Montag 09.02.2019 16:58 Uhr
Tim Gewan
„Also, jetzt noch mal von vorne."
Tim ging in seinem Zimmer auf und ab und versuchte dabei aufzuräumen, während er mit Annika skypte.
Diese hatte ein Blatt vor sich liegen, auf dem sie fleißig alle Informationen mitschrieb, die ihr Freund ihr lieferte.
Tim stöhnte etwas genervt. Jetzt erzählte er Annika schon über eine halbe Stunde lang alles über seine Mitschüler.Diese war Feuer und Flamme für seine Erzählungen. Sie hatte sich einen Kaffee gemacht und sich im Schneidersitz auf ihren Schreibtischstuhl gesetzt. Ihre Haare fielen ihr aus dem Dutt und ihre Brille saß etwas schief, doch das störte Tim nicht. Im Gegenteil. Er fand Annikas Look einfach nur goldig.
Weil er seine Freundin nicht enttäuschen wollte, blieb ihm nichts anders übrig, als sich weiter interviewen zu lassen. Ihm war immer noch nicht klar, was genau Annika mit ihrer Aktion bezwecken wollte.
„Du sagtest, Moritz und Sophia hätten sich vor der Schule noch einmal gestritten?"
„Ja, und zwar noch lauter und noch wütender." Tim hob eine Socke vom Boden auf und legte sie zu den anderen Kleidungsstücken, welche er nachher zum Wäschekorb tragen musste.„Kriegst du noch irgendwas zusammen? Ein paar Anhaltspunkte, worum es ging?"
„Wahrscheinlich wieder um das Fußballspiel."
Annika sah ihn entgeistert an. „Wahrscheinlich?"
„Hören konnte ich sie nicht."Annika seufzte. „Ok, dann kommen wir hier wohl nicht weiter."
Tim sah auf den riesigen Stapel an Schulsachen, der sich auf seinem Schreibtisch und seinem Stuhl angehäuft hatte.„Wobei wollen wir überhaupt weiterkommen? Was willst du mit deinen Aufzeichnungen bezwecken?"
„Wie gesagt, mein Leben ist mir gerade etwas zu langweilig."
„Und deshalb versucht du die Skandale meiner Schule zu verstehen?"
Annika nickte verlegen. „Ja."
Tim setzte sich auf sein Bett und blickte weiterhin Annika durch den Monitor an. „Das ist irgendwie süß."
„Nein, ganz und gar nicht! Ich versuche ernsthafte Recherche zu betreiben, daran ist nichts süß!"
„Wenn du meinst." Tim lächelte, als Annika wieder ihren Stift in die Hand nahm und etwas aufschrieb. „Solange dir das alles nicht irgendwann zu Kopf steigt."
Dann hatte er einen Einfall. „Wenn dich meine Mitschüler so interessieren, warum gehst du nicht mit mir zusammen auf den Valentinsball."
Annikas Kopf fuhr nach oben. „Echt jetzt?"
„Ja, ich habe dir eine Karte gekauft und meine Mutter würde dich danach bei uns schlafen lassen."
„Das ist super! Danke Tim." Sie strahlte von einem Ohr zum anderen.
Tim konnte nur schwer feststellen, ob sie sich nun auf das Treffen mit ihm, oder die Skandale freute. Aber im Endeffekt war es auch egal. Fakt war: Er würde Annika schon diesen Samstag wiedersehen und sie würde für ein paar Stunden ihm alleine gehören.
Auch seine Freundin konnte ihre Freude nicht zurückhalten. „Das wird so schön! Wir sind endlich wieder für längere Zeit zusammen! Und es ist ein Ball! Das heißt, wir können sogar tanzen!"
Tim und Annika hatten vor ein paar Jahren einen Tanzkurs zusammen besucht, deshalb wussten sie, dass sie auch beim Tanzen super harmonierten.
Plötzlich stellte Annika mitleidig fest. „Ich habe ja noch gar kein Kleid!"
„Doch, du hast doch noch das Kleid von unserem Abschlussball", sagte Tim, doch eigentlich wusste er, dass er Annika damit nicht überzeugen konnte.
„Da pass ich doch gar nicht mehr rein! Außerdem wäre ein neues Kleid doch viel schöner. Vielleicht in blau? Oder rot? Welche Farbe fändest du gut?"
„Weiß." Antwortete Tim, ohne wirklich darüber nachzudenken.
„Auf keinen Fall. Das wirkt immer wie ein Hochzeitskleid. Und noch habe ich nicht vor, dich zu heiraten."
„Dann nimm rot."
„Nein! Bis ich einen Rotton finde, der gut zu meinen Haaren passt ..."
Tim musste lachen. „Nimm das doch nicht so ernst. Such dir einfach die Farbe aus, die du selbst am schönsten findest. Und jetzt lass uns bitte zu den wichtigen Dingen im Leben zurückkommen."Annika strahlte. „Dem Gossip?"
Tim verdrehte die Augen. „Nein, dem Aufräumen."
„Wie langweilig."Ich habe jetzt schon fast eine Stunde aufgeräumt, und es sieht immer noch aus wie vorher." Tim ließ sich entmutigt rückwärts in sein Bett fallen. Er landete in dem Stapel alter Klamotten.
„Das stimmt doch gar nicht. Es sieht schon viel besser aus."
„Aber sicher."
„Du brauchst nur die richtige Motivation."
„Dann nenne sie mir bitte."„Ich werde dein Zimmer nicht betreten, sollte es immer noch so aussehen, wenn ich am Samstag ankomme."
Tim zog scharf die Luft ein. „Das ist böse! Da sollte ich mich wohl doch darum kümmern, mein Zimmer aufzuräumen."
Annika nickte. „Auf jeden Fall."„Aber es wäre auch echt lustig zu sehen, ob du es wirklich über das Herz bringen würdest, dann draußen zu schlafen."
„Vergiss es! Keine Experimente!"
Tim lachte. Es war zu süß, wenn seine Freundin sich über ihn aufregte. Er genoss es, sie zu necken. Am liebsten würde er sie nie wieder loslassen. Auch wenn sie sich gerade nur über einen Bildschirm sahen, fühlte sie sich so nah an.
Doch Tim wusste, dass er gleich auflegen musste, um seine Schulsachen zu erledigen und mit seiner Mutter zu Abend zu essen.
Schnell versuchte er, dass Gespräch aufrecht zu erhalten. „Weißt du schon, ob unser Ausflug in den Sommerferien klappt?"
Die beiden wollten zusammen ans Meer fahren und ein paar Tage für sich sein.
„Meine Eltern wollten darüber nachdenken. Sag nicht, deine Mutter hat dir schon das OK gegeben?"
„Nicht nur das. Sie will es mir auch bezahlen."Annika spielte Empörung vor, aber er las auf ihren Lippen, dass sie sich eigentlich für ihn freute.
„Dann musst du mir jetzt die Daumen drücken, dass meine Eltern auch zustimmen."
„Natürlich. Wenn nicht, komme ich vorbei und werde sie persönlich umstimmen."
„Du denkst, das hilft?"
„Hallo? Ich bin es! Natürlich hilft das. Wenn sie mich sehen, werden sie wieder realisieren, was für ein toller Typ ich bin."
Annika lachte. „Dann freue ich mich schon auf deinen Besuch."
Einige Sekunden herrschte Stille, bevor Annika ihren Kugelschreiber zurückklacken ließ und verkündete: „Wenn du jetzt erst mal keine neuen Informationen für mich hast, werde ich mich jetzt zurückziehen und über das Gesagte nachdenken. Außerdem werde ich nun das gesamte Internet nach dem schönsten aller Kleider durchsuchen."
„Viel Spaß." Tim erhob sich wieder und ging näher zum Bildschirm. Seine Freundin winkte ihm zu.„Sehen wir uns morgen wieder?", fragte er hoffnungsvoll.
„Nein, aber daran bist du selbst schuld. Ich muss morgen mein Kleid kaufen!"
Er zog eine Augenbraun in die Höhe. „Hast du nicht eben gesagt, du suchst im Internet?"
„Ja, aber nur für Inspiration."
Tim schüttelte lächelnd den Kopf. „Du bist seltsam."Annika verstand sofort, was er damit sagen wollte. „Ich liebe dich auch."
„Bis Samstag."
„Bis Samstag."Und damit beendeten sie das Gespräch.
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Dying Beauty
Mystery / Thriller𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫, 𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫 𝔞𝔫 𝔡𝔢𝔯 𝔚𝔞𝔫𝔡, 𝔴𝔢𝔯 𝔥ä𝔩𝔱 𝔡𝔦𝔢 𝔚𝔞𝔣𝔣𝔢 𝔦𝔫 𝔡𝔢𝔯 ℌ𝔞𝔫𝔡? Ein Mädchen wird sterben ... Doch was passiert, ist noch unklar, denn es dauert noch eine Woche bis zum Valentinsball. Isabella, Morit...