Kapitel 31

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Pov. Maudado

Blinzelnd öffnete ich die Augen und nichts als Dunkelheit empfing mich. Verwirrt sah ich mich um, doch alles war stockfinster.

"Hallo?", fragte ich vorsichtig in die Stille und ertastete meine Umgebung.
Ich lag auf dem, zugegeben weichen, Boden.

Langsam richtete ich mich auf und ein metallenes Geräusch ließ mich aufhorchen.
Ich spürte etwas Schweres um mein Handgelenk und berührte eine Art Handschelle, die mit einer Kette irgendwo ein Stück entfernt von mir am Boden befestigt sein musste.

Verwirrt rieb ich mir über den Hinterkopf und versuchte mich zu erinnern. Schleichend kamen die Erinnerungen zurück und mein Hals wurde trocken. Ich war mit Noah unterwegs gewesen und er hatte mich kurz stehen lassen um etwas zu holen. Eddie war aufgetaucht und- Oh verdammt.

Mein Herz begann zu rasen und ich berührte eine Wand neben mir. Eilig stellte ich mich hin und folgte dann der Wand.

Irgendwann erreichte ich eine Tür, die ich leise öffnete. Sofort schoss Licht in den Raum und ich taumelte geblendet einen Schritt zurück.

Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte ich mich an das Licht zu gewöhnen und eilte dann los.
Weit kam ich aber nicht da mein Handgelenk, welches immer noch von einer Handschelle umschlungen war mich zurückhielt. Ich war mit einer Kette am Boden verbunden und kam nicht weg.

In meinem Kopf ratterte es und mir viel nur eine Sache ein die ich tun könnte.
Ich holte tief Luft und schrie dann:" Hilfe!"

Mit gespitzten Ohren wartete ich auf eine Reaktion, die nicht lange auf sich warten ließ.

Durch den Flur kam ein Mann angelaufen, der eine rote Robe über den Schultern trug. Die Kapuze war nach hinten geschlagen, sodass ich einen guten Blick auf graue Augen und kurze, rote Haare hatte.

Eddie drängte mich mit sich in das Zimmer zurück und schüttelte dabei enttäuscht den Kopf:" Ich dachte du wärst schlauer. Hier so nach Hilfe zu rufen. Denkst du wirklich jemand könnte dich hören."

Ich wurde in die Dunkelheit des Raumes zurückgestoßen und stolperte auf etwas Weiches. Verwirrt versuchte ich zu ertasten was das war.

Eddie lachte:" Warum sitzt du denn hier im Dunkeln?"
Es war kurz still und dann ging eine kleine Lampe an der Decke an, die den Raum erleuchtete.

Interessiert sah ich mich um. Auf dem Boden war ein dunkelroter Teppich verlegt und ich war eben auf ein Bett gestolpert.

Für weitere Möbel war in dem Raum kein Platz. Bereits mit dem Bett, Eddie und mir wurde es eng.

"Was sagst du?", fragte Fuchs und sah sich um," ist das kein schönes Zimmer?"
"Warum bin ich hier? Warum hast du mich entführt?", stellte ich die Gegenfrage und rückte auf dem Bett so weit von ihm weg wie nur möglich.
Erst jetzt wurde mir richtig bewusst wer mir gegenüber stand und ich wurde nervös.

"Keine Sorge. Ich will mit dir nicht das Gleiche machen wie mit der Eule und der Delphinin. Für dich habe ich andere Pläne. Ich kann dir versichern, niemand wird dir etwas tun," erklärte er und ich fühlte mich kein bisschen sicherer.

"Warum ich?", wollte ich verwirrt wissen.
Eddie lachte auf. Das war ein seltsames Geräusch, das mir eine Gänsehaut verpasste.
"Ich brauche nichts von dir Maurice, keine Sorge. Ich will etwas von deinem besten Freund."
"Manu?"
"Genau der. Ich weiß, dass er eine Schlange ist und er soll Teil von der Reinblut-Allianz werden. Dich habe ich nur um ihm die Entscheidung etwas einfacher zu machen."
"Du willst ihn erpressen? Du weißt, dass er, sobald er erstmal hier ist, alles kurz und klein schlagen wird?"
Eddie grinste:" Das kann ich mir gut vorstellen. Aber so weit wird es nicht kommen. Ich habe bereits einen schönen, kleinen Plan, um mir seine Treue unmissverständlich zu sichern."
"Was willst du mit ihm machen? Was willst du mit mir machen?", knurrte ich wütend.
"Das habe ich doch schon gesagt," Eddie schnalzte tadelnd mit der Zunge," dir geschieht hier nichts. Nur deinen Freunden."
"Meinen Freunden? Du hast noch jemanden entführt?"
"Oh, nein," Eddie schüttelte den Kopf," das muss ich auch nicht. Mein Plan wird ganz von selbst aufgehen und bald bist du wieder zuhause, keine Sorge."

Ich starrte mit großen Augen auf Eddie:" Du bist ein Monster. Du hast den Namen Fuchs nicht verdient!"
Er winkte ab:" Kein Grund für harte Worte. Ich tue nur was von mir erwartet wird und führe die Befehle meines Tiergeistes aus. Würdest du nicht auch tun was dir Falke befiehlt?"
Ich schnaubte:" Falke ist klug und weise. Bei ihm wüsste ich, dass er mir etwas befiehlt, was er vorher gut bedacht hat und das niemanden verletzt."
"Sag dir das ruhig immer schön," meinte Eddie schulterzuckend," du denkst, dass die Tiergeister alle so edel sind aber das sind sie nicht. Auch bei ihnen herrscht ein Konkurrenzkampf. Soll ich dir etwas sagen?" Am liebsten hätte ich laut Nein geschrien blieb aber stumm.
"Die anderen Tiergeister sind eifersüchtig auf Fuchs. Sie wissen wie mächtig und nötig die Reinblut-Allianz ist und verfluchen sich dafür, dass sie selbst so etwas nicht gegründet haben."
"Das stimmt nicht!", widersprach ich wütend," je reiner das Blut desto mächtiger ist man; das ist doch bescheuert. Es geht doch bei den Clans um die Vielfältigkeit."
"Du sprichst so wie mein kleiner Bruder es auch getan hat. Du zitierst einfach nur was dir in der Schule in den Schädel gepflanzt wird. Die Clans müssen sich mischen um den Kometen erhalten zu können. Reines Blut macht dich schwach. Die Reinblut-Allianz ist böse. Das ist doch alles ein riesiger Haufen Lügen. Hast du dir denn überhaupt jemals Geschichten über uns angehört? Und damit meine ich nicht von irgendeinem Lehrer, der gelernt hat uns zu hassen?"
Unsicher sah ich Fuchs an. Er versuchte mich zu beeinflussen und spielte seine Spielchen mit mir.
"Anhand deines Schweigens vermute ich, dass die Antwort nein ist. Oft wird die Reinblut-Allianz als schrecklich und gefährlich bezeichnet, doch das sind wir nicht. Natürlich, das Clansymbol zu zerschneiden ist hart, aber auch nötig. Und sonst tun wir nur das Richtige. Du musst verstehen, je reiner dein Blut ist desto stärker kannst du werden. Mischen sich zum Beispiel die Gene zweier Falken so ist deren Kind reinen Blutes und ist somit nur noch näher mit seinem Tiergeist verbunden."
"Aber-", ich unterbrach mich selbst und verstummte. Fuchs log, das stand fest, aber trotzdem konnte ich ihm nicht widersprechen. Heftig schluckte ich und sah auf den Boden.

Die dünne Matratze senkte sich neben mir und sofort presste ich mich fester gegen die Wand hinter mir.

"Ganz ruhig," Eddie hob beschwichtigend die Hände und lächelte sanft," ich tue dir nichts. Ich will dir nur etwas zeigen. Du musst wissen, die Tiergeister haben die Möglichkeit uns in unseren Träumen zu besuchen und mit uns zu sprechen. Außerdem können sie uns Kräfte schenken. Ich zeige dir meine."

Vorsichtig streckte er die Hand aus und griff nach meinem Handgelenk. Zitternd ließ ich ihn meinen Arm in seine Richtung ziehen und beobachtete mit vor Angst geweiteten Augen was er tat.
Sanft strich er mit seinen Fingern über mein Clansymbol, das sofort darauf golden schimmerte. Die Farbe war nur ganz leicht zu sehen, ließ die sonst schwarzen Linien aber aufleuchten.

Fuchs lächelte und sah mich fest an:" Sieh dir das an, Maudado. Fuchs hat mir die Gabe geschenkt die Reinheit des Blutes zu erkennen. Je goldener dein Symbol aussieht, desto reiner ist dein Blut."
Ich starrte auf meinen Unterarm:" A-aber mein Symbol sieht gar nicht so golden aus und leuchtet trotzdem."
Eddie nickte:" Ich weiß. Das ist interessant. Ich kann nicht richtig sagen wie rein dein Blut genau ist. Das hatte ich bis jetzt noch nie."
Sein faszinierter Unterton überraschte mich und mein Blick wanderte vorsichtig wieder in seine Augen, die auf meinen Arm gerichtet waren.
Kurz darauf erwiderte er meinen Blick:" Siehst du was die Tiergeister alles bewirken können? Sie können uns Gaben schenken von denen man nur träumt. Gesteh es dir ein, es muss einen Grund geben wieso Fuchs mir diese Gabe vermacht hat."
Ich blieb still und starrte auf meine Hände.

Seufzend ließ Eddie meinen Arm gehen und sofort umschlang ich damit meinen Oberkörper. Mein Clansymbol fühlte sich warm an und mein rechter Arm zitterte leicht.

"Beruhig dich," murmelte Fuchs und ich starrte weiter wie gebannt auf das Bett anstatt auf ihn," das ist alles etwas viel, das verstehe ich, aber bitte bleib einfach ruhig. Wenn du mir keine Probleme machst dann wird es dir hier gut gehen, vertrau mir."
"Wie soll ich dir vertrauen?", knurrte ich leise," du bist ein Fuchs."
Er lachte:" Das stimmt. Du solltest Füchsen nicht vertrauen, da hast du ganz recht, aber hierauf gebe ich dir mein Wort. Und ein Versprechen breche noch nicht einmal ich. Wenn du dich ruhig verhältst dann bekommst du täglich Essen und es wird dir gut gehen."
Brummend nickte ich. Was würde es mir denn bringen wenn ich mich dagegen wehrte?
"Gut," Fuchs nickte," wenn du auf die Toilette musst dann ruf einfach und jemand bringt dich hin."
Leise seufzend nickte ich.

Die Matratze bewegte sich wieder als Eddie aufstand.
Vorsichtig sah ich auf und wurde direkt von einem paar eisgrauer Augen durchbohrt:" Dir wird nichts passieren, Maudado. Keine Sorge. Du hast hier einen starken Beschützer."
Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch.
"Er kommt dich gleich besuchen," sagte er nur und verschwand dann wieder.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt