Kapitel 43

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Ich schreckte vor Zombey zurück wie vor einem Feuer und setzte mich ruckartig auf.

Meine Hände wurden schwitzig und ich zog die Knie an den Körper.
Was hatte ich da eben bitte getan?

Als Zombey seinen Arm über meine Schultern legte und mich ein Stück zu sich zog wollte ich mich von ihm wegdrücken, doch er hielt mich fest.

"Beruhig dich," murmelte er und schien nichts von der Ruhe und Gelassenheit verloren zu haben, die er schon seit vorhin hatte.
Ich drehte den Kopf zu ihm und sofort flog mein Blick zu seinen angeschwollenen und roten Lippen.
Kurz verfluchte ich mich innerlich bevor ich in seine Augen sah, die mindestens genauso viel aussagten wie seine Lippen.

Ich brauchte einige zittrige Atemzüge um mich an Zombeys liebevollen und begehrlichen Blick zu gewöhnen.
Heftig schluckte ich und sagte dann, ohne den geplanten Nachdruck:" Wie soll ich mich denn beruhigen? Ich habe gerade einen verlobten Mann geküsst."
"Einen verlobten Mann, der das niemals wollte," entgegnete er ruhig.
Am liebsten hätte ich mich ebenfalls so locker gemacht wie er und mich einfach wieder fallen lassen, doch dieser Moment war vorbei. Leider.

"Trotzdem verlobt," hielt ich dagegen und senkte den Kopf. All die glücklichen Gefühle wurden langsam von Enttäuschung ersetzt.
"Das ist doch nur ein dummes Wort," meinte Zombey und zuckte mit den Schultern.
Verwirrt sah ich ihn kurz an, bevor ich seinem Blick nicht mehr standhalten konnte und wieder auf den Boden starrte. Normalerweise war Zombey selbst derjenige der immer an seine Verlobung dachte. Er hatte mich schließlich gestern Abend noch schmerzlich daran erinnert dass unsere Gefühle niemals etwas bewirken konnten, da er verlobt war.
War er so benebelt dass er sich an seine eigene Wut und Verbitterung nicht mehr erinnerte.

"Bitte rede nicht so über deine Verlobung," murmelte ich," du hast mir gesagt dass wir niemals mehr sein können weil du heiraten wirst. Mach mir mit diesen Worten keine Hoffnungen, die sowieso wieder zerschlagen werden."
Zombey seufzte:" Diese Verlobung steht fest, ich weiß, aber wir können doch trotzdem den Moment genießen."
"Und damit meinst du dann wohl dass du deine Verlobte betrügst," brummte ich.
Zombey strich mit den Fingern durch mein Haar und sofort erzitterte mein Körper.
"Ich weiß dass wir das nicht tun sollten aber ich bin nicht unbesiegbar, Mauri. Ich kann nicht für immer meine Gefühle hinter meinen Mauern verstecken, besonders nicht wenn du direkt vor mir liegst. Mit genau dem gleichen Gesichtsausdruck wie ich. Mit genau den gleichen Gefühlen."
"Aber das musst du tun."
"Warum hast du mich dann geküsst? Warum hast du mit so viel Leidenschaft erwidert?", wollte er wissen und ich blieb still.

Die Wahrheit war mir zu peinlich um sich laut auszusprechen. Es war mir zu peinlich laut auszusprechen dass ich all meine Selbstbeherrschung verlor wenn es um Zombey ging und jeden weiteren Kuss von ihm erwidern würde weil ich ihm einfach nicht widerstehen konnte. Egal wie sehr ich mich dagegen wehrte. Gegen ihn war ich machtlos.

"Siehst du," seine Hand wanderte von meinen Haaren zu meinem Oberschenkel und verweilte dort," wir können unsere Gefühle verstecken aber irgendwann müssen sie raus. Auch wenn es nur für einen Kuss ist."
"Aber das können wir so nicht wiederholen. Wir können nicht hin und wieder wenn unsere Gefühle überschwemmen verschwinden um uns dann zu Küssen oder was weiß ich zu tun. Auf jeden Fall nicht solange du verlobt bist," erklärte ich und versuchte dabei nicht allzu traurig zu klingen.
Auch wenn ich tief drinnen wusste dass dass das Richtige war tat es weh so etwas zu Micha sagen zu müssen.
"Na schön."
Überrascht sah ich ihn an:" Tatsächlich?"
Er nickte:" Ich weiß zwar dass du das nicht so meinst aber ich will auch nicht mit dir streiten also bin ich einverstanden. Außerdem wirst du, wenn der Tag kommt, sowieso anders reagieren. Das weiß ich."
"Michael," begann ich, doch er unterbrach mich.
"Keine Sorge, ich bin still. Aber lass uns wenigstens diese Stunden in Ruhe genießen, ja? Damit mir dieser Tag als schönster in meinem Leben in Erinnerung bleibt."
Ich nickte und konnte das aufkommende Lächeln nicht unterdrücken.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt