weiterhin nicht meldete, würden seine Freunde ihn sicher bald vergessen haben.
Und auch wenn Tim zugeben musste, dass er viel lieber Zeit mit Annika verbrachte, vermisste er seine Freunde. Immerhin kannte er sie fast sein ganzes Leben lang und zwei Wochen gar nichts darüber zu wissen, was in ihrem Leben so los war, fühlte sich einfach scheußlich an. Seine Freunde hatten sicher auch Dinge, über die sie mit ihm reden wollten und er hatte sie einfach vergessen! Außerdem hätte er auch gerne mit ihnen über seine Eltern und die neue Situation im Fußball gesprochen.
„Ich werde es morgen früh gleich nachholen", versprach er sowohl Annika als auch sich selbst.
„Das ist gut. Dann können wir jetzt zu den wichtigen Themen wechseln."
Tim lachte. „Wie oft willst du den Witz noch bringen. Und außerdem sind meine Freunde ein wichtiges Thema."
„Aber nicht so wichtig wie ..."„Gossip? Hausaufgaben?", zählte Tim die Dinge auf, die Annika bereits als wichtige Themen betitelt hatte.
„Nein", traurig schüttelte sie den Kopf. „Noch etwas viel Wichtigeres. Essen! Wann ist es denn endlich fertig? Ich verhungere gleich! Und was gibt es überhaupt?" Theatralisch schlug sich Annika auf den Bauch.
„Wir können ja mal gucken." Tim erhob sich und zog seine Freundin mit nach oben, die gerade so tat, als sei sie der sterbende Schwan.
Er lächelte. Dieser Abend würde einfach schön werden!
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Dying Beauty
Mystery / Thriller𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫, 𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫 𝔞𝔫 𝔡𝔢𝔯 𝔚𝔞𝔫𝔡, 𝔴𝔢𝔯 𝔥ä𝔩𝔱 𝔡𝔦𝔢 𝔚𝔞𝔣𝔣𝔢 𝔦𝔫 𝔡𝔢𝔯 ℌ𝔞𝔫𝔡? Ein Mädchen wird sterben ... Doch was passiert, ist noch unklar, denn es dauert noch eine Woche bis zum Valentinsball. Isabella, Morit...