Samstag 14.02.2019 10:34 Uhr
Isabella Goldbaum
Isabella stand an diesem Morgen erst spät auf. Sie hatte lange ausgeschlafen und kam sich nun so ausgeruht vor, wie schon lange nicht mehr. Sie fühlte sich motiviert und auch wenn sie es eigentlich nicht zugeben wollte, verspürte sie auch eine gewisse Vorfreude auf den Ball.
Beim Frühstück begrüßte sie ihre Mutter glücklich und nach ganzen drei Brötchen verabschiedete sie sich genauso freudig.
Oben unterhielt sie sich ein wenig mit Jacky, bis sie dann mal auf die Idee kam, ihr Handy in die Hand zu nehmen.
Eigentlich hatte sie gehofft, eine Nachricht von Mila bekommen zu haben, immerhin wollte diese heute morgen die Kleider der beiden abholen.
Leider hatte Mila ihr jedoch noch nicht geschrieben, weshalb sie Jacky das Kommando überließ, um die E-Mails des Gossip-Blogs zu checken.
Dass es danach plötzlich vorbei war, mit der guten Laune, hätte sie natürlich nicht ahnen können.
Doch als sie eine Mail von Sophia Blackwolf öffnete, blieb ihr für einige Sekunden das Herz stehen.
Liebste Isabella Goldbaum,
oder sollte ich sagen ... Jacky?
Ich konnte es erst nicht glauben, als ich es herausgefunden habe, aber es ist anscheinend wahr.
Ihr seid nicht nur dieselbe Person, sondern leitet auch einen Blog mit dem Namen „mitten-unter-euch"? Das hätte ich nicht erwartet!
Tut mir leid, dass nun bald dein kleines Geheimnis ans Licht kommt, aber natürlich kann ich dieses nicht für mich behalten. Spätestens morgen auf dem Ball, werden es alle erfahren!
Du fragst dich sicher, warum ich das tue. Warum ich nicht darüber schweige und dich schütze.
Nun ja, leider hat dein Blog dafür viel zu viel Schaden bei mir angerichtet.Alle wissen über mein Privatleben und mein Liebesleben Bescheid, und das habe ich dir zu verdanken!
Der Höhepunkt war dann noch, dass du nicht mal meinen Namen mitveröffentlich hast, als ich dich auf meinen Hater aufmerksam gemacht habe.
Es gibt leider nur einen Weg, der dich unbeschadet davonkommen lässt: Du löschst den Blog noch heute! Dann wird niemand von deinem Geheimnis erfahren.
Ich hoffe, wir haben uns verstanden.
Sophia Blackwolf
Nein, das kann nicht sein! Jacky verließ all ihre Kraft und sie stürzte zu Boden. Ihr schlimmster Albtraum war soeben eingetreten. Jemand hatte ihr Geheimnis entdeckt.
Und es war sogar noch schlimmer als erwartet, denn es war nicht einfach irgendeiner ihrer Mitschüler. Nein, es war Sophia!
Sophia hatte etwas gegen Jacky in der Hand. Sophia war kaltherzig und unberechenbar. Sophia würde ihre Drohung wahr machen.
Ich habe dich gewarnt, sagte Isabella stumpf, doch man merkte, dass auch ihr die Nachricht nahe ging.
Aber ... ich ... was? Jacky konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie was sowas von aufgeflogen.
Sophia würde sich niemals an ihr Versprechen halten! Selbst wenn sie den Blog aus dem Netz nahm, würde Sophia sie anzeigen.
Jacky würde im Gefängnis landen.
Wir werden im Gefängnis landen, kommentierte Isabella.
„Scheiße!", schrie Jacky laut auf.
Sie fing an zu weinen, während sie gleichzeitig einen Wutanfall bekam.
War das wirklich ihr Ende? Ihr letzter Tag in Freiheit?Vielleicht können wir nochmal mit ihr reden, schlug Isabella vor. Auch sie war in keinem stabilen Gefühlszustand, doch ihr ging es noch um einiges besser als Jacky.
Dieses Monster wird uns anzeigen! Du wirst sehen! Die Polizei wird beim Valentinsball auftauchen, auch wenn wir den Blog löschen! Jacky schrie noch immer, auch wenn es jetzt nur in ihren Gedanken war.
Wir können es doch wenigstens versuchen!, versuchte Isabella ihre Beschützerin zu beruhigen.
Jacky sagte ein paar Minuten lang gar nichts. Sie hatte Isabella aus ihrem Kopf verband, sodass diese auch nicht wusste, was gerade bei ihr los war.
Es dauerte ewig, bis Jacky wieder sprach. Ein böses Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. „Ich habe einen Plan."
Plötzlich wild entschlossen stand sie auf und ging nach unten.Was hast du vor? Isabella hatte keine Ahnung.
Jacky antwortete nicht. Sie ging weiter durch das Haus, hinein in die Küche.
Eine böse Vorahnung bildete sich in Isabellas Kopf. Nein! Das kannst du nicht machen!
Doch! Ich muss! Jacky zog die Geschirrschublade auf. Zuerst sahen die beiden nur die Gabeln und Löffel, die sie jeden Tag zu Gesicht bekamen. Doch dann fiel ihr Blick auf die Messer.
Diese scharfen, kalten Metallklingen, die so einfach durch menschliches Fleisch schnitten wie ein Pfeil durch die Luft. Diese Mörder, die ihren Vater auf dem Gewissen hatten und die dafür nie eine gerechte Strafe bekommen hatten.
Isabella sah zwar die Messer, doch in ihrem Kopf erschien die Szene, die sie so schmerzlich versuchte zu verdrängen. Ihr Vater in der Küche. Vor ihm die vielen Flaschen. An ihm das viele Blut. Daneben das Messer.
Jacky hob eines auf, sie umfasste es mit beiden Händen, und ließ dann ihren Finger über die Klinge streifen. Dieses Messer war nicht scharf genug. Es schnitt nicht durch ihr Fleisch. Doch die Waffe, die ihr Vater benutzt hatte, hatte es geschafft. Und auch dieses würde sein Soll tun, wenn man nur fest genug zudrückte.
Keiner der beiden sagte etwas. Isabella war zu tief in der Vergangenheit versunken. Jacky in der Zukunft. Still zog sie das Messer an sich, sodass ihre Mutter es nicht gleich bemerken würde, sollten sie ihr begegnen. Schnell ging sie damit nach oben und verstaute es in ihrer Handtasche, die sie für heute Abend gepackt hatte.
Es war nicht schwer zu erraten, was sie mit dem Messer vorhatte. Isabella wollte etwas sagen, sie wollte ihre Freundin aufhalten, damit nicht passierte, was Jacky plante.
Doch ihr gelang es nicht, den Körper zurückzuerobern. Isabella weinte still in ihrem Kopf.
Jacky war dafür dagewesen, sie zu beschützen. Es war ihr Job gewesen, den Körper zu übernehmen, wenn Isabella zu schwach dafür war. Und gerade war dies der Fall, sodass Isabella so viel dagegen ankämpfen konnte, wie sie wollte.
Jacky würde vorerst die Kontrolle über den Körper behalten. Sie würde an Isabellas Stelle auf den Ball gehen. Sie würde den Abend mit Mila verbringen und ihren Spaß haben. Und wenn sie nicht aufpasste, würde sie Sophia heute Abend mit dem Messer umbringen, welches sie gerade eingepackt hatte.
DU LIEST GERADE
Dying Beauty
Mystery / Thriller𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫, 𝔖𝔭𝔦𝔢𝔤𝔩𝔢𝔦𝔫 𝔞𝔫 𝔡𝔢𝔯 𝔚𝔞𝔫𝔡, 𝔴𝔢𝔯 𝔥ä𝔩𝔱 𝔡𝔦𝔢 𝔚𝔞𝔣𝔣𝔢 𝔦𝔫 𝔡𝔢𝔯 ℌ𝔞𝔫𝔡? Ein Mädchen wird sterben ... Doch was passiert, ist noch unklar, denn es dauert noch eine Woche bis zum Valentinsball. Isabella, Morit...