Sechs: Moritz

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Montag 09.02.2019   22:47 Uhr

Moritz Holin


„Darum kümmere ich mich, wenn es soweit ist", hatte Moritz geflüstert, bevor er Zoe geküsst hatte.

Nun lag er in seinem Bett und dachte an den Nachmittag zurück. Noch immer konnte er nicht glauben, was ihm heute passiert war.

Er war Sophia fremd gegangen ... Wobei, dass stimmte gar nicht. Sophia hatte ihn heute morgen verlassen, also war er im Prinzip ein freier Mann.

Doch so fühlte es sich nicht an. Moritz fühlte sich schuldig.

Er hatte vorschnell gehandelt und nun musste er die Konsequenzen dafür tragen.

Sollte jemand die beiden zusammen gesehen haben, würden bald Gerüchte den Umlauf machen. Moritz selbst war das relativ egal, doch wie würde es Zoe gehen, wenn ihre Taten noch mehr in den Fokus rückten?

Zoe war schon jetzt mit ihren Nerven am Ende. Moritz hatte heute versucht, sie aufzubauen und damit sicher alles noch schlimmer gemacht.

Er drehte sich im Bett herum und seufzte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Warum war er Zoe nachgelaufen? Warum hatte er sie geküsst? Und warum hatte er sie danach zu sich nach Hause eingeladen?

Sie waren direkt vom Einkaufszentrum zu ihm nach Hause gefahren. Was ein Glück, dass seine Eltern nicht da waren.

Alex hatte er eine kurze Nachricht zukommen lassen, in der er sich entschuldigte, ohne ihn gegangen zu sein. Angeblich hatte er plötzlich Kopfschmerzen bekommen. Alex würde ihm morgen seine Einkäufe mit in die Schule bringen, da er sie an ihrem Platz vergessen hatte.

Zoe hatte er davon natürlich nichts erzählt. Wie hätte sie reagiert, wenn sie gewusst hätte, dass ihr Ex auch im Einkaufszentrum gewesen war? Das dies ihr eigentlicher Grund gewesen war, in Tränen auszubrechen, wusste Moritz im Gegenzug nicht.

Zuhause angekommen waren sie in sein Zimmer gegangen und ... nun ja, den Rest konnte man sich denken.

Wieder drehte sich Moritz herum als er in der Dunkelheit sein Handy aufleuchten sah. Wer hatte ihm denn jetzt geschrieben?


Zoe Valard:

ES TUT MIR LEID!!!


Moritz Holin:

Du brauchst dich nicht bei mir entschuldigen. Es war alles mein Fehler. Ich bin zu weit gegangen. Du wolltest deine Ruhe und ich habe dich bedrängt. Wenn ich nicht so aufdringlich gewesen wäre, dann wäre das alles nicht passiert!


Zoe Valard:

Es ist unser beider Fehler. Hätte ich nicht zugestimmt, wäre es nicht dazu gekommen. Du musst nicht alle Schuld auf dich nehmen. Glaub mir, ich kann für mich selbst einstehen. Wie du sagtest - Scheiß darauf, was die anderen denken -.


Moritz Holin:

Vielleicht hast du Recht, aber du musst die größten Konsequenzen davontragen.


Zoe Valard:

Ich werde es überstehen. So wie du vorhin gesagt hast „Sophia sollte mir egal sein".


Moritz Holin:

Du zitierst mich aber ganz schön oft.


Zoe Valard:

Vielleicht weil du ganz schön schlaue Sachen sagst.


Moritz Holin:

Du hörst auf mich?


Zoe Valard:

Ich versuche es! Leider will das aber bei meinem Herz nicht ankommen. Ich vermisse Sophia, Marie, Julianna und Lana jetzt schon! Sie haben sich nach der gescheiterten Shoppingtour nicht mal erkundigt, wie es mir geht. Anscheinend macht Sophia ernst und verbietet den Kontakt zu mir. Ich würde ihr so gerne die Meinung sagen, doch mir fehlt der Mut dazu. Und irgendetwas in mir will es auch gar nicht.


Moritz Holin:

Das kommt jetzt super random, aber:

Du darfst Mary Marie nennen?


Zoe Valard:

Natürlich nicht, Sophia verbietet es! Aber ich mache es trotzdem. Marie hasst es, Mary genannt zu werden.


Moritz Holin:

WOW! Sophia hat echt keine Ahnung davon, wie schlecht sie ihre Freunde behandelt.


Zoe Valard:

Ja! Und deswegen gehen wir ihr jetzt erst einmal aus dem Weg. Vielleicht bessert sie sich dann!


Moritz Holin:

Daran glaube ich noch nicht, aber einen Versuch ist es wert. Deal?


Zoe Valard:

Deal! Schlaf gut!


Moritz Holin:

Du auch!


Dann legte er sein Handy zurück auf den Nachttisch. Nun ging es ihm wenigstens ein bisschen besser. Zoe war nicht sauer auf ihn und gemeinsam hatten sie einen Plan, wie sie gegen Sophia vorgehen würden.

Nur über ihre Gefühle hatten sie nicht gesprochen, was Moritz zu Gute kam. Er hatte keine Ahnung, wie er fühlte. Lange Zeit dachte er, seine Liebe zu Sophia wäre verflogen, doch nun ... vermisste er sie.

Scheiße! Auch nach all dem, was Sophia ihm angetan hatte, vermisste er sie.

Und Zoe? Auch die Gedanken an sie hinterließen einen freudigen Hüpfer in seinem Herzen. Es hatte sich gut angefühlt, mit ihr zusammen zu sein und nun vermisste er ihre Anwesenheit.

Moritz schnaubte. Das ergab doch alles keinen Sinn! Warum spielten seine Gefühle plötzlich verrückt?

Den ganzen letzten Monat über hatte er sich nicht für Sophia interessiert und auch Zoe war ihm eigentlich egal gewesen. Er hatte sie akzeptiert, als sie neu an die Schule kam, aber mehr Gedanken hatte er sich nicht zu ihr gemacht. Auch nicht, als sie mit Alex zusammengekommen war. Es war einfach passiert und Moritz hatte es hingenommen. Doch nun waren sie sich nähergekommen. Er hatte sie kennengelernt und seine Gedanken spielten wegen ihr verrückt.

Was passierte jetzt mit ihm?

„Scheiße!" Moritz stand auf, ging ins Bad und spritze sich kaltes Wasser aufs Gesicht. Er schloss seine Augen und versuchte sich zu beruhigen.

Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich gesammelt hatte.

Was auch immer gerade mit ihm los war, die Antworten mussten bis morgen warten. Nun wollte er erst einmal schlafen. Schlafen und entspannen.

Nur an sich selbst denken.

Voller Enthusiasmus ging er zurück in sein Zimmer, legte sich ins Bett und schloss die Augen. Der Schlaf ließ zwar noch auf sich warten, doch irgendwann fand Moritz ihn.

Traumlos und gefühllos.  

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