Kapitel 5

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Eine weitere halbe Stunden saßen Zombey und ich so da, er hinter mir auf dem Gras platziert, die Brust an meinen Rücken gedrückt und die Arme um meine Hüfte geschlungen.

Ich wäre gerne früher wieder nach drinnen gegangen da es draußen bereits ziemlich kalt war, aber mein ganzer Körper bebte und ich vertraute nicht darauf, dass meine Füße mich tragen würden.

Schließlich rutschte ich ein Stück von Zombey weg und drehte mich zu ihm: "Lass uns jetzt rein gehen."
Er nickte still und ich zog ihn auf die Beine.

Gemeinsam gingen wir ins Haus und wurden direkt von meiner Mutter begrüßt, die uns mit roten Augen anstarrte. Sie hatte genau wie ich auch geweint.

Kurz wechselten wir einen Blick und fielen uns dann in die Arme.

"Es tut mir so leid," murmelte sie leise in mein Ohr und ich schüttelte matt den Kopf.
"Sag so etwas nicht. Dafür kannst du nichts."
"Aber trotzdem bist du jetzt traumatisiert. Zum zweiten Mal in deinem Leben konnte ich dich nicht vor etwas so Schrecklichem beschützen."

Ich wusste genau wovon sie redete und brachte etwas Abstand zwischen uns, um ihr in die Augen sehen zu können:" Bitte glaub mir wenn ich dir sage, dass du sowohl bei Tom als auch heute keine Schuld trägst."
Sie erwiderte einige Zeit meinen Blick und nickte dann:" Ich hoffe du hast recht."

Sie seufzte:" Wenn du irgendetwas brauchst dann sag mir einfach Bescheid. Ich bin immer für dich da, das weißt du."
"Ja Mama, das weiß ich."
"Ach, mein Junge. Du machst so viel durch und scheinst trotzdem so stark. Du würdest es mir sagen wenn du nicht mehr kannst?"

Überrascht riss ich meine Augen auf: "Denkst du ich will mir das Leben nehmen?"
Schnell schüttelte sie den Kopf:" Nein, ich meine nur wenn du jemanden zum Reden brauchst. Oder jemandem bei dem du mal weinen kannst."

Mein Blick huschte kurz zu Michael, der im Rahmen der Küchentür stand und den Kopf betroffen in Richtung Boden gerichtet hatte.

"Keine Sorge, ich habe jemanden bei dem ich all meine Probleme loslassen kann und dem ich alles erzähle," murmelte ich und lächelte sie an.
Ihre Augen blieben ebenfalls bei Micha hängen und sie schloss kurz die Lider: "Ich bin froh, dass du jemanden hast."

Sie beugte sich nach vorne und flüsterte dann in mein Ohr:" Er ist ein guter Junge und jederzeit bei uns willkommen."
Meine Wangen verfärbten sich rosa und ich grinste matt:" Danke."
"Kein Problem."

Wir lösten uns voneinander und meine Mutter ging in Richtung Wohnzimmer:" Ich lese noch ein bisschen. Wenn ihr etwas braucht dann ruft einfach."
Ich nickte und drehte mich zu Zombey:" Gehen wir hoch?"
"Ja, bitte," antwortete er und ich warf zum ersten Mal einen genauen Blick auf ihn. Mir kam jetzt erst der Gedanke wie fertig ihn das Ganze gemacht hatte.

Seine Augen schienen nicht das typische Funkeln zu tragen, das ich gewöhnt war und an seinen immer noch leicht zitternden Fingern klebte das Blut von dem Mann.

"Komm, wir gehen das abwaschen," ich deutete auf seine Hände," Tut mir leid, dass mir das nicht früher aufgefallen ist."
"Kein Problem," murmelte Zombey und versuchte selbstsicher abzuwinken.
Ich packte ihn am Arm und zog ihn die Treppen hoch.
Dabei sagte ich fest:" Jetzt komm mir nicht mit Kein Problem. Du durftest dich um mich kümmern und jetzt bin ich dran."
Er wollte gerade den Mund öffnen als ich auf der Treppe stehen blieb und ihn warnend ansah:" Und wag es gar nicht erst zu widersprechen."

Ich spürte die Welle der Zuneigung, die über Micha hinwegrollte und ihn leicht Lächeln ließ. Ich war mehr als dankbar, dass meine Sinne immerhin so gut waren, dass ich bestimmte Dinge und Emotionen riechen und spüren konnte.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt