40. Paulo Dybala [4/4]

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Für gedankengekritzel

Paulo Dybala [4/4]

,Hey Sarah, du bist doch in Turin gerade, nicht?", hatte ihr Chef ihr ganz harmlos am Morgen geschrieben. Sarah hatte mit nichts als der Wahrheit geantwortet. Ja. Und auf einmal hatten sich die Ereignisse überschlagen. Ein Anruf, ein Flehen, eine Krankmeldung und eine Aufforderung ein Interview zu übernehmen. Jetzt saß Sarah auf einem Stuhl, Kameras auf sie gerichtet, mit einem Zettel mit Fragen in der Hand, der Stuhl vor ihr war leer. Aber nicht mehr lange. Gleich würde jemand kommen. Jemand besonderes. Paulo. Sarah wusste, dass sie auf einander treffen würden. Paulo wusste es nicht. Sarah wollte nicht auf Paulo treffen, vor allen Dingen nicht in solchem Zusammenhang. Sie hatte Gini die ganze Zeit überreden wollen, dass sie das Interview mit Paulo führen sollte. Hatte ihr sogar angeboten dafür in der kommenden Saison Artikel zu schreiben, aber Gini hatte stur abgelehnt. Sarah hatte sie undankbar genannt und verwöhnt, Gini hatte bloß gelacht, da Paulo scheinbar auch nach zehn Jahren in der Lage war Sarah so nervös zu machen, dass man Sorge hatte, ob sie keinen Herzinfarkt erleiden würde.
Sarah las noch einmal die Fragen durch, sah zu den Kamera Männern. Sie kannte sie alle, würde allerdings niemanden auf eine höhere Stufe als Arbeitskollegen setzen. Gini war nicht da, sie war in der Stadt. Shoppen. Hatte versprochen Sarah auch etwas schönes zu holen.
Auf einmal Quietschte die Tür, was Sarah versicherte, dass entweder Paulo schon durchging oder nicht weit entfernt war.
„Er kommt!", flüsterte Bastian, der Tonmann. Kurz darauf kam Paulo um die Ecke. Sarah sah zu ihm und erwartete irgendwie einen dramatischen Auftritt von Paulo. Wie er abrupt stehen bleiben würde, wenn er sie erblickte, sei e Augen aufreißen würde und seine Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde. Irgendetwas, was allen in diesem Raum anzeigte, dass sie sich kannten. Aber anstelle dessen geschah das genaue Gegenteil. Nämlich nichts. Paulo sah sie, lächelte dünn, flüsterte ein hey und nahm dann einfach auf dem Stuhl gegenüber von Sarah Platz. Sarah war verblüfft und das nicht wirklich im positiven Sinne. Erkannte Paulo sie etwa nicht? So sehr hatte sie sich dann nicht verändert. Oder hatte Paulo sie vergessen?
„Sarah, können wir loslegen?", fragte dann Kameramann Toni. Da. Ihr Name. Sie sah zu Paulo, wartete auf irgendeine Reaktion, doch wieder kam nichts. Stattdessen lehnte sich der Fußballer entspannt zurück und wartete seelenruhig darauf, dass Sarah das Interview begann. Schön. Er wollte ein Interview als Fremde führen, nichts leichter als das.
„Ja!", antwortete sie Timo. Sie wartete bis das Signal kam, dass die Kamera an war und begann anschließend das Interview. Völlig als Fremde. Paulo war für sie nicht mehr als ein Fremder. Sie stellte Fragen, er antwortete. Kurz, knapp, nicht abschweifend, distanziert. Wie Fremde.
Paulo war ihr erstes Mal gewesen. Ihr erster Freund. Paulo war nicht fremd. Warum erinnerte er sich nicht an sie? Warum erkannte er sie nicht? Sarah war gekränkt, wusste nicht ob mehr wütend oder traurig, vermutlich beides mal zehn. Sie wollte das Interview schnell hinter sich bringen, plapperte viel zu schnell, dass Paulo Mühe hatte mitzukommen. Die strengen Blicke ihrer Mitarbeiter ignorierte sie, sie wollte jetzt einfach nur raus.
„Wie steht es um ihr Privatleben? Vergeben?", fragte sie ihn dann und kam sich wie der größte Depp vor, da sie Paulo, ihren Ex, ihre erste große Liebe, doch tatsächlich siezte.
„Ich dachte das ist ein Interview über LaLiga!", meinte Paulo, der sein Privatleben ungern in Interviews thematisierte.
„Ich habe die Fragen von einer Kollegin!", stellte Sarah klar und das mit einem so scharfen Unterton, dass dieser keinen Widerspruch duldete.
„Ach so!", murmelte Paulo eingeschüchtert: „Ja, ich bin frei, Single. Single und ready to pringle"
Paulo lachte über seinen Witz, wie auch einige Mitarbeiter. Sarah war nicht nach Lachen zumute.
„Okay das war's", meinte sie stattdessen und brach das Interview abrupt an.
„Könnt Kamera aus machen!", stellte sie klar und deutete zu Timo und Bastian. Paulo sah sie irritiert an: „Wie das war's?"
„Ja", antwortete Sarah kühl. Die Kamera wurde ausgemacht und sie begann sich das Mikrofon um ihren Nacken zu lösen. Paulo tat es ihr gleich.
„Kenne sich ja gar nicht so schlecht gelaunt", murmelte er. Sarah hielt in ihrer Bewegung inne und sah hoch. Ein Du.
Paulo grinste schief.
„Du weißt wer ich bin?", wagte es Sarah zu fragen und zog sich dabei das Kabel auf den Schoß. Paulo grinste noch ein Stückchen Schiefer.
„Ja klar, ich wusste es schon vorne, als ich deinen Namen auf einem Zettel gelesen habe! Dachtest du etwa ich habe dich nicht erkannt?", berichtete er ihr. Sarah strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr: „Naja, zu meiner Verteidigung, es wirkte sehr danach!"
„Neymar ist nicht der einzige gute Schauspieler im Fußball", grinste Paulo. Sarah lachte leise: „Scheinbar"
Die beiden entflochten sich aus den ganzen Kabeln, bevor Paulo aufstand.
„Krieg ich vielleicht eine Umarmung zum Wiedersehen?", fragte er dann fast schon schüchtern. Sarah lachte leise und stand auf. Ohne eine Antwort zu geben, fiel sie ihm um den Hals und ignorierte die Tatsache, dass ein ganzes Kamerateam um sie herum stand und jedes Wort hörte.
„Schön dich wiederzusehen!", flüsterte Paulo und strich ihr über den Rücken. Sarah schob ihr Gesicht in Paulos Halsgrube und seufzte leise. Als sie sich von einander löste, zierte ein Lächeln ihre beider Lippen.
„Hast du eigentlich jetzt noch was vor?", fragte Paulo dann. Sarah zog überrascht die Augenbrauen hoch. Mit der Frage hätte sie nicht gerechnet, dann wiederum, warum eigentlich nicht? Ihr wurde gerade wieder einmal bewiesen, wie sehr sie Paulo doch vermisst hatte. Sie überlegte kurz, ob sie Gini absagen könnte, dann wurde ihr bewusst, dass Gini es ihr wohl niemals verzeihen würde, würde sie Paulo absagen.
„Ich habe Zeit,", antwortete sie also mit einem breiten Lächeln und brachte damit auch Paulo zum Strahlen.

Sport One Shots || boyxgirl [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt