Kapitel 36

148 14 0
                                    

Verschwommen hörte ich die wütenden und überraschten Ausrufe von Fuchs und seinen Handlangern hinter uns.

Mein Blick landete auf der Straße, die rasend schnell näher kam. Ich spürte Zombeys Hand, die verkrampft meine festhielt.

Er schrie entsetzt auf und zog mich dann zu sich. Seine Bewegungen wirkten im Fallen so wie in Zeitlupe und ich beobachtete mit zusammen gekniffenen Augen wie er seinen Rücken zum Boden drehte und mich dann an seinen Bauch drückte.
Der Wind, der mir zuvor Tränen in die Augen getrieben hatte wurde weniger und ich blinzelte.

Der Boden kam gleichzeitig unglaublich schnell und schrecklich langsam auf uns zu.
Ich schlang fest meine Arme und meine Beine um Michas Körper und sah ein letztes Mal in seine Augen, die mich mit einer Mischung aus Trauer und Entsetzen ansahen. Ich erwiderte seinen Blick und kniff dann meine Augen zu.

Flieg!

Ich dachte immer wieder an Falkes Worte und erinnerte mich an das Tier auf ihrer Schulter, das elegant in der Luft gestanden hatte. Ich stellte mir vor wie der Falke in meiner Brust verschwunden war.

Wir teilen unsere Macht mit dir.

Ein harter Ruck durchfuhr meinen Körper und mit einem grellen Schrei krallte ich mich fest an Micha damit er nicht aus meinem Griff gleiten konnte.

Mein Körper brannte und der eiskalte Wind, der mich während dem Sturz hatte erzittern lassen war mit einem mal verschwunden.

Ich spürte einen leichten Windzug bevor ich auf dem Boden aufschlug.
Meine Wirbelsäule wurde von einer Welle Schmerz erschüttert als ich mit dem Rücken auf den harten Betonboden knallte.

Michael war fest an meine Brust gedrückt und ich spürte das Beben seines Körpers.

Blinzelnd öffnete ich die Augen und mein Blick landete auf Zombey, der sein Gesicht in meiner Brust versteckt hatten. Ich bemerkt sofort die Tränen, die während des Sturzes von seinem Gesicht in seine Haare geflogen waren.

Ich sah auf und erkannte, dass wir von etwas umschlossen waren.
Langsam öffneten sich das Etwas und das letzte Licht der Sonne strahlte mir ins Gesicht.

Auf mir regte sich Zombey und starrte mich an. Dann drehte er den Kopf und sprang auf, sodass er auf meinen Oberschenkeln saß.

"Wie-", er brach ab und seine Augen wurden glasig," das ist-" Er unterbrach sich erneut und hob dann vorsichtig seine Hand.

Sanft strichen seine Finger über die Flügel, die uns bis eben noch wie einen Konkon umschlossen hatten.

"Wie kann das sein," brachte er mit erstickter Stimme hervor und ließ seine Finger über die Federn gleiten. Eine Gänsehaut breitete sich bei der Berührung auf meinen Armen aus und mein Körper erzitterte.

Ächzend richtete ich mich auf und zwang Zombey damit ein Stück nach hinten zu rücken.

Ich drehte den Kopf um einen ungefähren Blick auf die Flügel zu bekommen.
Sie hatten eine Spannweite von mindestens 3 Metern und würden normalerweise wahrscheinlich weit von meinem Körper weg ragen, im Moment waren sie jedoch immer noch um mich und Zombey gekrümmt und umhüllten uns fast komplett.
Die Oberseite des Gefieder war dunkelblaugrau und die Innenseite cremefarben mit leicht dunkler Querbänderung. 

"Sie sind wunderschön," murmelte Zombey leise und strich erneut über die Flügel. Unfähig etwas zu sagen nickte ich.

"Aber wie konnte das passieren?", fragte er weiter. Ich sah nach oben zu dem Hausdach des Gebäudes und erkannte eine Gestalt, die auf uns herab blickte.
Sofort war das angenehme Gefühl von Zombeys Streicheleinheiten verschwunden, da auch meine Flügel verschwunden waren.
Er folgte verwirrt meinem Blick.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt