Vierzehn: Moritz

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Samstag 14.02.2019 10:46 Uhr

Moritz Holin


Sophia wusste nicht, dass Moritz an seinem Ende der Leitung ebenfalls wie verrückt lächelte. Sie hatte ja gesagt! Sie hatte ihm verziehen, obwohl Moritz ein paar ganze blöde Fehler gemacht hatte. Sie hatten wieder zueinander gefunden.

Und nun würden sie doch noch zusammen zum Valentinsball gehen.

„Soll ich dich heute Abend abholen?", fragte Moritz, noch immer voll in Trance. Er hoffte, dass Zoe bald verschwunden war. Natürlich wollte er sie nicht rausschmeißen, aber er hatte sich noch immer nicht getraut, seine Eltern oder Sophia in die Sache mit einzuweihen und die Schuldgefühle belasteten ihn sehr. Er wäre am liebsten sofort mit der Wahrheit herausgerückt, nachdem Sophia den Anruf angenommen hatte, doch er konnte nicht. Etwas hielt ihn zurück.

„Das wäre super! Meine Mutter will noch Fotos von uns machen, wenn es in Ordnung ist." Ah ja, die allseits bekannten Vor-dem-Ball-Fotos. Moritz schmunzelte.

„Klar. Ich komme dann so um halb sieben. Dann haben wir noch genug Zeit für die Fotos und können dann in Ruhe zum Schloss fahren."

Die Location das Balles war ein altes Schloss, welches den Namen „Schloss Dorido" trug. Die Schule war sehr erfreut darüber gewesen, als sich die Besitzer des Schlosses bei ihnen gemeldet hatten. Der eigentliche Plan war gewesen, den Ball in der Turnhalle zu feiern. Doch da die Betreiber gerade auf der Suche nach neuer Werbung waren, boten sie dem Schulleiter an, den Ball kostenlos dort stattfinden zu lassen. Im Gegenzug würden sie aber Fotos und Videos im Netz veröffentlichen und diese als Werbung nutzen. Aus Datenschutzgründen mussten deshalb alle Schüler noch die Einwilligung unterschreiben, was eine Menge Aufwand war, doch es hatte sich gelohnt. Heute Abend würde ihr Ball auf dem Schloss stattfinden. Märchenhafter ging es nicht!

„Dann sehen wir uns nachher", verabschiedete sich Sophia.

Moritz war so in Gedanken versunken gewesen, dass er erschrocken aufschreckte. „Ja, bis nachher."

Dann legte er auf. Das hatte ja perfekt geklappt! Jetzt musste er nur noch einen Blumenstrauß besorgen, damit er Sophia wenigstens eine Kleinigkeit zum Valentinsball schenken konnte und sein Tag war gerettet. Für etwas anderes, als einen Blumenstrauß blieb ihm leider keine Zeit. Aber Sophia würde es sicher verstehen. Immerhin hatten sie erst kurz vor knapp wieder zusammengefunden.

Die Sache war also schon mal geklärt. Jetzt musste er sich um sein Problem mit Zoe kümmern. Diese war nämlich noch immer bei ihm zuhause. Sie hatte hier geschlafen und sich am Morgen still und leise verhalten, damit Moritz' Eltern keinen Verdacht schöpften. Bis jetzt hatten sie Zoe noch nicht entdeckt und das würde hoffentlich auch so bleiben.
Moritz hatte vor, sie so schnell wie möglich nach Hause zu schicken. Sie war gerade am Duschen, aber wenn sie damit fertig war, würde sie gehen müssen. Sie drückte sich nun schon viel zu lange vor dem Gespräch mit ihren Eltern. Moritz wusste, wie schwer so ein Gespräch sein konnte, doch er war sich sicher, dass es am Ende gut ausgehen würde.

Er sah sich ziellos in seinem Zimmer um. Er wusste nicht so genau, was er machen sollte, bis Zoe zurück war. Ihr Bettzeug hatte er bereits wieder weggeräumt, als seine Eltern noch geschlafen hatten. Nun waren die beiden wach und wurschtelten unten in der Küche herum. Moritz hätte Zoe gerne etwas zu Essen besorgt, aber wenn er sich einfach ein Brötchen aus der Küche geholt hätte, hätten seine Eltern sicher Fragen gestellt.

Unsicher begann Moritz ein Lied zu summen. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.

Er ging summend durch sein Zimmer, hob ein paar Dinge auf, räumte sie an andere Stellen und stapelte seine Schulbücher. Zoe war schon viel zu lange im Bad. Wenn sie noch länger unter der Dusche stand, würden gleich seine Eltern kommen, und sich über den Wasserverbrauch beschweren. (Natürlich in der Annahme, dass er es war.) Sie konnten zwar nicht einfach so ins Bad kommen, da sie natürlich keinen Schlüssel hatten, doch da ihnen Moritz (bzw. Zoe) keine Antwort geben würde, würden sie wissen, das etwas faul war.

Kraftlos ließ sich Moritz auf sein Bett fallen. Das Handy, was er noch immer in seiner Hand gehalten hatte, fiel nehmen ihn auf sein Kissen.

Einige Minuten lag er gedankenlos herum, dann griff er auf seinen Nachttisch, um sein Handy zu holen. Er hatte bereits vergessen, dass es neben ihm lag.

Unglücklicherweise bekam er trotzdem ein Handy zu fassen. Zoe hatte ihres auf dem Tisch abgelegt, bevor sie duschen gegangen war.

Moritz blickte irritiert auf den Blumenhintergrund, den er garantiert nicht eingestellt hatte.

Doch als er endlich verstand, was gerade falsch gelaufen war, war es schon zu spät.

Moritz hatte die ersten Worte einer E-Mail gelesen, die sich als neu eingetroffen auf Zoes Startbildschirm bemerkbar gemacht hatte. Und diese Worte änderten alles. 

Dying BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt