Acht: Isabella

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Dienstag 10.02.2019 21:06 Uhr

Isabella Goldbaum



Genau seit einem Tag war Jackys Blog nun online.

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Ich bin ein Star!, rief Jacky triumphierend.

Die beiden saßen vor dem alten Laptop in Isabellas Zimmer und sahen sich Kommentare und Nachrichten an.

Isabella musste zugeben, dass Jackys Blog gut lief. Ich würde mich ja gerne für dich freuen, aber ich erinnere dich lieber an unsere Abmachung. Wenn das so weitergeht, musst du leider sehr bald schon wieder damit aufhören.

Jacky seufzte. Du hast ja recht. Aber sieh nur!

Die beiden klickten auf eine E-Mail, die an die Adresse ihres Blogs geschickt wurde.


Hi Süße!

Wie ich sehe, läuft es gut für dich. Du hättest mir wirklich früher davon erzählen sollen! Wir sehen uns morgen wieder!

Tschüss!


In der Mail stand kein Name, aber am Absender erkannte Isabella, dass es sich um Mila handelte. Offensichtlich wollte sie die Sache so anonym wie möglich halten, falls sie Chance bestände, doch entdeckt zu werden.

Isabella lächelte. Sie hatte wirklich eine tolle beste Freundin!

Ja, das wissen wir. Aber können wir uns jetzt noch die anderen Mails ansehen? Jacky war ein wenig gestresst. Sie musste sich noch alle Tipps ansehen, die ihr ihre Mitschüler geschickt hatten.

Und in wenigen Minuten würde endlich ihre Mutter nach Hause kommen und mit ihnen zu Abend essen.

Viele Nachrichten löschte Jacky sofort. Sie wurde oft gefragt:

Wer bist du?

Gefolgt von

Gib mir doch einen Tipp. Vielleicht deinen Jahrgang?

Diese E-Mails würde sie sicher nicht beantworten. Ihre Identität sollte für immer ein Geheimnis bleiben.

Doch es waren auch ein paar hilfreiche Informationen dabei, die Jacky in ein paar kleineren Posts veröffentlichte.

Zuletzt folgten ein paar Nachrichten zum Hack. Manche hatten ihr ein paar Namen aufgelistet, von Mitschülern, die gut mit Computern umgehen konnten. Ein anderer wollte wissen, warum sie sich so sicher war, dass es jemand von der Schule war.

Diesem antwortete sie nun.


Wie schon im Post angekündigt, bin ich mir nicht sicher. Das ist nur eine Vermutung. Halte bitte Augen und Ohren offen und informiere mich, wenn du mehr weißt!


„Isabella? Ich bin wieder zuhause!" Jacky zuckte zusammen, als sie die Stimme ihrer Mutter von unten hörte. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass die Haustür aufgegangen war.

„Ok. Ich komme gleich", rief sie zurück.

Sind wir dann für heute fertig?, fragte Isabella. Sie wollte schon den Laptop zuklappen, doch Jacky stoppte die Bewegung.

Warte noch kurz. Ich will noch ...

Was?

Wiederhol bitte noch einmal unsere Abmachung.

Isabella runzelte ihre Stirn. Ok ...? Sollte dein Blog zu berühmt werden, musst du ihn löschen, denn die Chance ist zu groß, dass wir entdeckt werden. Warum sollte ich das jetzt nochmal aufsagen?

Jacky seufzte. Wir haben irgendwie vergessen, eine genaue Zahl auszumachen. Was heißt denn „zu berühmt?"

Das ist eine berechtigte Frage, aber warum ist das plötzlich so wichtig? Ohne eine genaue Ziffer kannst du doch viel länger behaupten, dass die Grenze noch nicht überschritten ist.

Das stimmt. Aber vielleicht kann ich mit einer genauen Ziffer die Menschen davon abhalten, sich meinen Blog anzusehen. Vielleicht behalten unsere Mitschüler ihn als Geheimnis, wenn sie wissen, dass er bei einer Millionen Aufrufe gelöscht wird.

Mit voller Wucht schaffte es Isabella nun doch, den Laptop zuzuschlagen. EINE MILLIONEN? BIST DU WAHNSINNIG?

Reg dich ab, das war doch nur ein Beispielwert. Welche Zahl wäre denn für dich in Ordnung?

Höchstens Zehntausend.

Das ist aber nicht viel. Jacky zog traurig die Mundwinkel nach unten. Bei diesem Richtwert würde ihr Blog sicher schon bald Geschichte sein. Immerhin hatten an Tag eins bereits fünfhundert Leute auf ihn zugegriffen. Wenn das so weiter ging, würde er gerade einmal zwanzig Tage online bleiben.

Isabella überlegte. Also gut. Einhunderttausend. Da die Anzeige ja für jeden Post einzeln zählt und du bereits über zwanzig hochgeladen hast, dürfte das noch in Ordnung sein.

Jacky grinste zufrieden. Danke!

Nichts zu danken. Wir sollten jetzt aber schleunigst zum Essen kommen, sonst dreht Mum durch.

Da hast du wohl recht. Jacky legte den Laptop sachte auf ihren Nachttisch und strich mit ihrer linken Hand darüber. Der Kunststoff war warm geworden, da sie ihn lange benutzt hatte. Auch wenn der Laptop uralt war, tat er noch immer seinen Dienst.

Erde an Jacky? Ich finde es ja toll, dass du unseren Laptop so magst, aber du hast nachher noch genug Zeit, ihn zu streicheln. Können wir uns nicht lieber auf den Weg nach unten machen?

Jacky hielt in der Bewegung inne. Wie wäre es mit einem Deal?

Isabella seufzte und lachte gleichzeitig. Ist das jetzt dein neues Hobby?

Ich denke schon. Also, mein Angebot: Wir gehen runter, wenn wir nachher nochmal am Blog arbeiten.

Isabella schaffte es, den Körper zum Aufstehen zu überreden. Also gut, Deal. Aber jetzt müssen wir was essen, ich verhungere!

Du hast aber schnell nachgegeben, sagte Jacky fast beleidigt.

Tja, da hättest du wohl einen besseren Deal aushandeln müssen.

Jacky grinste. Ich lerne noch. 

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