02. Grübchen

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"Imogen, Kelly! Hier drüben!"

Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, wurden meine Tochter und ich auch schon von Tessa und Ben geradezu überrannt.

Ich sah mich um, um herauszufinden, wo genau die beiden waren. Das war jedoch nicht nötig, da ich ein paar Sekunden später an kleinen Jungen an meinem Bein hängen hatte. Ben sah mich mit seinen braunen Augen an und lächelte dabei.

"Ben du kannst nicht einfach so wegrennen!" tadelte ihn seine Mutter.

"Mommy, ich wollte zu Tante Mo." verteidigte sich der Kleine. Tessa war grade nicht wirklich böse auf ihn, das wusste ich. Aber Recht hat sie eigentlich schon.

"Vertraust du ihn mir etwa nicht an?" scherzte ich und ging mit beiden Kindern im Schlepptau einige Schritte weiter, auf meine Beste Freundin zu.

"Ach sei doch ruhig, komm her!" sagte Tessa und schon lagen ihre Arme um meinen Hals. Ich hatte sie wirklich vermisst.

"Zwei Wochen sind viel zu lange." jammerte sie, jedoch erwiderte ich nur, dass man sich in zwei Wochen kaum entspannen kann. Wenn man richtig angekommen ist, muss man schon wieder los.

Ben zupfte an meinem Bein rum und murmelte immer wieder Kelly's Namen. Ich ließ sie runter und auch sie bekam eine herzliche Umarmung zur Begrüßung. Mir und Tessa entging ein kleines 'Aww' als wir auf die zwei runtersahen.

"Na komm, holen wir euer Gepäck und dann fahren wir in die Stadt." Tessa nahm Ben an die Hand und löste ihn somit von meiner Tochter.

Sie war drauf und dran ganz euphorisch zu dem Gepäckband loszulaufen, jedoch stoppte ich sie in ihrem Unternehmen.

"Können wir ein ander mal in die Stadt fahren? Ich bin einfach nur fertig und würde um ehrlich zu sein lieber ein bisschen schlafen. Sofern Kelly da mitmacht." sagte ich ehrlich und lachte am Ende mit einem Blick auf die kleine Brünette an meiner Hand.

Tessa sah mich verwirrt aber auch verständnisvoll an. Trotzdem legte sie den Kopf schief und frage schließlich
"Von Kuba nach Atlanta fliegt man doch keine 2 Stunden."

"Der Flug war nicht das schlimmste. Ich hab die Nacht kaum ein Auge zu getan." antwortete ich und erinnerte mich dabei an gestern Abend.

Gänsehaut überkam mich. Ich schüttelte schnell den Kopf um die Bilder loszuwerden, die ich mir die Nacht aus lauter Angst zusammen gemalt habe.

"Wieso das?" wollte Tessa nun wissen, neugierig wie sie war.

"Das erklär ich dir im Auto" sagte ich nur schnell und nahm Kelly an die eine Hand, mit der anderen hakte ich mich bei Tessa ein und ging so mit ihr und den Kindern zum Gepäckband.

*****

Ben und Kelly saßen auf dem Rücksitz von Tessa Auto und knabberten beide an einem Keks herum, während Tessa und ich einen Kaffe tranken, den wir vorher noch am Flughafen gekauft hatten. Tessa fuhr durch die völlig überfüllten Straßen von Atlanta und bahnte sich einen Weg raus aus der Stadt und rein in die kleinen Vororte.

Die ganze Zeit hörte sie mir gespannt zu, wie ich von Kelly's Verschwinden gestern Abend erzählte und wie ich dabei fast den Verstand verloren habe, weil ich mir, wie jedes mal wenn mir etwas schlimmes passiert, sofort irgendwelche Horrorszenarien ausmalte.

Im großen und ganzen sagte sie nicht viel außer hin und wieder ein mitfühlendes 'oh' oder ein erschrockenes 'oh gott'. Allerdings war ich auch froh, dass sie sich die Kommentare zu der Geschichte ersparte.

Wir beide waren schamlos ehrlich und da kam es schon das ein oder andere mal vor, dass wir uns stritten, weil wir die Wahrheit nicht vertrugen. Das letzte, was ich jetzt brauchte war ein kluger Ratschlag von einer mindestens genauso tollpatschigen Person, wie ich es war.

Be Mine || Sebastian Stan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt