Kapitel 12

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Ich trat aus meiner Umkleide heraus in den Vorraum, in dem weiße Stühle mit goldener Verzierung und einige aus Rosen bestehende Bouquets standen.

Mein Blick traf sofort auf den von Michael, der mich ebenfalls ansah. Einen Moment starrten wir uns einfach nur an bis ich endlich seinen Anzug genauer unter die Lupe nahm.

Er hatte einen schlank geschnittenen, dunkellilanen Anzug an, der genauso wie mein eigener aufgebaut war. Eine Anzughose, ein Hemd, eine Weste und ein Blazer. Um den Hals hatte er eine dunkelblaue Krawatte gebunden und ein ebenfalls dunkelblaues Einstecktuch in der Brusttasche stecken.

Mein Herz begann wie wild zu klopfen weil ich mir plötzlich vorstellte wie es wäre in diesem Anzug zusammen mit Zombey zum Altar zu schreiten.
Ich blinzelte heftig, um nicht in Ohnmacht zu fallen und räusperte mich laut.

Die Aufmerksamkeit von Zombey lag sofort wieder auf mir und er sah mich interessiert an. Erst jetzt fiel mir auf, dass Herr Weber verschwunden war.

"Du ... du sieht gut aus," stammelte ich und lächelte verlegen.
Zombey grinste:" Danke, das kann ich nur zurückgeben."

Mein Blick glitt noch einmal über seinen Anzug und schmunzelnd sagte ich:" Du hast was Adeliges an dir."
"Ernsthaft?", Zombey sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, das Lächeln auf seinen Lippen war weiterhin wie eingemeißelt.
"Ja!", ich nickte bekräftigend," so als würdest du dir gleich deine neuen Ritter für deine hoheitliche Garde schlagen!"

Ich kicherte leise:" Oh, Lord Zombey! Bitte macht mich zu einem Eurer treuen Gefolgsleute und schlagt mich zum Ritter."
Zombey verdrehte die Augen:" Ha-ha!"
"Oh, Mylord!", ich hängte mich theatralisch über die Lehne eines Stuhls und lachte dabei laut weiter.

Zombey sah mich schmollend an:" Immerhin passt mein Anzug."
Er starrte auf meine Hosenbeine und ich folgte seinem Blick.
"Trägt man das nicht so?" Ich sah ihn gespielt verwirrt an bis er selbst lächeln musste.

"Das muss natürlich noch geändert werden," meinte ich nach einigen Minuten," aber Herr Weber meinte, dass das kein Problem sei."

"Bist du zufrieden mit dem Anzug?", wollte Micha wissen, der es sich auf einem der weißen Stühle bequem gemacht hatte.
"Zufrieden ist nicht das richtige Wort. Ich bin begeistert! Ich bekomme schon das Gefühl gleich selbst zu heiraten.", antwortete ich enthusiastisch und strich über den weichen Stoff," du etwa nicht?"
Ein kurzer Audruck voller Liebe und Schmerz huschte über Zombeys Gesicht.
"Oh, natürlich." Er lächelte matt.

Verwirrt dreinblickend setzte ich mich neben ihn:" Ist alles gut? Du wirkst komisch."
"Ach, nein," er winkte verkrampft locker ab," All diese Treffen, heute der Anzug, in drei Wochen der Kuchen, in eineinhalb Monaten der Veranstaltungsort, das macht es alles nur so real."

Ich verzog das Gesicht und legte meine Hand auf seine, die zu einer Faust geballt auf seinem Oberschenkel lag:" Alles wird gut. Wir schaffen das schon, denk immer daran."
Zombey sah mich an und nickte dann:" Solange ich dich an meiner Seite habe wird es klappen, da hast du recht."

Einen Moment sahen wir uns in die Augen bis mein Blick kurz zu seinen leicht geöffneten Lippen schweifte.
Wenn alles nur so einfach wäre.

Seufzend zog ich meine Hand von Zombeys und stand wieder auf:" Herr Weber meinte er muss von mir noch irgendwelche Maße machen. Am besten wir tun das und gehen danach noch etwas essen oder so?"
Zombey sah mich für den Bruchteil einer Sekunde verletzt an, überspielte aber alles mit einem Lächeln und nickte:" Lass uns das tun."

In dem Moment trat Herr Weber wieder zu uns und wand sich an Micha:" Können wir jetzt kurz die Maße von Ihrem Begleiter nehmen?"
"Na klar." Er zuckte mit den Schultern.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt