60. Gleichgewichtssinn

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Das Gute am Mutterschutz war, dass ich immer zu Hause war. Das schlechte am Mutterschutz war allerdings, dass ich immer zu Hause war. Es war Fluch und Segen.

Ich konnte tun und lassen was ich wollte und trotzdem hatte ich so große Langeweile, dass ich auf der Couch im Wohnzimmer lag und die Vögel zählte, die durch den Garten flogen. Anfangs hatte es mir fast sogar Spaß gemacht, aber bei Vogel Nummer 46, hatte mich die Motivation verlassen.

Frustriert pustete ich Luft aus und drehte mich auf dem Sofa um, sodass ich nun zur Decke herauf sah. Es war aber auch wirklich zum verrückt werden.

Genervt über meine eigene Demotivation schlug ich die Wolldecke über meinen Beinen zur Seite und stand vom Sofa auf.

Es gäbe bestimmt viel zu tun. Vielleicht könnte ich ja etwas putzen, jetzt wo Kelly im Kindergarten ist und nicht durch das ganze Haus rennt.

Allerdings stand mir der Sinn eher danach, Sebastian etwas auf die Nerven zu gehen. Er war im Keller und trainierte und ich hatte ihm versprochen, ihn nicht zu stören. Aber er war so durchtrainiert, dass eine Trainingseinheit weniger daran auch nichts ändern würde.

Als ich die Treppe zum Keller herunter ging, konnte ich schon die Musik hören, die er angemacht hatte.

Ich öffnete die Tür zum Trainingsraum und lehnte mich gegen den Türrahmen. Sebastian machte gerade Klimmzüge, zog sich immer wieder an einer Stange nach oben. Er hatte mir seinen Rücken zugewandt und trug dabei kein T-Shirt, ich konnte also sehen wie sich seine Muskeln bei jedem Zug anspannten und danach wieder entspannten. Bei seinen Armen war es genau das gleiche.

Ich musste mir auf die Lippe beißen. Ich hatte wirklich einen gut aussehenden Freund. 

Da Sebastian mich bisher nicht bemerkt hatte räusperte ich mich kurz, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Er ließ die Stange los und landete mit den Füßen auf der Matte unter sich. Dann drehte er sich zu mir herum und begann zu grinsen.

Na das ist mal eine schöne Ablenkung." sagte er und kam mit großen Schritten auf mich zu.

Ich lächelte ebenfalls und streckte meine Hände nach ihm aus.

Hallo schöne Frau." hauchte er und legte seine Arme um meine Hüften. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn allerdings war mir das egal. Ich legte meine Arme um seinen Hals und lehnte mich gegen ihn, so gut es mit dem Bauch ging.

Ich dachte du wolltest oben bleiben." fragte Sebastian und schaute mich nachdenklich an.

Ich warf meinen Kopf in den Nacken und stöhnte genervt auf.

Ja ich weiß, aber es ist so langweilig."

Sebastian konnte über mein Jammern nur lächeln.

Tut mir leid, ich wollte dich nicht stören." sagte ich und sah ihn entschuldigend in die Augen. Sebastian warf mir einen kritischen Blick zu.

Du kannst mir beim trainieren helfen." sagte er dann enthusiastisch. Ich schüttelte lachend den Kopf.

Ich kann mir kaum noch die Schuhe zu machen, wie soll ich dir dann beim trainieren helfen?" fragte ich verwundert. Sebastian lachte nur.

Vertraust du mir?"

Ich nickte.

Daraufhin nahm er meine Hände und führte mich in die Mitte des Raumes. Er deutete mir an, mich auf die Matte zu legen.

Die Matte war hart und klebrig, es war nicht gerade bequem hier so zu liegen.

Sebastian lehnte sich über mich und stützte sich mit seinen Händen rechts und links von meinem Kopf ab.

Be Mine || Sebastian Stan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt