Mittwoch 11.02.2019 16:52 Uhr
Mila Fossile
Auf Milas Schreibtisch stand ein Glas mit eiskalter Zitronenlimonade. Daneben lag ein halb aufgegessener Schokoriegel. Eigentlich hatte Mila vorgehabt, sich auf ihr Essen zu konzentrieren, während sie missmutig ihre Hausaufgaben machte. Doch nun waren ihre Eltern nicht zuhause und Mila hatte ihren Plan über den Haufen geworfen.
Satt ihren Hausaufgaben hatte sie nun ihren Laptop vor sich stehen. Dem Essen und Trinken schenkte sie keine Beachtung mehr, ihr Augenmerk lag auf dem Bildschirm des Laptops.
Sie war dabei, ihren zweiten Hack durchzuführen.
Nachdem sich Mila gestern gut zugeredet hatte, war sie nun der Meinung, alles schaffen zu können. Sie dachte, die Bank ein zweites Mal auszurauben würde kinderleicht werden.
Natürlich gab es auch noch eine Stimme in ihrem Hinterkopf, die das Gegenteil behauptete. So ganz ohne Stimme der Vernunft konnte sie auch nicht leben.
Milas Handy klingelte. Mit einer genervten Bewegung stellte sie den Ton auf stumm. Sie konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen. Die Nachricht war sicher nicht wichtig gewesen ... hoffte sie zumindest.
Auf dem Bildschirm des Laptops reihten sich gerade sehr viele Zahlen aneinander. Zwischenzeitlich erschienen ein paar Buchstaben, die Mila sich mit größter Begeisterung ansah.
Wieder musste sie möglichst vorsichtig sein und durfte ja nichts falsch machen. Jede Ziffer und jeder Buchstabe waren von Bedeutung.
Schließlich erschien auf dem Bildschirm wieder das Innenleben des Bankkontos und Mila atmete erleichtert auf. Sie war drinnen!
Dieses Mal hatte sich die beeindruckende Zahl des Geldes quasi verdoppelt. Es war so viel, dass Mila dreimal hinsehen musste, um sicher zu sein, dass sie noch klar sehen konnte.
Wem gehörte dieses Konto?
Mach dir darüber doch jetzt keine Gedanken! Klau es und dann nichts wie raus aus der Bankverbindung!, versuchte Milas Gewissen sie zu beruhigen.
Doch ihr Blick blieb auf der hohen Zahl hängen.
Würde es auffallen, wenn sie sich etwas davon selbst nahm?
Kurz war es still, doch dann prustete Mila los: „Das habe ich gerade doch nicht ernsthaft gedacht! Natürlich würde es auffallen. Und außerdem ist mein Konto nicht geschützt. Die Polizei würde es merken, wenn dorthin plötzlich eine riesige Summe überwiesen würde. Und dann würden sie eins und eins zusammenzählen."
Damit hatte sie wohl recht. Und wie sie vor ein paar Tagen auch schon festgestellt hatte, ging es ihr nicht um das Geld. Es ging ihr nur darum zu sehen, wie gut sie im Hacken war.Also rief sie das Konto des Auftragsgebers auf und überwies das Geld an dieses Konto.
Danach löschte sie die Beweise, so wie sie es auch beim letzten Mal gemacht hatte. Die Firewalls wieder hochfahren, den Suchverlauf löschen und den PC danach in den Werkzustand zurücksetzten. Sicher war sicher.
Danach stellte sie den Ton ihres Handys wieder an und sah, wer ihr geschrieben hatte.
Natürlich war es ihr Auftragsgeber.
Mila las die Nachricht, während sie sich einen Schluck aus ihrer Limonade gönnte.
Hey Mila!
Wann kann ich mit meinem Geld rechnen? Nur keine Eile, ich bräuchte einfach ein Datum.Mit freundlichen Grüßen
-das wüsstest du wohl gerne-
Schnell schrieb Mila zurück.
Sollte bereits angekommen sein. Ich hatte heute Nachmittag Zeit. Viel Spaß damit!
Wann kommt mein Geld?
Sie rechnete erst einmal nicht mit einer Antwort und widmete sich deshalb ihrem Schokoriegel. Doch als sie wieder auf ihr Handy blickte, war eine neue Nachricht bereits eingetroffen.
Wow! Damit, dass du so schnell bist, hätte ich gar nicht gerechnet! Das war mir ja fast ein bisschen zu schnell. Sicher, dass alles geklappt hat? Wir wollen doch keinen Ärger mit der Polizei, oder?
Mila verdrehte die Augen.
Keine Sorge, ich war vorsichtig. Wann kommt mein Geld?
Mila hörte die Haustür auf und wieder zugehen. Dann rief ihrer Mutter ihr zu: „Wir sind zuhause."
„Toll. Ich komme gleich runter", antwortete Mila gedehnt.
Spätestens morgen Abend. Aber denke immer daran: Wenn jemand auffliegt, dann bist du es. Denn es gibt eine Person, die dich namentlich bei der Polizei anzeigen kann. Gegen mich hast du jedoch nichts in der Hand, oder?
Mit freundlichen Grüßen
-das wüsstest du wohl gerne-
Nein, natürlich hatte sie nichts in der Hand. Oh Mann! Mila hatte innerhalb des letzten Tages versucht, ein bisschen selbstbewusster im Hinblick auf das Hacken zu werden. Und nun hatte ihr der Auftraggeber das in ein paar Sätzen zunichte gemacht.
Natürlich hatte er recht. Er wusste, wer Mila war und wenn sie nicht nach seiner Pfeife tanzte, würde er sie ganz leicht verraten können. Mila hingegen hatte keine Ahnung, mit wem sie da den ganzen Tag Nachrichten austauschte.
Sie wusste rein gar nicht über den Auftragsgeber.
Vielleicht musste sie versuchen ihn auffliegen zu lassen, damit sie auch etwas gegen ihn in der Hand hatte. Doch wie sollte sie das schaffen?
Die E-Mails konnte sie nicht zurückverfolgen, und so konnte sie nicht herausfinden, wer ihr schrieb.
Ihr blieb nur eine Möglichkeit. Sie musste nach einem Menschen Ausschau halten, der sowohl gut mit Computern umgehen konnte als auch plötzlich sehr schnell im Geldausgeben war, da er dieses in Massen besaß.Mila wusste noch immer nicht, wo sie mit ihrer Suche starten sollte, doch wenigstens hatte sie nun ein paar Anhaltspunkte.
Wahrscheinlich sollte sie sich erst einmal die Schule vornehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort jemand auf sie aufmerksam geworden war, war am wahrscheinlichsten. Milas Unterrichts-Präsentationen waren immer sehr kreativ und vor allem sehr gut animiert gewesen. Vielleicht hatte einer ihrer Mitschüler dies gesehen, nachgeforscht und sie dann als Hackerin identifiziert.
„Kommst du?". Die Stimme ihrer Mutter hallte durch das Haus. Anscheinend wollte sie sich mit Mila unterhalten.
Da Mila nun keine Nachrichten mehr bekam, weder von ihrem Auftraggeber noch von irgendwem sonst, legte sie ihr Handy weg und ging nach unten.
„Was gibt es denn?"
Ihre Mutter stand in der Küche und räumte ihre Einkäufe in die verschiedenen Schränke. Damit Mila nicht einfach dumm daneben stand, griff sie ebenfalls in eine Tüte und half mit.
Ihre Mutter schnaufte, als sie einen Sack Kartoffeln in die nahegelegene Abstellkammer brachte, „Ich wollte dich nur daran erinnern, dass Lena und Maik heute zum Abendessen vorbeikommen. Dein Vater und ich gehen aus, und die beiden wollten sich um dich kümmern."
„Ich brauche keinen Babysitter", protestierte Mila.
„Ja, aber deine Schwester will endlich mal wieder Zeit mit dir verbringen. Kannst du dich nicht darauf freuen?", ihre Mutter sah ein wenig enttäuscht davon aus, dass Mila nicht begeistert in die Luft sprang.
Also seufzte sie. „Ich freue mich ja. Ich sage nur, dass es nicht nötig gewesen wäre."
Ihre Mutter schüttelte tadelnd den Kopf. „Genieß es einfach ..."
DU LIEST GERADE
Dying Beauty
Mystery / Thriller𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫, 𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫 𝔞𝔫 𝔡𝔢𝔯 𝔚𝔞𝔫𝔡, 𝔴𝔢𝔯 𝔥ä𝔩𝔱 𝔡𝔦𝔢 𝔚𝔞𝔣𝔣𝔢 𝔦𝔫 𝔡𝔢𝔯 ℌ𝔞𝔫𝔡? Ein Mädchen wird sterben ... Doch was passiert, ist noch unklar, denn es dauert noch eine Woche bis zum Valentinsball. Isabella, Morit...