Zwei: Isabella

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Sonntag 08.02.2019          09.50 Uhr 

 Isabella Goldbaum

Es klingelte an der Tür. Isabella erhob sich aus ihrem Bett, in dem sie bis eben gesessen und gelesen hatte. Sie hätte damit rechnen müssen, das Mila zu früh kam. Mila kam immer zu früh.

„Hey", begrüßte sie Isabella. Sie hatte auf den Türöffner gedrückt, der sich oben neben ihrer Zimmertür befand und war erst danach die Treppe nach unten gegangen. Mila war bereits eingetreten und legte nun ihren Schal und Mantel auf die kleine Garderobe und stellte dann ihre Boots auf den Schuhschrank. „Willst du einen Tee?", fragte Isabella sie.

„Nein danke. Wo ist deine Mutter?" Die zwei kannten sich schon, seit sie zwei Jahre alt waren und so war es kein Wunder, dass sich Isabellas Mutter gut mit Mila verstand.

„Ich denke sie schläft noch. Sie kam gestern sehr spät von der Arbeit."

„Oh schade. Ich soll ihr liebe Grüße von meinen Eltern ausrichten. Die sind schon ganz aufgeregt wegen des Balles. Hast du dir schon eine Frisur überlegt?"

Isabella grinste schüchtern. „Ich wollte meine Haare offen lassen. Und falls du Mum nicht mehr zu Gesicht bekommst, werde ich ihr die lieben Grüße ausrichten." 
Mila schüttelte schnell den Kopf. „Das kannst du vergessen. Langweiliger, als sie offen zu lassen, geht es auch nicht mehr. Das werden rund 99% der Mädchen tun. Willst du denn wirklich gar nicht auffallen?" War das Milas Ernst?

„Nein, nicht wirklich." Isabella seufzte.

Sie waren während ihres Gespräches die Treppe nach oben, in Isabellas Zimmer gewandert, und Mila warf sich mit einem Schwung auf das Bett. Sie nahm das Buch, was noch offen auf dem Kissen lag und schmiss es auf den Nachttisch. Isabella hatte keine Chance zu erwähnen, dass das Lesezeichen fehlte. Stattdessen musste sie nun die Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass sie die Stelle wiederfand, an der sie eben aufgehört hatte zu lesen.

„Hör mir zu", Mila sah ihr eindringlich in die Augen: „Dieser Ball ist unsere Chance, den ganzen coolen Mädchen zu zeigen, wer wir sind. Wir wollen uns ja nicht mit ihnen anfreunden, aber wir wollen ihnen beweisen, dass wir mindestens genauso cool sind."

„Und das sind wir?" Isabella wirkte nicht überzeugt.

„Aber sicher." Mila lachte. „Du wirst schon sehen. Im Handumdrehen werden Moritz und Alex nicht mehr mit der Blackwolf und ihrem Hofstaat, sondern mit uns tanzen."

„Deine Argumentation überzeugt mich zwar nicht, aber ich denke sowieso nicht, dass Alexander mit ihnen tanzen wird", sagte Isabella kleinlaut.

„Wieso das denn? Seit er mit Zoe zusammen ist, klebt er an der Clique. Außerdem ist Moritz auch immer bei ihnen und seine anderen Freunde rennen den beiden hinterher. Sobald Moritz bei der Clique ist, ist er auch dort."

„Er und Zoe sind kein Paar mehr", sagte Isabella schnell. So schnell, dass Mila hoffentlich gar nicht auffiel, dass sie diese Information eigentlich gar nicht wissen konnte.

„Und das weißt du woher?" Milas Kinnlade viel herunter. Oh Mann, sie hatte es doch gemerkt.

„Spielt das eine Rolle?", versuchte sich Isabella herauszureden.

„Nein. Du hast recht." Mila seufzte, offensichtlich enttäuscht. „Also wieder zurück zu den Frisuren. Ich wäre für einen Dutt für dich und einen Fischgrätenzopf für mich." 
Isabella seufzte. „Abgemacht."

„Keine Einwände?" Mila hob fragend eine Augenbraue. Das hatte sie nicht erwartet. 


„Es kann nur schlimmer werden."

„Na dann, probieren wir es aus." Mit großem Enthusiasmus sprang Mila vom Bett und verschwand im Bad, welches an das Zimmer grenzte. Zurück kam sie mit einer Bürste und mehreren Haarutensilien.

Sie zwang Isabella dazu, sich aufrecht hinzusetzten und bürstete ihr dann die Haare. Nach kurzem Schweigen fragte sie schließlich: „Um nochmal auf die Trennungssache zurückzukommen, wie genau hast du davon erfahren? Ich bezweifle, dass du dich mit Sophia, Zoe oder jemand anderem aus der Clique unterhalten hast und diese das beiläufig erwähnt hat."

„Natürlich nicht." Isabella lachte. „Ich war auf der Toilette, als Zoe reinkam und sich mit Marie über das Geschehene unterhalten hat." Diese Erklärung war eine Notlüge, doch die Wahrheit konnte Isabella ihrer besten Freundin nicht verraten.

„Seit wann gehen die denn auf die Toilette der Schule. Ist ihnen das nicht viel zu unhygienisch?"

Mist, Mila hatte sie ertappt. Sie hatte recht. Sophia und ihre Clique hatte man noch nie dort gesehen, weil sie sich vor den ganzen Bakterien fürchteten. Leider war diese Begründung im Hinblick auf den Zustand der Schultoilette nicht einmal schlecht. Es war kein Ort, an dem man gerne lange blieb.

Wieder versuchte sich Isabella aus ihrer Lage herauszureden: „Normalerweise gehen sie nicht dorthin, da hast du recht. Ich habe mich auch gewundert, was sie dort machen, aber nachdem ich gehört hatte, was Zoe Marie erzählte, war mir der Grund für ihr Erscheinen plötzlich nicht mehr so wichtig."

„Und der wäre?"

„Ich hoffe ich bekomme das noch alles zusammen. ... Also, Zoe und die anderen waren vor ein paar Tagen abends feiern und anscheinend hat Zoe Alex in der Menge verloren, als sie zusammen getanzt haben. Zoe ging ihn suchen, fand aber stattdessen drei junge Männer, die ihr etwas zu trinken anboten. Da sie keine Ahnung hatte, wo ihre Freunde waren und nichts gegen kostenlose Getränke einzuwenden hatte, sagte sie zu und trank etwas mit den Männern. Leider war das Zeug ein bisschen stärker als sie angenommen hatte und sie war schlussendlich zu betrunken, um noch richtig denken zu können. Da sich Zoe an das Geschehen ab diesem Punkt selbst nicht mehr genau erinnern konnte, war ihre Erzählung auch ziemlich lückenhaft. Sie haben anscheinend irgendwas gespielt und ihre Aufgabe war es, mit einem ihrer Bekannten rumzuknutschen. Das haben sie auch getan und in diesem Moment ist Alex aufgetaucht und hat sie gesehen, zur Rede gestellt und sich dann von ihr getrennt. Ende der Geschichte."

„Krass. Und sowas bereden sie auf der Toilette? Das wirkt fast schon so, als wollten sie, dass man ihnen zuhört." Mila wirkte leicht verstört von der Geschichte und lenkte ihre Gedanken deshalb lieber wieder auf das Toiletten-Thema.

Isabella lachte. „Mach dir doch deswegen jetzt keine Gedanken. Es spielt doch keine Rolle, was sich die zwei dabei dachten. Fakt ist, Alex und Zoe sind nicht mehr zusammen."

„Damit, dass du mir so krasse Informationen lieferst habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, als ich heute morgen zuhause losgegangen bin", gestand Mila.

Natürlich, wer rechnete schon damit, dass Isabella was von Klatsch und Tratsch verstand ...


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