13. Ein Mann im Anzug

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Motiviert meinen Tag zu bestreiten begann ich die ersten Daten in den Rechner vor mir einzutragen. Der Fakt, dass meine Pausenvertretung Luise heute nicht zur Arbeit kam hatte keinerlei Auswirkung auf meine gute Laune. Auch wenn das bedeutete, dass meine Pause sich um drei Stunden nach hinten verschob, weil erst dann die nächste Vertretung erreichbar war.

Ich hatte ein gutes Wochenende und freute mich auf den heutigen Tag. Nach der Arbeit würde ich Kelly aus dem Kindergarten holen und mit ihr in die Stadt fahren um ein paar neue Klamotten zu besorgen. In letzter Zeit hatte sie einen echten Wachstumsschub gemacht und passte in kaum eine ihrer Hosen. Im Winter war es allerdings ganz vorteilhaft passende Hosen für eine fast Zweijährige zu haben.

In der Kanzlei war es schon den ganzen Vormittag ruhig, was vermutlich daran lag, dass Rachel zur Zeit beurlaubt war und mir somit ihre Kommentare erspart blieben.

Die Kunden waren heute sehr freundlich und bis jetzt hatte ich nicht einen einzigen Klienten, dem ich mal meine Meinung geigen wollte. Es gab eben auch gute Tage.

Gegen 13 Uhr kam Mister Avelon zu mir an den Empfang. Er war ein Vertreter aus der Personalabteilung und hatte eine höhere Stellung als ich. Das bedeutete er war durchaus befugt mir Befehle zu erteilen. Um besonders beschäftigt zu wirken und somit hoffentlich einen guten Eindruck zu machen, senkte ich meinen Kopf in die Papiere vor mir und hämmerte in die Tastatur, als würde mein Leben davon abhängen.

"Miss Green, wie ich sehe sind Sie sehr beschäftigt." ertönte dann seine Stimme. Der Plan hat wohl funktioniert.

"Ach was, schon in Ordnung. Was kann ich für Sie tun?" fragte ich besonders höflich.

"Das hier ist Antonio Jackson. Er ist Praktikant und ich möchte ihn in den nächsten paar Wochen bei Ihnen einteilen. Zeigen Sie ihm, was Ihre Aufgabe ist und lassen Sie ihn auch ab und zu selbst ein paar Sachen erledigen."

Wow, offenbar war die Befehlkette nun zu mir übergegangen. Zumindest was den Praktikanten anging.

"Freut mich sehr Sie kennenzulernen." sagte dieser darauf freundlich und hielt mir seine Hand entgegen.

"Ganz meinerseits." sagte ich und erwiderte die Geste.

"Nun dann, ich denke Sie haben hier alles im Griff Miss Green. Bei Fragen wenden Sie sich einfach an mich." Mister Avelon klatschte zweimal in die Hände und verschwand dann wieder durch den langen Flur in eins der Büros.

"Also Antonio, erster Tag hm?" fragte ich den Jungen vor mir. Tatsächlich schien er noch recht jung zu sein. Vielleicht 19 oder 20 Jahre alt.

"Ja ist es." sagte er und rieb sich nervös die Hände ineinander. Er stand noch immer vor dem Tresen und wusste nicht so recht wohin mit sich selbst.

"Keine Sorge, ich tu dir nichts. Komm erstmal hier hinter." sagte ich und zog einen zweiten Stuhl neben mich. In der Ecke hinter dem Tresen war grundsätzlich ein zweiter Stuhl, wobei ich seine Existenz nie verstanden habe. Nun wurde er zum ersten Mal nützlich.

"Weißt du denn was man hier vorne am Empfang zu tun hat?" fragte ich.

"Ja, Mister Avelon hat es mir grob erklärt." er kratzte sich am Hinterkopf und versuchte sich gemütlich in den Stuhl zu setzen.

"Steh auf." forderte ich ihn auf und erhob mich selbst auch. Er sah mich zwar fragend an, aber tat sofort, was ich ihm gesagt hatte. Wenn Kelly doch nur immer so gut hören würde.

"Wir tauschen jetzt die Plätze." sagte ich kurz angebunden und überließ ihm meinen Platz. Er sah immernoch verwundert aus, kam aber meiner Aufforderung auch dieses Mal nach.

Be Mine || Sebastian Stan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt