Elf: Sophia

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Donnerstag 12.02.2019 07:18 Uhr

Sophia Blackwolf


Kurz nachdem Sophia in ihr Auto gestiegen war, schaltete sie auch schon ihr Handy ein. Ihr Fahrer war heute wieder da, seiner Mutter ging es zum Glück gut.

Für Sophia hieß das: Eine entspannte Fahrt in ihrem Auto zu genießen. Dafür hatte sie es sich mit einem Kaffee auf dem Rücksitz gemütlich gemacht. Doch nachdem Sophia ein paar Minuten auf ihr Handy gestarrt hatte, war es vorbei mit der Entspannung.

„Mitten-unter-euch" hatte einen neuen Post veröffentlicht, in dem es um Sophia ging. Doch Sophias Name stand nicht dabei.

Bei dem einzigen Post, auf den Sophia hin gefiebert hatte, bei dem einen Post, in dem sie mal nicht in einen Skandal verwickelt war, da fehlte ihr Name.

„Ich kann es nicht fassen!", sagte sie ausversehen laut.

„Was können Sie nicht fassen?". Ihr Fahrer sah sie im Rückspiegel fragend an.

„Ach, nichts Wichtiges. Nur meine Eltern", erwiderte sie etwas zu schnell.

„Sie können ihre Eltern nicht fassen?", scherzte er.

Sophia schenkte ihm ein halbherziges Lächeln. „Nein. Ist aber nicht so wichtig ..."

„Verstehe. Ich werde Sie nicht weiter ausfragen, keine Sorge. Außerdem muss ich mich jetzt wieder auf die Straße konzentrieren."

Sophia verdrehte die Augen, bevor sie wieder ihr Handy ansah. Ihr Fahrer war ein echter Spaßvogel.

Doch auch ihr Handy konnte ihr nicht helfen. Sophia war noch immer entsetzt darüber, dass ihr der Gossip-Blog nur teilweise seine Hilfe anbot.

Warum hatte er denn nicht Sophias Namen veröffentlicht?
Doch als sie ihre WhatsApp Nachrichten durchsah, verstand sie, warum. Die halbe Schule verdächtigte sie und hatte ihr das auch zur Genüge mitgeteilt. Mindestens fünfzig verschiedene unbekannte Nummern hatten ihr geschrieben.

Sophia nahm an, dass die Personen alle in ihrem Jahrgang waren und die Nummern aus den Lern-Gruppen hatten, die sie für jedes Fach gegründet hatten.

Kurz fragte sie sich, ob sie notieren sollte, wer ihr geschrieben, und wer ihr nicht geschrieben hatte, um so herauszufinden, ob jemand aus ihrem Jahrgang den Blog leitete.

Doch vielleicht hatte ihr diese Person auch zu Alibi-Zwecken geschrieben, um die Gefahr von sich abzulenken.

Sophia ließ ihren Mund malmen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wann würden diese Geheimniskrämerei und die „Was wäre, wenn?" Fragen endlich ein Ende finden?
Ihre einzige Idee den Hater zu finden, schien nicht aufzugehen und auch den Erschaffer des Gossip-Blogs hatte sie noch nicht auffinden können.

Was sollte sie jetzt tun?

Nochmals eine E-Mail schreiben und bitten, ihren Namen zu veröffentlichen, oder klein beigeben und sich erst einmal im Hintergrund halten?

Der Ball war schon am Samstag und Sophia hatte eigentlich keine Lust darauf, schon übermorgen zu sterben, sollte der Hater seinen Drohungen nachgehen. Alleine die Vorstellung, nicht mehr lange auf dieser Welt zu leben, ließ sie frösteln. Es würde doch niemand ernsthaft in Erwägung ziehen, sie umzubringen. Oder?

Doch nicht auf den Ball zu gehen, kam auch nicht in Frage. Sophia hatte sich schon seit Monaten auf diesen Tag gefreut und mit ihren Freundinnen in Tagträumereien geschwebt.

Eigentlich war der Plan natürlich gewesen, den Großteil des Abends mit Moritz zu tanzen und mit ihm eine unvergessliche Zeit zu erleben, doch den Plan konnte sie sich jetzt abschminken. Moritz würde sicher nicht mehr mit ihr auf dem Ball tanzen. Wenn sie nicht aufpasste, würde er die Zeit vielleicht sogar mit Zoe verbringen.

Sophia spürte, wie die Eifersucht sie packte. Moritz hatte sich bei ihr entschuldigt und er wollte es nochmal mit ihr versuchen. Wenn er jetzt noch einmal Zeit mit Zoe verbrachte, war es aber aus. Sie würde ihren Freunden nie wieder vertrauen können.

„Sophia, wir sind angekommen", verkündete der Fahrer plötzlich.

Sophia hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon vor ihrer Schule standen. Schnell verabschiedete sie sich, schnappte ihre Tasche und ihren Kaffee und ging über den Schulhof.

Sie wusste nicht so genau, wo sie hingehen sollte.

Eigentlich traf sie sich immer mit ihren Freunden am großen Apfelbaum, doch seit der Sache mit Zoe und Moritz hatte sich dieser Versammlungsplatz irgendwie gelöst.
Zoe lief wie ein aufgescheuchtes Huhn von einem Menschen zum anderen und versuchte irgendwo Anschluss zu finden. Sophia beobachtete sogar, dass sie sich oft mit Alex unterhielt. Lana und Julianna versteckten sich irgendwo, Marie war auch nicht aufzufinden und Sophia ging meistens schon in die Klasse.

Vor einer Woche hätte sie sich nie vorstellen können, dass sie morgens als aller erste den Klassenraum betrat.

Sophia war immer zuletzt gekommen, um alle Blicke auf sich zu ziehen. Sie war so spät gekommen, weil sie es sich leisten konnte. Doch nun kam selbst ihr ihr Stolz lachhaft vor. Sie wusste nun, dass es wichtigeres im Leben gab.

Sophia hob den Blick, als sich die Tür des Raumes öffnete. Moritz trat herein und schenkte ihr ein Lächeln.

Sophia lächelte zurück. Er sah toll aus. Seine braunen Haare steckten unter einer süßen Mütze und seine Augen strahlten sie an.

Genau das hatte sie gemeint.

Moritz war eins der Dinge, die wichtiger waren als ihr Stolz. 

Dying BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt