Sechs: Mila

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Montag 09.02.2019   22:59 Uhr

Mila Fossile


Mila saß nun schon seit mehreren Stunden in ihrem Zimmer und war nicht von ihrem Bildschirm zu trennen.

Einmal hatte ihre Mutter versucht hineinzukommen, doch Mila hatte sie mit einem „Bin schon im Bett, gute Nacht!" wieder verscheucht.

Hoffentlich kam sie nicht noch einmal.

Natürlich wusste ihre Mutter nichts von Milas geheimen Begabung zu Hacken und sollte somit nicht einfach hinter ihr auftauchen und ihr über die Schulter gucken.

Ich schaffe das, ich schaffe das, ich schaffe das! Ihr Mantra trieb sie immer weiter und Mila schreckte vor nichts zurück. Es gab keine unlösbaren Algorithmen und auch keine Gedanken an Isabella, Alexander oder ihre Familie. Milas Gedanken lagen ausschließlich bei ihrer Aufgabe.

Sie war fast am Ziel angelangt. Nur noch eine Firewall trennte sie von der Bankverbindung. In wenigen Sekunden entschied sich, ob ihr ein Sieg, oder eine Niederlage zustanden.

Mila standen Schweißperlen auf der Stirn, als sie ein letztes Mal auf ENTER drückte und dann die Hände zum Gebet faltete. Viel zu lange verharrte ihr Computer auf einem Ladebildschirm.

Milas Herz raste wie verrückt. Wenn der Computer nicht bald umsprang, würde sie womöglich entdeckt werden. Wenn sie gerade nur ein falsches Zeichen eingetippt hatte, würde der Computer in der Bank womöglich Alarm schlagen. Wenn sie Pech hatte, würde man ihre Straftat entdecken.

KLICK.

Mila war drinnen! Erleichterung überkam sie, als sie nun das für sie offenstehende Bankkonto sah. Fast hätte sie einen erleichterten Freudenschrei ausgestoßen, doch das hätte vielleicht ihre Mutter wieder angelockt. Vielleicht war ihr Vater ja auch noch wach.

Also freute sich Mila still. Sie ließ sich einige Sekunden Zeit, um durchzuatmen und sich zu sammeln.

Ihre Finger zitterten noch immer als sie mehrere Minuten später das Geld von dem Konto nahm und es auf das Konto des Auftraggebers übertrug.

Dieses war im Gegensatz zum ursprünglichen Konto mit verschiedensten Passwörtern und Sicherungen verschlüsselt, die er ihr per E-Mail aber alle hatte zukommen lassen. Offensichtlich musste auch er sich mit Computern auskennen. Warum hatte er den Hack dann nicht selbst vorgenommen?

Warum war er zu Mila gerannt?

War es ihm etwa zu gefährlich?

Es ging natürlich um viel Geld und wenn man den Hack nicht richtig vornahm, konnte man auch ganz schnell herausfinden, wer es gewesen war. Mila nahm es also als Kompliment, dass ihr Auftragsgeber sie ausgesucht hatte, wobei sie immer noch keine Ahnung hatte, woher er sie kannte.

Das Geld wanderte von einem Konto zum anderen. Mit ein paar Klicks hatte Mila einen Mensch arm und einen anderen steinreich gemacht.
Sie nahm die beachtliche Summe jedoch kaum war. Es war im Endeffekt vollkommen egal, wie viel Geld sie klaute. Fakt war: Sie beging gerade eine Straftat und auch wenn es sich nur um ein paar Euro gehandelt hätten, könnte sie dafür im Gefängnis landen.

Noch war in ihrem Kopf nicht angekommen wie gefährlich das ganze wirklich war. Viel eher geisterte in ihrem Kopf umher, was sie sich mit diesem Geld alles kaufen könnte. Sie sah die beachtliche Summe und stellte sich vor, wie viele Computer ihr Hack wert war und welche Träume sie sich damit erfüllen konnte.

Was hatte ihr Auftraggeber mit dem Geld vor? Wollte er sich etwa ein Haus kaufen, oder etwas Illegales schmuggeln?

Mila versuchte, nicht mehr daran zu denken, als sie schließlich das Geld übertrug und die Firewalls wieder hochfuhr. Sie löschte ihren Internetverlauf, schloss alle Programme und ließ dann ihren Computer auf den Verkaufszustand zurücksetzten.

Natürlich hatte sie sich im Vorhinein alle wichtigen Dateien auf einen älteren Laptop gezogen. Sie hatte zuhause ja genug Modelle herumliegen.

Nachdem sie sich ein letztes Mal vergewissert hatte, dass ihr nichts mehr nachzuweisen war, löschte sie die restlichen Lichter, legte sich ins Bett und zog ihr Handy hervor.

Jetzt musste sie ihrem Auftraggeber nur noch von der begangenen Tat berichten, damit sie bald ihr Geld erhielt. Er hatte ja versprochen, sie für ihre Arbeit zu entlohnen.


Hallo!

Ich hoffe, es hat alles geklappt und das Geld ist bei dir angekommen. Wann kann ich mit meinem rechnen?


Sie erwartete keine Antwort mehr. Eigentlich wollte sie nur noch schlafen. Es war nicht super spät, aber die Konzentration, die Mila an den Tag legen musste, hatten sie müde gemacht. Sicher würde sie sich morgen in der Schule nicht konzentrieren können.
Aber das war es natürlich wert gewesen.


Hallo Mila.

Vielen Dank! Ich werde dir dein Geld morgen zukommen lassen.

Ich vertraue darauf, dass du uns beide mit deiner Aktion nicht in Schwierigkeiten gebracht hast. Ich glaube, ich brauche dir nicht sagen, dass es schnell ungemütlich für dich werden kann.

Lass morgen bitte nochmal von dir hören, wenn das Geld angekommen ist!
Liebe Grüße

-das wüsstest du wohl gerne-


Mila seufzte erleichtern. Morgen würde ihr Geld bei ihr eintreffen und dann würde das alles Geschichte sein.

Der Hack war vollbracht und die Nachrichten des Auftraggebers würden aufhören.
Ihr Leben würde wieder auf einer normalen Bahn verlaufen.

Das hoffte Mila zumindest ...

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