Kapitel 15

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Die Tage bis zum Wochenende zogen sich quälend langsam und ich fühlte mich wie ein Geist.

Ich ließ mich von Patrick und Manu während der Schulzeit von einem Unterricht zum nächsten ziehen und saß bei Frau Grace einfach nur an der Seite während die anderen Falken trainierten.

Zuhause ging es mir ähnlich. Die meiste Zeit starrte ich auf mein Handy und lag andernfalls einfach im Bett oder auf der Couch. Gabriel versuchte dann immer mich dazu zu bringen etwas mit ihm zu spielen, was meist auch klappte da ich ihm nichts abschlagen konnte, aber sobald wir fertig waren legte ich mich einfach wieder hin.

Zombey antwortete weder auf meine Nachrichten noch auf die Anrufe. Auch wenn die anderen beiden es versuchten.
Ich fühlte mich leer weil er sich so verhielt und mich und die anderen einfach fallen ließ.
Wie hatte er sich bitte am Dienstag als wir die Anzüge gekauft hatten so normal verhalten können obwohl er eine Stunde darauf kein Lebenszeichen mehr von sich gab.

Seufzend rollte ich mich auf meinem Bett zur Seite und sah aus dem Fenster.

"Das tut dir nicht gut. Du solltest nicht so unter seinem Starrsinn leiden." Kam es fest von einer Stimme hinter mir.
"Aber ich tue es," entgegnete ich trocken und drehte mich zu ihm um.

Manu schüttelte den Kopf:" Ich verstehe warum dich das mitnimmt. Michael ist dir in den letzten Wochen ziemlich wichtig geworden. Aber im Moment verhält er sich wie ein kleines Kind und du solltest dir das nicht so zu Herzen nehmen. Ich glaube nicht, dass ich das jetzt sage," er seufzte leise," du solltest dich lieber auf heute Abend freuen."
"Das will ich ja aber meine Gedanken sind ganz woanders," erwiderte ich matt und starrte an die Decke.

Es stimmte, ich wollte mich auf einen entspannten Abend mit meinen besten Freunden und Noah freuen aber es ging nicht und das tat mir leid.

Noah hatte die ganzen letzten Tage versucht mich mit seinen Nachrichten aufzumuntern, was zwar geklappt hatte aber nicht von langer Dauer war. Er machte sich sehr viel Mühe und ich blockte das ungewollt alles ab.

"Versuch es wenigstens, bitte. Nur diese zwei oder drei Stunden. Denk einmal nicht an ihn," bat Manu.
"Du weißt, dass ich das nicht so einfach kann," murmelte ich.
"Weil du es nicht richtig versuchst," entgegnete er und klang immer noch überraschend sanft," du willst an ihn denken und das verstehe ich. Ich denke auch oft an Patrick, aber du musst das abstellen. Wenigstens eine kurze Zeit lang. Lass dich fallen und hab Spaß."
"Das hört sich so einfach an."
"Das ist es auch!"

Ich atmete tief durch und nickte dann:" Ich kann es versuchen."
Manu lächelte matt:" Danke."

Seine Miene versteinerte darauf jedoch sofort wieder:" Ich weiß wie es dir geht. Ich zeige es zwar nicht so offen aber ich mache mir auch Gedanken um Michael. Ich weiß nicht ob er aufgegeben hat oder ob er uns tatsächlich mit dieser Funkstille von sich stößt aber es macht mir Angst."
Mit großen Augen sah ich Manu an:" Tatsächlich?"
"Du dachtest du reagierst über," er sagte es so sicher dass er bestimmt meine Gefühle gespürt hatte," du reagierst kein bisschen über. Diese Funkstille ist beunruhigend und ich weiß nicht was als nächstes kommt. Ich habe Micha geschrieben, dass wir uns am Samstag Abend bei mir treffen aber ich weiß nicht ob er dann tatsächlich auftaucht."
"Das wird er. Bestimmt," sagte ich in festem Ton und hoffte es von ganzem Herzen. Ihn morgen wiederzusehen war der einzige Lichblick in meiner Woche.

"Komm!", Manu klatschte in die Hände," mach dich fertig. Wir müssen gleich los."
Nickend stand ich auf und zog mir eine Jeans und ein graues Polohemd an.

Manu pfiff lachend durch die Zähne:" Woher hast du das denn?"
Ich sah an mir herab:" Das T-Shirt? Ein Geschenk meiner großzügigen Tante."
"Warum habe ich keine großzügigen Tanten?"
Manu und ich lachten los und der Funke von Freude setzte sich in mir fest.

Grinsend machte ich mich fertig und ging dann mit Manu nach unten.
Meine Familie verabschiedete ich kurz und wir verließen dann das Haus.

Draußen war es immer noch angenehm war, da heute generell ein ziemlich heißer Tag gewesen war.

Während wir uns auf den Weg ins Kino machten fragte ich:" Wo ist eigentlich Palle?"
"Der trifft uns dort," antwortete Manu," er hat irgendwas davon erzählt dass er noch etwas erledigen wollte. Aber nochmal einen Nachmittag mit dir allein zu verbringen war auch schön."
"Das stimmt."

Pov. Manu

Es war schön Maudado nochmal so lächeln zu sehen wie er es gerade tat.
Zombey war zwar einer meiner besten Freunde, aber sein stures Verhalten traf Dado hart und er konnte es noch nicht einmal sehen.

Ich verstand warum er sich von uns allen und vor allem von dem Blondschopf fernhielt aber trotzdem hätte er es erklären können.

Seufzend richtete ich meinen Blick wieder auf die Straße vor mir und fragte:" Hast du eigentlich die Woche noch mit Noah geschrieben?"

Ich mochte den Jungen nicht besonders. Er sprach so abfällig von Zombey. Natürlich verhielten Patrick und ich uns ihm gegenüber im Moment auch etwas grob, aber das lag an der angestauten Wut. Außerdem kannten wir Micha auch und wussten über was wir sprachen, nicht so wie Noah.

"Ein paar Mal," antwortete Maudado schulterzuckend," er hat versucht mich etwas aufzumuntern."
"Hat es geklappt?"
"Ein wenig."

Normalerweise konnte ich Maudados Emotionen lesen wie ein offenes Buch aber sobald es um Noah ging kam mir nur ein gemischter Haufen aus allen möglichen Gefühlen entgegen.
Er mochte ihn, das wusste ich, aber andererseits schien er ihm auch etwas suspekt zu sein.
Es war seltsam und schwer einzuschätzen.

Wir plauderten etwas während wir zum Kino gingen und waren etwa eine Viertelstunde vorm Beginn des Filmes da.

Palle hatte sich irgendetwas ausgesucht und ich vertraute darauf, dass es ein gescheiter Film war.

Bereits vorm Eingang des Kinos wartete mein Freund auf uns und lächelte breit. Neben ihm stand in einem lockeren, dunkelgrauen Hemd Noah. Sein Lächeln galt nur Maudado.

Ich gab Patrick einen sanften Kuss auf die Lippen und lächelte ihn an.
"Wie lange wartest du schon?", hauchte ich gegen seine leicht geöffneten Lippen.
"Nur ein paar Minuten," entgegnete er ebenfalls im Flüsterton und brachte dann etwas Abstand zwischen uns.
Lauter fragte er in die Runde:" Wollen wir reingehen?"
Noah und Maudado nickten, die sich eben etwas unsicher umarmt hatten.

Gemeinsam gingen wir nach drinnen und bevor noch jemand etwas sagen konnte rief Patrick bereits:" Wollt ihr die Snacks holen? Wir holen dann die Tickets."
Mit einem verwirrten Gesichtsaudruck sah Maudado mich an, zuckte aber schließlich mit den Schultern:" Gerne."

Die beiden verschwanden und wir stellten und in die Schlange für die Tickets.

"Willst du Dado jetzt mit Noah zuammen bringen?", fauchte ich Patrick sofort an, als die beiden außer Hörweite waren.
Er schüttelte den Kopf und senkte seine Stimme:" Auf keinen Fall. Ich wollte dir nur etwas sagen. Etwas Wichtiges."

Wir traten beide ein Stück in der Schlange nach vorne und er begann zu erzählen:" Ich konnte heute Nachmittag doch nicht direkt mit zu Maudado. Das lag daran, dass ich bei Zombey war und ihn mal gehörig angeschnauzt habe. Ich habe ihm gesagt wie es uns und besonders Maudado geht. Wie sehr er ihn damit verletzt."
"Und wie hat er reagiert?", interessiert sah ich Patrick an.
"Er war total überrascht davon," er schüttelte enttäuscht den Kopf," dieser Idiot hatte keine Ahnung und hat sich dank mir total mies gefühlt."
"Das geschieht ihm gerade recht," brummte ich," Maudado fühlt sich schließlich auch total mies."
"Das habe ich mir auch gedacht." Wir grinsten uns kurz an und Patrick erklärte weiter:" Er hat mich gefragt was er tun soll und ich habe gesagt er soll sich gefälligst bei Maudado melden und entschuldigen. Als ich gegangen bin hat er bereits daran herum gegrübelt was er schreiben könnte."
Ich nickte nachdenkend:" Und er wird ihm auch wirklich schreiben?"
"Zu hundert Prozent."
"Gut."

Wir kamen an die Reihe und Patrick holte vier Tickets für den zweiten Jumanji-Film.
Nicht unbedingt meine erste Wahl aber trotzdem bestimmt ein witziger Film.

"Denkst du Micha lässt sich morgen blicken wenn wir uns bei mir treffen?", fragte ich während wir in Richtung der Kinosäle gingen.
"Er hat mir zumindest gesagt, dass er kommen würde. Ob er das tatsächlich tut weiß ich nicht," erwiderte Patrick.

Wir trafen die anderen beiden, die Popcorn, Nachos und Getränke in den Händen hielten.
Gemeinsam gingen wir in den Kinosaal.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt