Kapitel 58

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Der Weg zu dem kleinen See verlief beinahe schon gespenstisch still.
Die Vögel, deren Zwitschern ich auf dem Hinweg noch laut gehört hatte, schienen alle verstummt zu sein. Genauso hatte der Wind abgeflacht, der zuvor noch die Bäume hatte rascheln lassen.

Doch irgendwie passte all das genau zu meiner Stimmung.

Ich hatte das Gefühl auf meiner Brust einen LKW stehen zu haben und ein unangenehmer Schmerz durchzog meinen Kopf.

"Gleich sind wir da," verkündete Zombey und schlängelte sich an einigen in den Pfad hängenden Brennnesselzweigen vorbei.
"Denkt ihr Noah ist schon da?", fragte Manu.
"Hoffentlich," brummte Patrick.
"Ich denke nicht. Ich habe eine halbe Stunde gesagt und es sind gerade mal zwanzig Minuten vergangen. Die paar Minuten können wir aber auch noch warten," sagte ich und stieg über einen am Boden liegenden Ast.

Wir folgten dem zugewachsenen Pfad bis wir schließlich an dem kleinen See ankamen.

Auf den Bänken Rund um den Weiher saßen insgesamt zwei Männer, die beide konzentriert auf das Wasser starrten und angelten.

Wir suchten uns eine Bank in einem schattigen Plätzchen, die weit genug von den anderen beiden Personen entfernt war und setzten uns dort hin.

Ich wollte mit den anderen reden um die angespannte Stimmung etwas zu lösen, doch ich wusste nicht über was ich hätte reden können. Mein Kopf fühlte sich wie leergefegt an.

Die Zeit verging und ich starrte wie gebannt aufs Wasser. Auch wenn der See aus braunem, trübem Wasser bestand konnte ich immer wieder Fische unter der Oberfläche entlang schwimmen sehen.

"Leute, er kommt," verkündete Manu und deutete in eine Richtung.
Unsere Blicke folgten ihm, doch es war noch niemand zu sehen.

"Wir machen es so," ich drehte mich zu den anderen," ich werde mit ihm reden. Alleine. Ihr bleibt erstmal weg und ich versuche ihn zu überreden. Falls etwas sein sollte kommt her, aber lasst es mich anders alleine versuchen."

Manu und Palle nickte während Zombey skeptisch dreinblickte.
Ich sah den Braunhaarigen eindringlich an und murmelte dann:" Bitte. Gib mir die Chance."
Seufzend nickte er und die drei verschwanden hinter der Bank im Wald.
Dank der dicht wachsenden Bäume mussten sie sich nur ein kleines Stück von mir entfernen.

Mein Blick schweifte erneut zur anderen Seite des Sees.
Gerade tauchte Noah auf. 
Er sah sich einmal um bis sein Blick bei mir hängen blieb.

Er setzte sich in Bewegung und kam auf mich zu.

Tief durchatmend rieb ich meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab.

Noah trat zu mir und setzte sich ein Stück entfernt neben mir auf die hölzerne Bank.

"Was willst du, Maudado?", fragte er leise.
Ich schluckte schwer und antwortete dann:" Es geht um deinen Bruder. Wir müssen etwas gegen ihn unternehmen und das weißt du auch. Er verletzt Menschen und bringt sie in Lebensgefahr. Er hat mich entführt und von einem verdammten Dach geschmissen. Wir müssen dafür sorgen dass er damit nicht weiter machen kann."

Noah sah mich ausdruckslos an und blieb stumm.
Ich verzog genervt das Gesicht und sagte:" Verstehst du es denn nicht? Dein Bruder verletzt mutwillig Menschen!"
"Na und?"
"Noah, ich bitte dich," ich rückte ein Stück näher zu ihm.

Tief atmete ich durch, schluckte meinen Ekel hinunter und nahm dann eine seiner Hände.
Mein Körper wurde von einer Welle Wut durchzuckt, doch ich ignorierte das Gefühl und flüsterte:" Ich weiß dass Eddie dein Bruder ist und dass dir deine Familie wichtig ist. Ich meine, würde meine Schwester so etwas machen würde ich zu aller erst auch hinter ihr stehen, aber überleg doch mal genau was Eddie tut. Er verletzt Menschen."

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt